
Am 26. Oktober kommt die Komödie Dumb Money in die Kinos. Darin geht es um Leerverkäufe, Hobbyinvestor:innen und einen brisanten Short Squeeze. Welche Mechanismen hinter diesen Begriffen stecken, haben wir kurz erklärt.
Worum geht es in Dumb Money?
Der Film basiert auf dem Buch The Antisocial Network (deutscher Titel: Dumb Money) von Ben Mezrich. Er ist Autor von acht Büchern, darunter auch von Milliardär per Zufall, das vom Aufbau von Facebook handelt und als The Social Network 2010 verfilmt worden ist.
Dumb Money greift den plötzlichen Kursanstieg der Aktie von Gamestop 2021 auf. Damals hatten sich viele Kleinanleger:innen über das Forum Reddit zusammengetan und Aktien der amerikanischen Einzelhandelskette für Videospiele gekauft.
Damit setzten sie ihr Geld auf ein Unternehmen, das professionelle Investierende bereits abgeschrieben hatten. Mehr noch: Viele Manager:innen von Hedgefonds und anderen Kapitalgesellschaften vertrauten darauf, dass die Tage von Gamestop gezählt seien, und nutzten Finanzinstrumente wie das Shortselling, um davon zu profitieren.
Es passierte, was sehr selten der Fall ist: Die privaten Anleger:innen ließen mit ihren gebündelten Investments den Kurs der Aktie von knapp 20 Dollar Anfang 2021 auf zwischenzeitlich etwa 480 Dollar ansteigen. Damit sabotierten sie das Shortselling der professionellen Investor:innen, weshalb das Ereignis auch unter dem Namen Wall-Street-Bets bekannt wurde.
Was ist Dumb Money?
Als Dumb Money werden umgangssprachlich und abwertend unprofessionelle Investments bezeichnet. Oft sind es Kleinanlegende, die wenig Ahnung von der Börse haben und zu unpassenden Zeitpunkten ihre Wertpapiere kaufen oder verkaufen.
Den Gegensatz dazu bildet Smart Money, das Geld von institutionellen Investor:innen. Sie verfügen über mehr Informationen, Datenanalysen und Hintergrundwissen, um darauf ihre Investmententscheidungen aufzubauen.
Wie funktioniert Shortselling?
Shortselling wird auch als Leerverkauf bezeichnet. Kurz gesagt, wird damit auf fallende Kurse gewettet. Dahinter steckt die Sell-buy-back-Strategie: Der:die Shortseller:in leiht sich Wertpapiere, meist Aktien, gegen eine Gebühr und mit einem definierten Rückgabezeitpunkt.
Der:die Shortseller:in setzt darauf, dass die Aktie in der Zwischenzeit an Wert verliert. Denn er:sie verkauft die geliehenen Werte direkt weiter. Kurz vor Ende der Leihfrist kauft er:sie die gleiche Aktie wieder zurück, um die Leihe einzulösen. Idealerweise kauft er:sie dann zu einem niedrigeren Preis als dem, zu dem er:sie die Aktien bereits verkauft hat.
Er:sie spekuliert also darauf, dass die Aktie in der Zeit zwischen Verkauf und Erfüllungszeitpunkt in ihrem Wert sinkt. Passiert aber das Gegenteil dieser Annahme und steigt der Kurs der Aktie, legt der:die Shortseller:in am Ende drauf.
Diese Termingeschäfte funktionieren nicht nur mit Aktien, sondern auch mit Devisen oder Derivaten und Waren. Leerverkäufe werden aber nicht nur für schnelle Gewinne genutzt, sondern können auch dazu dienen, um Verluste durch fallende Kurse im übrigen Portfolio abzufangen. Auch lassen professionelle Investierende Leerverkäufe über längere Zeiträume von zehn Jahren oder mehr laufen, um übergeordnete Abwärtstrends abzufedern.
Allerdings ist diese Absicherungstaktik nur etwas für erfahrene Anleger:innen und mit direkten und indirekten Kosten verbunden: Wer sein Geld dafür aufwendet, auf kurzfristig fallende Kurse zu wetten, kann es nicht langfristig anlegen und von steigenden Aktienkursen profitieren. Shortseller:innen haben außerdem Opportunitätskosten, da die Option der langfristigen Geldanlage nicht genutzt wird.
Können auch Privatanleger Shortselling betreiben?
Theoretisch ja. Praktisch bieten aber nicht alle Anbieter eine Wertpapierleihe an. Oder sie offerieren sie nur Personen, die Sicherheiten hinterlegen und für eine entsprechende Risikoklasse freigeschaltet sind. Statt auf Leerverkäufe setzen Anlegende mit geringem Kapital daher eher auf andere Finanzprodukte mit vergleichbaren Effekten wie Derivate oder Optionsscheine.
Für Hedgefonds hingegen gehört Shortselling zum Tagesgeschäft, da sie damit finanziell profitieren wollen, wenn eine Aktie überbewertet ist, also die hohe Bewertung des Unternehmens womöglich nicht dessen Wirtschaftsleistung entspricht.
Warum hat das Shortselling einen so schlechten Ruf?
Der schlechte Ruf des Shortsellings kommt daher, weil es das Potenzial hat, den Markt zu destabilisieren. Betreiben sehr viele Investierende Copy-Trading, also stimmen sie ihre Anlageentscheidungen aufeinander ab, kann es zu einer Kettenreaktion kommen.
So kann auch die faktisch falsche Vorhersage, eine Aktie sei überbewertet, einen tatsächlichen Kursrutsch auslösen. Bei den Wall-Street-Bets lief das genau andersherum, da hinreichend viele kleine Anleger:innen auf die Aktie von Gamestop setzten.
Was ist ein Short Squeeze?
Im Fall der Wall-Street-Bets, um die es im Film geht, haben viele Privatanlegende (auch Retail-Investor:innen genannt), für einen Short Squeeze gesorgt, weil durch ihre Aktienkäufe die Wetten der Leerverkaufenden nicht aufgegangen sind. Viele der Shortseller:innen haben dadurch hohe Verluste eingefahren, denn sie mussten die geliehenen Gamestop-Aktien zum Erfüllungszeitpunkt deutlich teurer einkaufen, als sie sie zuvor verkauft hatten.