E-Book-Reader mit Android: Wie neue Geräte dem Amazon Kindle Konkurrenz machen

Viele E-Reader beschränken sich aufs Wesentliche. Ein größerer Funktionsumfang wäre aber kein Nachteil. (Foto: mmkarabella / Shutterstock)
Im Vergleich zum herkömmlichen Buch bieten E-Book-Reader viele Vorteile. Sie wiegen oft deutlich weniger als ein Einband, bieten aber Platz für Tausende digitale Bücher. Dank der Hintergrundbeleuchtung in vielen Modellen kann man im Dunkeln lesen, und dank des stromsparenden E-Ink-Displays hält der Akku oft wochenlang.
Die bekanntesten Modelle dürfte Amazon mit der Kindle-Reihe im Angebot haben. Hier hängt die Shop-Infrastruktur direkt an den Geräten. Neuen Lesestoff findet man schnell. Mit Kindle Unlimited bietet Amazon im Stile von Netflix außerdem eine Bücherflatrate an.
Allerdings tut sich bei dem Lineup der Lesegeräte auch wenig. Mit dem Kindle Scribe hat Amazon 2022 einen digitalen Notizblock herausgebracht, dessen Funktionsumfang aber limitiert bleibt. Andere Hersteller sind da schon weiter.
Hype um den Onyx Boox Palma
Allen voran der Boox Palma, der in den vergangenen Monaten für einen kleinen Hype rund ums digitale Lesen gesorgt hat. Das kleine Gadget unterscheidet sich in zwei Kernpunkten von den etablierten Amazon-Readern: Mit einer Bildschirmgröße von 6,1 Zoll ähnelt er eher einem Smartphone als einem Kindle. Außerdem installiert der Hersteller ein vollwertiges Android-System auf dem kompakten Reader.
Das bietet gleich mehrere Vorteile: Ihr könnt Apps wie Pocket oder Instapaper aus dem Play-Store installieren und Artikel, die ihr im Netz gefunden habt, für später speichern und dann bequem auf dem E-Ink-Display lesen. Das ist ein echter Vorteil zur sperrigen „An meinen Kindle senden“-Funktion. Außerdem lassen sich auch Podcast- oder Musik-Apps installieren. Netflix und Amazon Prime Video würden wahrscheinlich auch funktionieren, dürften auf dem Schwarzweiß-Bildschirm aber genauso schlecht aussehen wie Youtube, Instagram oder Tiktok. Ihr könnt euch beim Lesen also auf das Wesentliche konzentrieren, ohne beim Doomscrolling in Social-Apps zu versacken.
Und natürlich kann man auch die Kindle-App installieren und alle bei Amazon gekauften E-Books auf dem Gerät lesen. Verzichten muss man nur auf die Shop-Anbindung. Heißt: Bücher müsst ihr über den Browser bei Amazon einkaufen und im Anschluss über die App herunterladen.
Der Palma ist der nicht der einzige E-Book-Reader von Onyx. Im Angebot hat der Hersteller auch einige Tablets mit und ohne Farb-E-Ink-Bildschirm und Stift-Unterstützung.
Aber nicht alles ist gut
Allerdings ist an den Geräten des Herstellers auch nicht alles gut. Die Android-Versionen sind oft veraltet. Auf dem Boox Palma ist zum Beispiel das vier Jahre alte Android 11 installiert. Ob es irgendwann ein Update auf eine aktuellere Ausgabe des Google-Systems geben wird, bleibt unbekannt. Nutzer:innen laufen dann Gefahr, dass der Vorteil dieser Geräte wieder flöten geht.
Berücksichtigen sollte man auch, dass die Onyx-Geräte im Vergleich zur Amazon-Hardware recht teuer sind. Rund 300 Euro werden für den Palma fällig. Die Tablets kosten teilweise mehr als 500 Euro. Zum Vergleich: Den günstigsten Kindle mit Werbung im Sperrbildschirm bekommt man bei Amazon für rund 100 Euro. Zum Prime Day geht der Preis kurzfristig sicher weiter runter.
Perfekt wäre eine Symbiose der beiden Geräte. Ein Kindle, der Zugriff auf Android-Apps bietet und den der Hersteller jahrelang mit Updates versorgt. Dafür wäre ich auch bereit, ein paar Euro mehr zu bezahlen. Vielleicht schafft es der Hype um den Boox Palma ja, Amazon zu einer Reaktion zu bewegen.