Normalerweise gilt es mindestens als unhöflich, während eines Zoom-Meetings oder einer Vorlesung E‑Mails oder SMS zu schreiben. Die sogenannte Multikommunikation, also gleichzeitige Kommunikation über verschiedene Medien, lenkt von der eigentlichen Aufgabe ab, so die vorherrschende Meinung.
Gewusst, wie: Vorteile von Multikommunikation
Forscher:innen der Binghamton University behaupten jetzt das Gegenteil. Dabei geht es freilich nicht um wahlloses Hin- und Herschreiben, wie Studienleiterin Jinglu Jiang konkretisiert. Es komme darauf an, wie man kommuniziert.
Wichtig sei, darauf zu achten, wie Menschen mit der Multikommunikation umgehen, statt das Verhalten an sich als negativ zu bewerten. So könne etwa eine während eines Meetings per E‑Mail eingeholte Information wichtig sein, um etwas Wertvolles zu diesem Meeting beizutragen, erklärt Jiang.
Beitrag optimieren, Verzögerungen verringern
Richtig angewandt, können die aus nebenbei geführten Unterhaltungen gewonnenen Informationen genutzt werden, um den Beitrag einer Person zu dem Meeting zu optimieren oder Verzögerungen gering zu halten. Das gilt laut Jiang vor allem dann, wenn sich die beiden parallel verwendeten Medien ergänzen.
Aber: Führungskräfte sollten genau wissen, wann es geboten ist, die Aufmerksamkeit ausschließlich auf das Meeting zu richten. Clever wäre es, wenn Manager:innen ihren Mitarbeiter:innen anhand von Beispielen deutlich machen, wann das Schreiben von E‑Mails oder SMS nützlich und erlaubt ist, wie es bei phys.org heißt.
Richtiger Umgang mit Multikommunikation
„Der richtige Umgang mit diesem Verhalten auf individueller und auf Teamebene macht den Unterschied zwischen Multikommunikation als Ablenkung und wertvoller Multikommunikation aus“, so Jiang.
Es seien aber weitere Studien zu diesem Thema notwendig, um zu beleuchten, wie Multikommunikation die Bereiche Brainstorming, Verhandlungen oder den Aufbau von Beziehungen beeinflussen könnte.
68 Studien ausgewertet
Die Studie „Toward a multilevel framework of multicommunicating: Insights from a systematic review“ ist im Fachmagazin Computers in Human Behavior Reports erschienen. In die Untersuchung wurden 68 Studien aus den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Soziales einbezogen.