Seit 25 Jahren arbeitet Laura Miele bei einem der größten Spieleherausgeber der Welt: Electronic Arts (EA). Nun gab das Unternehmen bekannt, die Leiterin aller Studios (Chief Studios Officer) zur Chief Operation Officer (COO) zu ernennen. Damit führt sie das operative Geschäft des Spielemultis, der im Geschäftsjahr 2021 5,6 Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht hat. Über ihr steht nur noch der CEO, der Vorsitzende der Geschäftsleitung. Diesen Posten bekleidet zurzeit Andrew Wilson.
Laura Miele war an den guten Zahlen und vielen Toptiteln führend beteiligt. Sie schob zahlreiche Wiederauflagen, Fortsetzungen und Neuentwicklungen in zuletzt vernachlässigten Genres an (etwa Skateboarding). Unter ihrer Ägide nahm EA einen Richtungswechsel bei der Spieleentwicklung vor, der den Studios mehr Freiheit und Autonomie bescherte – und den Fans mehr Einflussmöglichkeiten. Auch andere ihrer Ansätze machten Spiele besser: Sie befürwortete, dass die Produktionsteams das Spiel selbst täglich „für ein paar Stunden“ spielen. Der Erfolg von „Apex Legends“ sei dieser Vorgehensweise zu verdanken, liest man. Das Team spielte den Titel 18 Monate lang, bevor er herauskam.
Mächtigste Frau im Gaming-Business
Schon als Studiochefin war Miele eine der einflussreichsten Frauen in der Branche. Die 52-Jährige startete ihre Karriere bei einem Spielestudio, das schließlich von EA aufgekauft wurde. Das war 1998. Laura Miele hat nie einen Collegeabschluss gemacht und stieg sukzessive zunächst im Marketing und dann bei der Leitung auf. Die Game Credits mit ihrem Namen spannen sich von „Command & Conquer“ (1999) über diverse Star-Wars-Spiele, „Cysis“ (2011) und „Titanfall“ (2014) bis hin zu aktuellen Blockbustern wie „Apex Legends“ (2020). Zuletzt bereitete sie den Launch von „Battlefield 2042“ vor, das am 22. Oktober erscheint. Seit 2018 steht sie den 25 EA-Studios vor. Miele betonte immer wieder, dass es zwar rund eine Milliarde Spielerinnen gäbe, aber zu wenig weibliche Führungskräfte in der Spieleindustrie. Nach Sexismus-Vorwürfen hievte Ubisoft freilich Virginie Hass zur Studiochefin, aber auf den Vorstandsetagen sind Frauen immer noch selten anzutreffen. Wenn, dann verantworten sie häufig Personal oder Finanzen und nicht die Produkte der Unternehmen, schreibt The Verge.
Kreativ und operativ
EA setzt ein Zeichen in einer Zeit, in der die Spieleindustrie mit Sexismus– und Diskriminierungsvorwürfen konfrontiert ist. Besonders Branchenspitzenreiter Activision-Blizzard kämpft gegen solche Vorwürfe. EA-Chef Wilson schreibt: „Es gibt niemanden, der in unserem Unternehmen mehr Vertrauen und Respekt genießt als Laura, die diese Aufgabe (COO, Anm. d. Red.) für uns übernehmen wird.“ Dabei betont er, dass Miele die Position nicht nur verwaltend, sondern auch kreativ ausfüllen soll. Sie habe die Studios mit strategischer und operativer Disziplin geführt und werde diesen Fokus und diese Strenge in das ganze Unternehmen einbringen. EA werde die kreative Stärke weiterhin in den Mittelpunkt stellen, kündigt Wilson ebenfalls an.