Shopify, die dritte Macht im E-Commerce nach Amazon und Ebay?
Das Shopsystem Shopify wird mittlerweile von mehr als 800.000 Händlern weltweit genutzt und das Unicorn hat sich im Verlauf der vergangenen 13 Jahre seit der Gründung im Jahr 2006 zu einer beachtlichen Marktgröße entwickelt – im Moment noch mit einer hauptsächlich in Nordamerika starken Präsenz. Doch Shopify ist weltweit präsent und könnte in Deutschland nicht nur den noch mit großen Potenzialen ausgestatteten SaaS-Markt aufrollen, sondern auch eine Infrastruktur einführen, die sich mit Amazon vergleichen lässt. Für Händler ein Mehrwert, auch ohne dass ein Marktplatz dahintersteht.
Wie groß ist Shopify?
Die Superlative sind beachtlich: Im vergangenen Jahr haben die Shopify-Händler auf der Plattform einen Handelsumsatz von rund 41 Milliarden US-Dollar erzeugt. Zum Vergleich: Amazon hat weltweit mit eigenem Handelsgeschäft 117 Milliarden Dollar erwirtschaftet (zuzüglich 160 Milliarden Dollar Marktplatzumsatz), Ebay 94,58 Milliarden. Dass sich das Unternehmen auf der diesjährigen Partner-Konferenz Shopify Unite in Toronto in Relation zu den beiden Marktplätzen an dritter Stelle im E-Commerce einordnet, ist also keineswegs vermessen.
Rund 218 Milliarden Käufer hat das Unternehmen durch die Händlershops bewegt, immerhin 3,4 Milliarden der Käuferumsätze liefen über das hauseigene Paymentsystem. Ein Teil des Wachstums ist auch dem steigenden internationalen Handel zu verdanken, der Anteil der Auslandskäufe in den Shopify-Shops stieg um 35 Prozent.
Shopify ist im vergangenen Jahr enorm gewachsen: Insgesamt hatte das Unternehmen bisher etwas mehr als 100 Milliarden Handelsumsatz auf der Plattform bewegt, unter Berücksichtigung der 41 Milliarden von 2018 sind somit allein 41 Prozent der letzten zwölf Jahre im vergangenen Jahr entstanden.
Das Ökosystem hat sich ähnlich entwickelt. Die Auszahlungen an App-Entwickler aus den Shopify-Marktplatz-Einnahmen haben sich im vergangenen Jahr von 100 auf 200 Millionen Dollar verdoppelt. Die gesamten Umsätze der Partner stiegen von 800 auf 1,2 Milliarden Dollar – Shopify selbst hat nur rund eine Milliarde Umsatz erarbeitet.
Shopify und seine Plattform-Infrastruktur für Händler
Das Shopsystem hat sich vom Shop zum E-Commerce-Betriebsystem weiterentwickelt, zu einer immer umfangreicheren Plattform. An einem Ökosystem verdienen viele mit, auch bei Shopify, aber der Plattformgedanke verlangt nach einem deutlichen Mehrwert, der aus der Wertschöpfung einer solchen Plattform entsteht. Dazu hat Shopify mehrere Ansätze:
- Shopify Fulfilment: Das gerade vorgestellte, mit Machine-Learning-Technologie betriebene, Logistiknetzwerk in den USA macht Amazon FBA Konkurrenz und bietet Infrastruktur für eine schnelle Skalierung.
- Shopify Capital bietet die Vorausfinanzierung von Wareneinkäufen an, seit 2016 sind rund 500 Millionen Euro verliehen worden.
- Für Logistik- und Paymentdienstleistungen kauft Shopify für seine Händler zu Großhandelskonditionen ein und gibt die vergünstigten Preise aus Kooperationen weiter.
- Das Bezahlsystem Shopify Pay, ein Konkurrenz zu Paypal oder Amazon Pay, speichert die Zahlungsdaten für einen schnelleren Checkout ab und wird heute von 30 Millionen Kunden aktiv genutzt.
- Die Marketing Section bündelt die Marketing-Kanäle wie Facebook, Google Ads oder Snapchat auf der Plattform und integriert sie in das Shopsystem.
- Die Version Shopify Plus ermöglicht die Verwaltung mehrere Shops zur gleichen Zeit mit einer gemeinsamen Nutzerverwaltung für das Unternehmensbackend, beispielsweise für Filialisten.
Shopify in Deutschland und Europa
Genaue Zahlen zur Entwicklung in Deutschland hat der SaaS-Anbieter nicht vorgelegt – die Anzahl der Shopify-Händler in Europa soll aber mittlerweile mehr als 100.000 betragen. In Berlin ist das Europa-Hauptquartier angesiedelt, das aktuell 40 Mitarbeiter auf drei Etagen beschäftigt und im nächsten Jahr in neue Räumlichkeiten ziehen will, um Platz für eine dreistellige Anzahl von Mitarbeitern zu schaffen. Shopify ist deutlich auf Wachstumskurs.
Dabei könnte der Anbieter ein Momentum entwickeln, das den Markt für Shopsysteme in Deutschland gehörig durcheinanderwirbeln könnte.
Disclosure: Die Reise unseres Autors zur Shopify Unite nach Toronto wurde von Shopify finanziert. Einfluss auf die Berichterstattung hat das nicht.
Passend zum Thema