
Coup fährt bald wieder. Dann aber unter der Tier-Flagge. (Foto: Coup)
Die Gerüchte haben sich bestätigt: Schon im Januar war spekuliert worden, dass sich das Berliner Startup-Unternehmen Tier Mobility für die Übernahme eines Teils der Assets des E-Roller-Verleihers Coup interessieren könnte. Dieser hatte im November seinen Betrieb eingestellt.
Die Bosch-Tochter hatte verlauten lassen, dass sie eine langfristige Perspektive für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht sehe. Diese Entscheidung hatte für Erstaunen gesorgt. Immerhin sind Roller seit Jahrzehnten im Stadtbild als „ganz normale“ Verkehrsteilnehmer etabliert.

Viel Arbeit hat Tier mit dem Rebranding der ursprünglich schwarzen E-Mopeds nicht. (Foto: Tier)
Tier kauft alle E-Mopeds der Bosch-Tochter Coup
Heute bestätigt Tier in einer Pressemitteilung, dass das Unternehmen die gesamte Flotte von 5.000 Fahrzeugen inklusive der Ladeinfrastruktur von Coup Mobility übernommen habe. Damit will Tier zu einem multimodalen Anbieter werden und auch Kunden ansprechen können, die eine Lösung für „Mittelstrecken von vier bis zehn Kilometern“ suchen, so Tier-Geschäftsführer Lawrence Leuschner.
Tier sieht sich dabei als Treiber der Verkehrswende und teilt mit, dass seine „multimodalen, umweltfreundlichen Lösungen“ bei der „Reduktion des innerstädtischen Autoverkehrs helfen und den tatsächlichen Mobilitätsanforderungen der Menschen entsprechen“ sollen.
Schon ab Mai 2020 sollen die ehemaligen Coup-Scooter wieder auf den Straßen Berlins fahren. Weitere Städte will Tier erst später mit dem Angebot erschließen. Die Leihe der E-Mopeds wird über die Tier-App abgewickelt, sodass deren Nutzer nach ihrem jeweiligen Bedarf zwischen zwei elektrischen Fortbewegungsmitteln wählen können. Die erforderlichen Anpassungen an der App sind derzeit in Arbeit.

Tier setzt bei seinen E-Tretrollern künftig auf wechselbare Akkus. (Foto: Tier)
Tier sieht keine Wirtschaftlichkeitsproblematik
Dass Coup den Betrieb wegen mangelnder Wirtschaftlichkeitsperspektiven eingestellt hatte, ficht Tier nicht an. Vielmehr sieht das Unternehmen „aufgrund seiner Erfahrungen im E-Scooter-Bereich, seiner breiten Kundenbasis in der Tier-App und durch Synergien bei der Ladelogistik eine optimale Grundlage für einen wirtschaftlichen Betrieb der neuen Flotte gegeben.“
Erst vor wenigen Tagen hatte das Startup mitgeteilt, dass es seine Series-B-Finanzierung aus letztem Herbst inzwischen auf über 100 Millionen US-Dollar erweitern konnte. Neben Investitionen in Forschung und Entwicklung hatte Tier angekündigt, weitere Übernahmen aus den frischen Finanzmitteln stemmen zu wollen.
Wie passt die Pushme-Übernahme in die Strategie?
Um zu verstehen, wie Tier davon ausgehen kann, dass es eine gute Idee ist, seine Flotte von rund 23.000 Tretrollern um 5.000 E-Mopeds zu erweitern, darf ein Blick auf die ebenfalls jüngst erfolgte Übernahme des britischen Batterie-Startups Pushme Bikes nicht fehlen.

Pushmes Pushpod-System passt in jeden Kiosk. (Foto: Pushme Bikes)
Pushme-Bikes ist auf die Entwicklung und Herstellung von Wechsel-Akkus spezialisiert. Dazu hat es auch Lösungen für ein flächendeckendes Netz an Wechselstationen, an denen man leere Akkus gegen neue austauschen kann, im Portfolio. Über sogenannte Pushpods können Kunden ihre leeren Batterien bei teilnehmenden Partnern, etwa im Kiosk ums Eck, gegen volle tauschen. Das ähnelt dem Konzept, mit dem der E-Moped-Hersteller Gogoro in Taiwan an den Start gegangen ist. Gogoro wiederum ist der Hersteller der Coup-Mopeds.
Tier scheint damit auf dem besten Wege zu sein, eines der wesentlichen Problem aktueller Mikromobilitätsangebote, nämlich das des Batterie-Managements, in den Griff zu bekommen.
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