Vielfältige Einstiegschancen: So kommt ihr in die E-Sport-Szene
E-Sport beschreibt das wettbewerbsorientierte Spielen von Computer- und Videogames. Die Bekanntheit des Phänomens wächst zusehends. Konnten in Deutschland im Jahr 2017 noch 55 Prozent etwas mit dem Begriff anfangen, waren es im Jahr 2020 bereits 71 Prozent. Die neue Übersicht „Fokus Esports“ vom Game-Verband bietet aber noch weitere spannende Zahlen zum E-Sport. So hatte der deutsche E-Sport-Markt im Jahr 2019 ein Volumen von 77 Millionen Euro. Prognosen gehen davon aus, dass sich das bereits im Jahr 2024 mehr als verdoppelt haben wird. Das Wachstum des Marktes ist also exponentiell. Das bedeutet nicht nur, dass das ökonomische System kräftiger wird, sondern auch, dass die Beschäftigungsfähigkeit steigt. Je größer der Markt, desto mehr Jobs werden in ihm angeboten.
E-Sport-Markt: Berufsbilder und Möglichkeiten
Berufe, die man im E-Sport-Umfeld erlernen und ergreifen kann, sind sehr vielfältig. Der E-Sport-Markt ist hier ähnlich aufgestellt wie der traditionelle Sportmarkt. Eine Übersicht eines französischen E-Sport-Forschers, die mit Unterstützung der Universität Siegen übersetzt wurde, zeigt die Vielfältigkeit der Berufsbilder auf. Neben dem Aspekt, als Spielerin oder Spieler professionell E-Sport betreiben zu können, existieren im Markt diverse weitere Einstiegsmöglichkeiten. Die reichen von Aspekten des Gesundheitsmanagements und der Leistungsoptimierung über Medienberufe und journalistische Tätigkeiten bis hin zu Juristerei, Verwaltungsberufen und dem Eventmanagement.
Bevor ihr also über einen beruflichen Einstieg in den E-Sport-Markt nachdenkt, solltet ihr euch überlegen, was ihr eigentlich genau wollt. Worin liegen eure Stärken? Was macht euch Spaß? Womit verbringt ihr bereits jetzt gerne Zeit?
Darauf aufbauend wäre der nächste Schritt, einen zu euren Vorlieben passenden Beruf auszuwählen. Daraus ergibt sich dann, welchen Bildungsweg ihr einschlagen solltet. Auch hier bietet der E-Sport-Markt vielerlei Möglichkeiten.
Bildungsmöglichkeiten und Fundierung
Eine offensichtliche Möglichkeit, um in den E-Sport-Markt einzusteigen, ist der erfolgreiche Abschluss eines Studiums. Die deutsche Hochschullandschaft wird im Hinblick auf E-Sport-Angebote immer größer und vielfältiger. So bieten sich Studiengänge in ganz unterschiedlichen Fachrichtungen. Da es sich beim E-Sport um ein ökonomisches System handelt, wäre etwa ein wirtschaftlicher Studiengang denkbar. In Deutschland existiert dazu bereits ein eigenständiger Bachelor-Studiengang. An der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning könnt ihr nämlich Sportmanagement mit E-Sport-Fokus studieren. Ähnliches bietet die Hochschule Mittweida an, nämlich ein E-Sport-Studium mit Marketing-Schwerpunkt.
Die Hochschule der Medien in Stuttgart und die Europäische Fernhochschule Hamburg gehen einen anderen Weg. Hier werden E-Sport-Inhalte in Form von Modulen und Wahlpflichtfächern angeboten. Die E-Sport-Unterrichtseinheiten sind also eingebettet in ein übergeordnetes Studium, etwa im Bereich der Medienwissenschaften.
Wer an eine Universität gehen will, der wird an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), der Universität Siegen, der Deutschen Sporthochschule zu Köln oder der Universität Augsburg fündig. Es werden etwa Inhalte in wirtschaftlichen und juristischen Studiengängen angeboten, sodass es vielerlei Möglichkeiten gibt, einen akademischen Weg im E-Sport einzuschlagen. Dort werden darüber hinaus nicht nur Studieninhalte angeboten, sondern es wird auch zum E-Sport geforscht. Es lohnt sich also, auch einen Blick auf einen wissenschaftlichen Berufsweg im E-Sport zu werfen. Schließlich ist das Forschungsfeld noch weitgehend unbespielt und man kann viele Grundlagen schaffen.
Einstieg als Spielerin und Spieler: Die Esports Player Foundation
Der große Traum von vielen jungen Menschen ist inzwischen nicht mehr der Weg in den Profifußball oder die Filmbranche. Vielmehr wird vermehrt der Wunsch geäußert, professionell E-Sport betreiben zu wollen – und zwar als Spielerin oder Spieler.
