Das Auto-Startup von Designer Henrik Fisker präsentierte am Mittwoch auf der LA Motor Show sein erstes Serienfahrzeug. Der Gründer selbst sprach von bahnbrechenden Erfindungen und einer Autoentwicklung, deren Geschwindigkeit branchenführend sei. Man habe den Fisker Ocean in nur zweieinhalb Jahren entwickelt – üblich seien mindestens vier. Wenn der Wagen Ende nächsten Jahres ausgeliefert werde, besäße er brandneue Technologien, da man bei Fisker auf sehr schnelle Entscheidungsfindung setze. Auch die Zulieferer hätten bei den engen Zeitplänen gut mitgespielt. Zunächst sollte der Fisker Ocean auf VWs MEB-Basis herauskommen, mittlerweile hat Magna International aus Graz den Bau übernommen.
3 Modelle mit 2 unterschiedlichen Batterien
Die Basisversion hört auf den Namen Ocean Sport und besitzt einen Frontantrieb mit 202 Kilowatt, also etwa 275 PS. Ihre Batterie basiert auf einer Lithium-Eisenphosphat-Chemie (LFP) und soll 402 Kilometer weit reichen. Schon zuvor war bekannt geworden, dass sie sich mit 150 Kilowatt Gleichstrom laden lässt. Der Ladevorgang von 15 auf 80 Prozent Kapazität soll rund 30 Minuten dauern.
Der große Bruder namens Ocean Ultra besitzt zwei Motoren mit einer Systemleistung von 397 Kilowatt (540 PS). Seine Batteriechemie basiert auf einer Nickel-Mangan-Kobalt-Mischung (NMC) und bringt ihn 547 Kilometer weit. Ähnlich ausgestattet ist das Topmodell Ocean Extreme, seine Systemleistung liegt bei 404 Kilowatt. Eine Batterieladung soll für 563 Kilometer reichen. Alle Reichweitenangaben macht Fisker in Bezug auf das US-Protokoll EPA. Fisker betont, alle Modelle besitzen Siliziumkarbid-Wechselrichter. Der Ocean-SUV soll Energie auch wieder abgeben können, etwa zum Laden von anderen E-Fahrzeugen oder Geräten.
Basisvariante kostet nach Prämienabzug wohl 32.000 Euro
Der Ocean Sport kostet in den USA hingegen ab 37.500 US-Dollar (33.100 Euro). Der Preis beinhaltet noch keine Mehrwertsteuer. Fisker plant ein Brand Experience Center in München und verriet zu dessen Ankündigung, der Ocean werde dort für 32.000 Euro im Fenster stehen – Fördergelder hatte der Unternehmenschef da schon abgezogen. Beobachter berechneten daraufhin einen Listenpreis von 42.000 Euro. Das passt mit den jetzt veröffentlichten Daten gut zusammen.
Der Ocean Ultra kostet in den USA 50.000 Dollar, das entspricht rund 44.000 Euro; das Extreme-Modell schlägt mit 69.000 Dollar oder etwa 61.000 Euro zu Buche. Zum Marktstart gibt es zum gleichen Preis eine First-Edition namens Ocean One, die der Extreme-Variante gleicht, aber eine höhere Ausstattung besitzt. Sie ist auf 5.000 Stück limitiert. Alternativ zum Kauf bietet Fisker das Abo-Modell Flexee Lease an: Das Modell Ocean Sport etwa lässt sich darüber für 380 Dollar im Monat leasen, eine Aktivierungsgebühr von 3.000 Dollar vorausgesetzt. Das Besondere daran: Der Vertrag kann auch nach wenigen Monaten wieder gekündigt werden.
Solardach und California-Mode
Fisker nennt eine Reihe Innovationen. So erhalten alle Modelle außer dem Ocean Sport den California-Mode. Über ihn fährt das Auto auf Knopfdruck alle Fenster herunter und das Schiebedach ein, um ein „cabrioähnliches Open-Air-Erlebnis“ zu bieten. Die Topmodelle Extreme und One besitzen zudem ein Solardach, das unter idealen Bedingungen 3.200 Kilometer Zusatzreichweite im Jahr bringen soll. Der Gründer betonte auch, dass alle Allradversionen Torque Vectoring beherrschen und damit auf der Rennstrecke rund 15 Kilometer pro Stunde schneller fahren als Fahrzeuge ohne.
Innenraum: Luxus voller Recyclingmaterialien
Die maximal fünf Passagiere sitzen im Inneren auf veganem Leder, die Teppiche sind aus recycelten Fischernetzen. Auch T-Shirts und PET-Flaschen seien wiederverwertet und ihre Second-Life-Produkte in Materialien im Innenraum verwendet worden. Auffällig ist der große Screen in der Mittelkonsole, der sich auf Knopfdruck oder beim Ausschalten des Autos ins Querformat dreht. Der Hersteller nennt das „Hollywood-Modus“. Der „Hypersound“ liefere über die 16 Lautsprecher, 500 Watt und einen 20,5-Liter Subwoofer Klang der Spitzenklasse. Auf den Rücksitzen können die Passagiere ebenfalls dessen Lautstärke regeln. Das gilt auch für die Heizung und die Klimaanlage.
Selbstentwickelte Fahrsysteme
Fisker hat das Auto vollgepackt mit Radar- sowie Ultraschallsensoren und Kameras. Sie versorgen den „Fisker Intelligent Pilot“ mit Daten. Das Assistenzsystem biete eine breite Palette von Warn-, Brems- und Komfortfunktionen, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. Es könne Unfälle vorhersehen und vermeiden helfen. Weitere Details dazu werde es in Zukunft veröffentlichen, so das Schreiben.