Ein neues Unternehmen namens Cemvita Factory versucht, eine Alternative zu erdölbasiertem Flugtreibstoff herzustellen. Dazu verwendet es gentechnisch modifizierte Mikroben, die Licht und Kohlendioxid synthetisieren. Kürzlich ist die US-Fluggesellschaft United auf dieses Vorhaben aufmerksam geworden und hat nun eine Zusammenarbeit verkündet. Über das Verfahren und gescheiterte Vorgänger berichtete MIT Technology Review.
Cyano-Bakterien produzieren Treibstoff über Photosynthese
Die Methode des Startups setzt auf photosynthetische Mikroben, die Licht und Kohlenstoff verarbeiten. Die genmanipulierten Cyano-Bakterien produzieren dabei nicht nur einen öl-freien Treibstoff, sondern wandeln zusätzlich das Klimagas CO2 um. Das Verfahren befindet sich noch in einem frühen Stadium. Cemvita Factory arbeite zurzeit an einer Skalierung im Labormaßstab, um es im nächsten Schritt marktreif zu machen. Daneben versucht das Unternehmen, seinen Mikroben die Herstellung von Ethylen beizubringen, um auch klimafreundlichen Kunststoff herzustellen.
Verschiedene Ansätze verwenden CO2 für die Treibstoffproduktion
Das Ziel selbst ist dabei nicht neu. Schon seit vielen Jahren arbeiten Wissenschaftler:innen an Lösungen, um der Atmosphäre CO2 zu entnehmen und daraus Treibstoffe zu entwickeln. Der komplette Wissenschaftszweig der Synthetischen Biologie widmet sich diesem Thema. Vor längerem hat etwa eine Gruppe an der Oxford-Universität über einen speziellen Katalysator aus CO2 Kohlenstoffe gewonnen, die als klimafreundlicher Treibstoff verwendet werden können. Siemens hat mit Porsche und Exxon ein E-Fuels-Werk in Chile gebaut, das synthetische Treibstoffe per Elektrolyse herstellt.
Biokraftstoff-Startups kommen und gehen
In diesem Bereich haben bereits viele Jungunternehmen Versuche gestartet. 2005 begann etwa LS9 mit der Entwicklung von „Ultraclean Diesel“ aus der Mikroben-Produktion. 2014 übernahm der Biodiesel-Konzern Renewable Energy Group die Firma. Das Produkt heißt nun Ultraclean BlenD. Der Hersteller hat auch Flugzeugtreibstoffe im Angebot, die ohne Kohlenstoffe aus fossilen Quellen auskommen. Ein anderes Startup namens Joule gab dagegen 2017 auf.
Skalierung ist das Problem
Mittlerweile existieren eine Reihe von wissenschaftlichen Wegen, aus nicht-fossilen biologischen Quellen alternative Treibstoffe herzustellen. Das Kernproblem liegt oft darin, dass es sehr energieaufwendig ist, CO2 aus der Atmosphäre zu entnehmen und verarbeitbar zu machen. Diesen Prozess, wie Cemvita Factory, Pflanzen zu überlassen, könnte die Energiebilanz stark verbessern. Bleibt zu hoffen, dass dem Startup die Skalierung auf industrielle Maßstäbe gelingt, an der schon viele zuvor gescheitert sind. Das Geld von United Airlines könnte dabei helfen.