Ecovacs Deebot X1 Omni: Der Hightech-Putzroboter im Test
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Emanzipieren sich Putzroboter von ihren menschlichen Besitzer:innen und übernehmen die Weltherrschaft? Vorerst nicht. Allerdings machen sie bei der Betriebsautonomie immer mehr Boden gut und brauchen viel weniger Zuwendung bei der Vor- und Nachbereitung. Die aktuelle Hightech-Generation von Saug- und Wischrobotern putzt nicht nur den Boden, sondern entleert und reinigt sich danach in einer Waschanlage selbst.
Weil sie sich mit künstlicher Intelligenz durchs Zuhause manövriert, müsst ihr zudem weniger Kleinkram aus dem Weg räumen. Nach dem Roborock S7 MaxV Ultra (Test) startet mit dem Ecovacs Deebot X1 Omni ein weiteres, entsprechend ausgestattetes Oberklasse-Modell in die Putzsaison. Das 1.500 Euro teure Gerät verfügt zusätzlich über ein Gebläse, das die Wischmopps fönt, und über eine eigene Sprachassistenz. Klingt nach einer sauberen Sache. Ist es das auch in der Praxis? Um das herauszufinden, hatten wir den Ecovacs Deebot X1 Omni im Test.
Schickes Ungetüm: Das steckt im Ecovacs Deebot X1 Omni
Klar, die Basisstationen mit Selbstreinigung sind größer als normale Ladedocks. Doch Ecovacs treibt es auf die Spitze. Dessen Putzfestung ist mit Maßen von 44 mal 57 mal 39 Zentimetern so hoch, breit und tief wie ein Nachtschrank. Üppiger gebaut ist keine andere uns bekannte Alternative. Allerdings steckt auch viel Technik drin. Die Station umfasst zwei große Behälter für je vier Liter frisches und schmutziges Wasser, ein Gebläse, das den Schmutz in einen Beutel absaugt, und einen Fön, der die Mopps heißlufttrocknet. Ladeelektronik für den Roboterakku rundet die Ausstattung ab.
Der Roboter wiederum ist so normal konfektioniert wie andere Oberklasse-Modelle auch. Er durchmisst 36 Zentimeter und ist etwas über zehn Zentimeter hoch. Das ist kompakt genug, um unter halbwegs niedrigen Möbeln zu putzen. Der Innenraum bietet Platz für 400 Milliliter Staub.
Im Gegensatz dazu ist der Frischwasserbehälter des Roboters mit 80 Millilitern Fassungsvermögen winzig. Entgegen der Konvention ist er auch nicht zugänglich, sondern lässt sich ausschließlich von der Basisstation auftanken. Um die Wischmopps während des Putzens immer wieder befeuchten zu können, muss der Roboter daher oft einen Boxenstopp einlegen. Die Basisstation hat für den Deebot X1 daher eine noch wichtigere Rolle als bei anderen Modellen.
Das sperrige Ensemble ist eine raumfüllende Erscheinung. Zum Glück muss sich das Äußere nicht verstecken. Die Deckplatten im matten Silbermetallic-Look unseres Testmodells im Grundton Schwarz sorgen für eine schicke Optik. Nur wenige Haushaltsgeräte sehen so elegant aus.
Schnell eingerichtet, bequem per App bedient
Ein wuchtiges Gerät, Strom, viel Wasser: Was nach einer haarsträubenden Inbetriebnahme klingen mag, ging in der Praxis schnell von der Hand. Es war eine Sache von wenigen Minuten, den Ecovacs Deebot X1 Omni im Test zu platzieren, zu verkabeln, in die Steckdose zu stöpseln, mit Frischwasser zu befüllen und den Putzroboter mit dem WLAN zu verbinden. Die Hardware ist gut durchdacht und abgedichtet. Im Test floß das Wasser nur dahin, wo es hin sollte.
Die Bedienung ist komfortabel. Nach dem Aufbau genügte ein Tastendruck an der Basisstation oder auf dem Roboterdeckel, um die Bodenputzautomatik zu starten. Damit wir den vollen Funktionsumfang nutzen konnten, steuerten wir die Technik aber per App.
Die Software ließ keine relevante Funktion vermissen. Wahlweise steuert sie den Putzroboter durch das gesamte Zuhause oder nur durch einzelne Räume und zu konkret umrissenen Zonen im Umfang von etwa einem Quadratmeter. Je nachdem, wie schmutzig der Boden ist, reicht ein Druck auf eine Schaltfläche, um die Saugstärke und den Wasserdurchfluss in mehreren Stufen zu regulieren.
Zweifaches Reinigen, Putzen zu bestimmten Uhrzeiten, die Reihenfolge der abzufahrenden Räume, Tabuzonen – all das lässt sich ebenfalls per App festlegen. Mit Optionen für die Basisstation bestimmten wir, ob die Wischmopps alle 10, 15 oder 25 Minuten aufgefrischt und ob sie sie zwei, drei oder vier Stunden lang getrocknet werden sollen.