Deutschland ist in der glücklichen Lage, dass es hierzulande mit der Esports Player Foundation eine nachhaltig arbeitende Talentschmiede gibt. Die Organisation fungiert als eine Art „Deutsche Sporthilfe im E-Sport“ – und das ebenfalls ohne kommerzielle Absichten. Potenziale von Spielerinnen und Spielern werden analysiert und Talente werden im Rahmen von Förderprogrammen unterstützt. Die sind eingerahmt von anderen Lebensbereichen, etwa der schulischen Bildung. So wird sichergestellt, dass E-Sport nur eine von mehreren Möglichkeiten des Berufswegs ist, falls der große Durchbruch als Spielerin oder Spieler ausbleiben sollte.
Den ganzheitlichen Ansatz der Organisation erkennt man auch an anderen Aspekten. So setzt sich die Talentschmiede auch für Gleichstellung im E-Sport ein, da Frauen im professionellen Bereich bisher unterrepräsentiert sind. Gemeinsam mit der Deutschen Telekom und der E-Sport-Profiorganisation SK Gaming ist deshalb das Projekt Equal Esports ins Leben gerufen worden. Die Initiative setzt sich aber nicht nur für die Gleichstellung von Frauen ein, sondern für gesellschaftliche Diversität im Allgemeinen.
Umsetzung eigener Ideen und Gründung von Startups
Die Möglichkeit, eigene Unternehmen in Deutschland zu gründen, ist niedrigschwellig. Insbesondere mit einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) oder einer haftungsbeschränkten Unternehmergesellschaft (UG) ist der Weg in die Selbstständigkeit vergleichsweise risikoarm möglich. Da E-Sport, wie oben beschrieben, an vielen Stellen noch sehr unbespielt ist, bieten sich vielerlei Chancen, neue Ideen in den Markt zu tragen.
Aus diesen Gründen werden vermehrt Startups gegründet, die die Chancen des E-Sports nutzbar machen wollen. Das reicht von Startups, die beispielsweise Non-Fungible Token (NFT) für Streamerinnen und Streamer, Teams, Organisationen sowie Spielerinnen und Spieler anbieten, über Beratungsagenturen bis hin zu Unternehmen, die E-Sport für eine moderne Personalarbeit nutzen.
Wenn ihr also eine neue Idee oder Vorstellungen zur Weiterentwicklung vorhandener Angebote habt, dann kann sich der Sprung in die Selbstständigkeit lohnen. Der E-Sport-Markt wächst rasant und die Nachfrage in diesem Sektor wächst auch bei nicht-endemischen Marken zunehmend.
Findung eines Arbeitgebers über den E-Sport: Employer-Branding
Nicht-endemische Unternehmen und Marken steigen in den E-Sport ein? Genau, richtig gelesen. Dabei setzen diese Markteinsteiger aber nicht nur auf direkte Aktivitäten im E-Sport-Markt, sondern auch auf indirekte Chancen. Insbesondere in den Bereichen Employer-Branding und Personalmarketing platzieren sich vermehrt Unternehmen im E-Sport, um die dortige Zielgruppe auf sich aufmerksam zu machen.
E-Sportlerinnen und E-Sportler sind nämlich interessante Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie bringen Fertigkeiten und Fähigkeiten mit, die Unternehmen angesichts der Digitalisierung händeringend suchen. Das betrifft zum Beispiel eine hohe Affinität für das Digitale, Kenntnisse zu diversen IT-Werkzeugen sowie ein selbstverständlicher Umgang mit dem Internet. Aber mehr noch, diese Menschen bringen auch andere Kompetenzen mit. Zu nennen sind hier beispielsweise Multitasking, konzeptionelles und strategisches Denkvermögen, interkulturelle Kompetenzen, Sprachfähigkeiten und Rhetorik, Teamfähigkeit und eine sehr gute Feinmotorik.
Man kann den E-Sport also auch nutzen, um Unternehmen außerhalb des Marktes zu zeigen, was man draufhat.
Fazit
Das Potenzial des E-Sports als Arbeitsmarkt wird immer größer. Die Berufsbilder, die etwa aus dem traditionellen Sport bekannt sind, finden sich vermehrt auch im elektronischen Sport. Interessierte Personen können also nicht nur als Spielerin oder Spieler ein Teil des E-Sports werden, sondern auch durch eine Mitarbeit in Redaktionen, Teams, bei Veranstaltern, im Eventmanagement, in der Forschung, in der Juristerei, in den Medien oder anderen Branchen. Das macht E-Sport zu einem Zukunftsmarkt mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Darüber hinaus wird die Zielgruppe der E-Sport-Enthusiastinnen und -Enthusiasten vermehrt auch durch Unternehmen wahrgenommen, um dort nach Fach- und Nachwuchskräften zu suchen.