Studie aus Großbritannien: E-Autos häufiger in Unfälle mit Fußgängern verwickelt als Verbrenner
Forscher:innen der London School of Hygiene & Tropical Medicine haben im Rahmen einer Querschnittsstudie Zehntausende Verkehrsunfälle in Großbritannien untersucht. Von über 900.000 Unfallopfern waren gut 120.000 Fußgänger:innen, von denen wiederum 96.000 von einem Auto oder Taxi verletzt worden waren.
Unterschiede zwischen Stadt und Land
Das Ergebnis der Analyse: Bei reinen Stromern und Hybridfahrzeugen war die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls mit Fußgänger:innen doppelt so hoch wie bei Verbrennern. In der Stadt stieg diese Wahrscheinlichkeit sogar auf das Dreifache.
Warum genau die Stromer für Fußgänger:innen so viel gefährlicher sind als Verbrenner haben die Forscher:innen zwar nicht untersucht. Es gibt aber eine ganze Reihe möglicher Gründe dafür. Unter anderem sind Fahrer:innen von Elektroautos im Schnitt jünger und damit unerfahrener als die Fahrer:innen von Benzinern und Dieselfahrzeugen.
Lärmpflicht bei E-Autos seit 2019
Zudem spiele auch das Fahrgeräusch eine wichtige Rolle. Hier gilt zwar seit 2019 für neue Elektro- und Hybridfahrzeuge eine Geräuschpflicht. Das heißt, dass die Stromer mit akustischen Warngeräuschen ausgerüstet sein müssen. Allerdings, so die Forscher:innen, seien noch Hunderttausende Stromer ohne solche AVAS (Acoustic Vehicle Alert System) auf den Straßen unterwegs.
Hier sei die Politik gefragt, um etwa zu veranlassen, dass auch ältere Elektroautos mit den Geräuschsystemen nachgerüstet werden müssen, meint Phil Edwards, Hauptautor der Studie.
Daten aus den Jahren 2013 bis 2017
An dieser Stelle zeigt sich aber schon der Hauptkritikpunkt an der Studie. Denn die ausgewerteten Unfälle haben alle in den Jahren 2013 bis 2017 stattgefunden – also mindestens zwei Jahre vor der Einführung der Lärmpflicht. Sollten die akustischen Warnsignale so wirksam sein wie erhofft, dürfte die Zahl der Unfälle mit E-Autos in den vergangenen Jahren gesunken sein.
Dafür dass E-Autos in der Stadt im Vergleich noch häufiger mit Fußgänger:innen kollidieren als auf dem Land dürfte verantwortlich sein, dass die Menschen sich an die Fahrgeräusche gewöhnt hätten. In der Stadt diene das Motorengeräusch dazu, das Vorhandensein eines Fahrzeugs sowie dessen Geschwindigkeit zu erkennen, wie Nicola Christie, Professorin für Transportsicherheit an der britischen UCL, erklärt.
Längerer Bremsweg wegen höheren Gewichts
Es gibt aber noch ein weiteres Problem, wie der Guardian schreibt. Denn moderne Elektroautos beschleunigen meist schneller und sind zudem deutlich schwerer als ihre Verbrenner-Äquivalente. Vor allem Letzteres sorge dafür, dass die Bremswege größer sind.
Vor allem der letzte Abschnitt ist Unsinn. Wenn ein Auto schwerer ist, bekommt es selbstverständlich größere Bremsen. Das ist ja bei dreckigen Verbrenner-SUVs auch nicht anders. Es ist also absurd zu behaupten, Elektroautos hatten einen längeren Bremsen.