Wie beim Deebot T9 Aivi (Test) ist auch wieder ein Livebild der eingebauten Kamera verfügbar. Unverändert schützen ein Passwort und eine Sprachdurchsage vor unbemerkten Aufnahmen. Wegen des Bedarfs einer Cloud-Verbindung ist ein Vertrauensvorschuss in die IT-Sicherheit von Ecovacs nötig.
Erwartungsgemäß ermöglicht die App auch, die Putzroute auf der Karte zu betrachten, die der Roboter auf der Jungfernfahrt erstellt. Neben einer zweidimensionalen Ansicht gibt es eine 3D-Karte, auf der sich Möbel markieren lassen. Letzteres ist inzwischen wirklich nützlich, sofern die neue, hauseigene Sprachassistenz Yiko zum Einsatz kommt.
Yiko kann mehr als Alexa oder Google
Ecovacs bringt sprechende Roboter vom Film auf den Fliesenboden. Im Gehäuse der Putzflunder stecken Mikrofone, die die eingebaute Sprachassistenz Yiko aus dem Dämmerschlaf wecken. „Ok, Yiko“ lautet die Aktivierungsphrase. Nach ihrer Antwort „Ich bin hier“ nimmt die weibliche Stimme Reinigungswünsche entgegen. Zur Auswahl stehen vordefinierte Befehle wie „Reinige das Schlafzimmer und das Wohnzimmer“ oder „Fahr unter das Bett und mach sauber“.
In dieser Hinsicht versteht Yiko mehr als Alexa oder der Google Assistant, die Putzroboter bisher nicht in mehrere Räume oder gezielt zu Möbeln schicken können. Anders als das populäre Duo braucht Ecovacs‘ eigene Sprachassistenz auch keinen externen Lautsprecher, um Befehle entgegenzunehmen. Wer dennoch den Ecovacs-Roboter mit Amazons und Googles Quasselstrippen starten und stoppen möchte, kann das weiterhin tun. Der Deebot X1 Omni lässt sich mit ihnen ebenfalls verknüpfen. Zuverlässiger klappt das Zusammenspiel damit ohnehin.
Das Mikrofon des Robotergehäuses verstand noch nicht alle Yiko-Kommandos perfekt. Beispielsweise das Gerät quasi „bei Fuß“ zu rufen, funktionierte im Test nur im Glücksfall. Nicht immer verstand Yiko die Aufforderung „Komm und mach hier sauber“. Außerdem brauchte sie eine Sichtverbindung zum Menschen, von dem die Software glaubte, die Anweisung erhalten zu haben. Befand sich etwa ein Hocker zwischen uns und dem Sensorturm des Roboters, konnte sich das Gerät nicht zum Ziel orientieren und verweigerte den Einsatz.
Für eine zielgenaue Bereichsreinigung und überhaupt eine flächendeckende Reinigungsleistung muss sich ein Putzroboter vernünftig durchs Zuhause navigieren können. Die Top-Ausstattung des Deebot X1 Omni bringt dafür gute Voraussetzungen mit. Durch den Raum navigiert sich der Roboter mit einem Laserdistanzsensor. Hindernisse ortet er mit einer in Fahrtrichtung montierten Farbkamera, deren KI-Software mit Bildern von Kleinkram trainiert wurde.
Im Praxistest bewies das Ecovacs-Modell einen nahezu perfekten Orientierungssinn. Die Reinigungsfläche fuhr es systematisch und zielstrebig ab. Möbel und herumliegende Gegenstände umkurvte es zärtlich, anstatt sie anzurempeln. So blieben Spielfiguren, Schuhe, Kabel und eine Tierkot-Attrappe unangetastet. Nur ein Sektglas übersah der Putzroboter und brachte es zum Wanken – schliff es aber nicht so ruppig mit wie andere Saugroboter mit KI-Objekterkennung (Test). Damit navigierte sich der Ecovacs Deebot X1 Omni im Test genauso gut wie die Alternative Roborock S7 MaxV Ultra.
Verbesserungswürdig ist nur eine Kleinigkeit. Den Raumscan und die Objekterkennung nutzt die Software auch, um Zimmertypen zu identifizieren und Namensvorschläge zu unterbreiten. Das ist praktisch für die Bereichsreinigung mit Yiko. Allerdings lag die Software nicht immer richtig. Zwar identifizierte sie das Schlafzimmer korrekt als Schlafzimmer, aber den Flur fälschlicherweise auch. Mehr Präzision wäre das Tüpfelchen auf dem „i“.
Saugen und Wischen: So putzt der Ecovacs Deebot X1 Omni im Test
Viele Extras sind ja gut und schön, aber wie sauber putzt der neue Top-Deebot? Der Blick aufs Produktdatenblatt lässt ein Spitzenergebnis erwarten – angesichts einer hohen Saugkraft von bis 5.000 Pascal und zwei rotierenden Wischmopps. Trotz dieser Talente erfüllte das Gerät die hohen Erwartungen nicht vollständig. Von unserem Testschmutzmix aus Kakaopulver, Haferflocken und Katzenstreu saugte der Deebot in der Standardsaugstufe von Hartboden und Teppich weniger auf als die Alternative von Roborock.
Beim Wischen schwächelte Ecovacs Top-Modell noch stärker. Es brauchte viel mehr Durchgänge, um eingetrocknete Ketchup-, Senf- und Sojasaucenflecken zu entfernen. Roborocks S7 MaxV und Ecovacs vorheriges Flaggschiff, der T9 Aivi, wischten besser.
Der Wechsel des Herstellers von einem vibrierenden Wischtuch zu rotierenden Reinigungsmopps erweist sich zumindest auf Basis unserer Testergebnisse als Rückschritt. Auch das Schrumpfen des Wassertanks ist offenbar keine gute Idee. Selbst auf der höchsten Stufe war der Wasserdurchfluss des Deebot X1 ungewöhnlich niedrig. Der Boden wurde kaum feucht. So lässt sich hartnäckigerer Schmutz natürlich schwerer lösen und aufnehmen.
Die Putzkrone an sich reißen kann der Ecovacs Deebot X1 Omni somit nicht. Ungeachtet dessen ist die Reinigungsleistung immer noch auf sehr hohem Niveau und übertrifft die von günstigeren Saug- und Wischrobotern bei weitem.
Ab in die Waschanlage
In puncto Selbstreinigung gab sich der Ecovacs Deebot X1 Omni im Test keine Blöße. Die Selbstentleerung des Staubbehälters klappte tadellos. Ein Gebläse beförderte den Schmutz einwandfrei in einen Auffangbeutel. Dass er viel mehr fasst als der kleine Staubtank im Roboter, freut gemütliche Zeitgenossen, die sich somit viel seltener um einen betriebsbereiten Staubsauger kümmern müssen.
Die Waschanlage rubbelt die Wischmopps so effektiv über Kunststoffnoppen, dass der angeklettete Stoff im mehrwöchigen Testzeitraum nie in die echte Waschmaschine musste. Die schmutzige Brühe pumpte die Station zuverlässig in den vorgesehenen Tank. Es bestand kein Bedarf, die Waschmulde von Hand zu putzen oder zu trocknen. Apropos Trocknen: Das Gebläse ist durch das wuchtige Gehäuse so gut abgeschirmt, dass es die Mopps im Vergleich besonders leise fönte. Einem Nickerchen auf der benachbarten Couch stand das meditativ rauschende Betriebsgeräusch nicht im Weg.
Viel Energie für den Ecovacs Deebot X1 Omni im Test
Was die Ausdauer betrifft, bewies Ecovacs‘ Top-Modell einen langen Atem. Mit Energie versorgt ihn ein großer Akku mit 5.200 Milliamperestunden. Das soll für bis zu 140 Minuten Laufzeit ohne Ladepause sorgen. Saugt der Roboter auf höchster Stufe und muss er mit vielen Lenkmanövern Hindernissen ausweichen, reduziert sich die Einsatzdauer naturgemäß. Für die Reinigung des 90 Quadratmeter umfassenden Testhaushalts genügte das locker. Komplett ausgepowert braucht der Akku 6,5 Stunden, bis er wieder voll ist – leider ist auch das vergleichsweise lange.
Fazit: Perfekt für Putzmuffel, nicht für Perfektionisten
Diese turmhohe Putzfestung ist der aktuelle Gipfel der Bequemlichkeit. Dem Ideal des autonomen Betriebs kommt der Ecovacs Deebot X1 Omni im Test so nahe wie kein anderes uns bekanntes Gerät. Nur Wasser rein und los: Mehr ist eigentlich nicht nötig, damit der Saug- und Wischroboter den Boden reinigt, wann immer es nötig ist, und sich ansonsten in die Ecke mit den Putzsachen verkrümelt. Die Wasch- und Tankanlage ist eine echte Arbeitshilfe und der Heißluftfön ein echtes Plus. So werden die Wischmopps zu keinem Zeitpunkt muffig.
Irgendwann sind zwar auch die Schmutzbehälter der Basisstation zu leeren – aber immer noch viel seltener als das bei einem Putzroboter mit normalem Ladedock der Fall ist. Äußerst schick ist das Gehäuse auch noch. Für designaffine Putzmuffel ist das Ecovacs-Modell also perfekt. Reinigungsperfektionisten wird hingegen ärgern, dass hin und wieder ein paar mehr Durchgänge nötig sind, um trockenen und feuchten Schmutz zu entfernen. Die Saug- und Wischleistung ist weit besser als der Durchschnitt, aber nicht so spitze, wie der hohe Preis erwarten lässt.
Wer sich daher die bestmögliche Reinigungsleistung wünscht, ist mit dem Roborock S7 MaxV Ultra besser aufgehoben. Das Modell sieht zwar nicht so elegant aus und erfordert mangels Fön, das Waschtuch auf der Leine zu trocknen. Dafür saugt und wischt es viel besser und ist sogar noch ein paar Euro günstiger.