Seit Jahren kursiert ein nicht ganz unwahrer Scherz im Netz: Der Edge-Browser wird nach dem Start eines neuen Windows-Rechners einziges Mal genutzt: Um den Chrome-Browser herunterzuladen. Glaubt man aktuellen Marktzahlen, könnte das durchaus zutreffen. Denn sechs Jahre nach dem Launch des Edge-Browsers und anderthalb Jahre nach dem Wechsel auf Googles Chromium-Webengine, dümpelt Microsofts Nachfolger des Internet-Explorers bei knapp zehn Prozent herum. Googles Chrome beansprucht derweil weltweit auf Desktoprechnern einen Anteil von über 66 Prozent für sich.
Dieser Umstand passt Microsoft überhaupt nicht und versucht daher schon seit Jahren Windows-Nutzer:innen den eigenen Browser schmackhaft zu machen. Durch die Gängelung dürfte der Hersteller aber womöglich eher das Gegenteil erreichen. Die neueste Kampagne Microsofts wirbt beim Aufrufen der Chrome-Downloadseite mit verschiedenen Aufrufen, doch den vorinstallierten Browser auszuprobieren.
Microsoft gegen Chrome: „Der Browser ist so 2008!“
Wie das Portal Neowin berichtet, zeigt Microsofts Edge-Browser auf Windows 10 und Windows 11 beim Besuch der Chrome-Downloadseite wechselnde Nachrichten an, die gegen Google Browser sticheln.
Folgende Nachrichten wurden Neowin angezeigt:
- „Microsoft Edge basiert auf der gleichen Technologie wie Chrome, mit dem zusätzlichen Vertrauen von Microsoft.“
- „Dieser Browser ist so 2008! Wisst ihr, was neu ist? Microsoft Edge.“
- „’Ich hasse es, Geld zu sparen‘, hat noch nie jemand behauptet. Microsoft Edge ist der beste Browser für Onlineeinkäufe.“
Während uns nur das letzte dieser Popups eingeblendet wurden, zeigte uns der Edge-Browser in der Bing-Suche nach Chrome zudem ein Banner mit dem Hinweis „Es ist nicht erforderlich, einen neuen Webbrowser herunterzuladen.“
Google macht es auch, aber anders
Microsoft ist damit nicht vollkommen allein. Auch Google zeigt gelegentlich solche Pop-up-Fenster, wenn nicht Google als Suchmaschine genutzt wird. Im Unterschied Microsoft lässt Google Nutzer:innen immerhin die Möglichkeit, die Banner wegzuklicken, was bei Edge jedoch nicht der Fall ist.
Microsofts Gebaren ist leider nicht neu: Schon vor vier Jahren zeigte der Konzern Chrome-Nutzern Pop-up-Werbung für Edge, die sich aber immerhin noch abschalten liessen. 2018 legte Microsoft nach und wollte in Windows 10 ausdrücklich vor Chrome und Firefox warnen; nach einer Empörungswelle hielt der Konzern diesen Hinweis zurück. Die damaligen Warnhinweise tauchen nun aber für Windows-Nutzer:innen auf.
Windows 11 macht den Browserwechsel schwieriger
Mit dem Release von Windows 11 hatte Microsoft Nutzer:innen neue Hürden für den Wechsel des Standardbrowsers in den Weg gelegt: So ist es nunmehr erforderlich, für die Standardwerte nach Datei- oder Link-Typ festzulegen, anstatt wie noch unter Windows 10 oder unter macOS einen einzigen Schalter umzulegen. Für weniger versierte Nutzer:innen gleicht diese neue Lösung einem nahezu unüberwindbarem Hindernis, einen anderen Standard-Browser als Edge zu nutzen. Ferner scheint Microsoft Windows-Nutzer:innen durch Windows-Updates dazu zwingen, Edge zu verwenden.
Für ein Unternehmen, das sich seit Jahren gegenüber anderen Unternehmen und Plattformen immer weiter öffnet, ist der Schritt, Windows-Nutzer:innen einen Browserwechsel zu erschweren unverständlich und dürfte nicht wenige verärgern und erst recht den Wunsch aufkeimen lassen, alles andere als Edge zu verwenden,.
„[…]zeigte uns der Edge-Browser in der Google-Suche nach Chrome zudem ein Banner[…]“
Das ist die bing Suche und hat nichts mit Edge zu tun. Das kommt auch wenn man mit Chrome danach sucht. Alles andere wäre auch etwas kritisch zu sehen.
Hi Daniel, mein Fehler. Natürlich war die Bing-Suche gemeint. Ist korrigiert.
Der Edge ist ja anfürsich gar nicht so verkehrt. Was aber nervt ist, dass man beim ersten Start des Browsers nicht unmittelbar lossurfen kann. „Wir bereiten alles für Sie vor. Warten Sie einen Moment, wir sind gleich soweit….“ Dann muss man die Grundeinrichtung vornehmen… Wenn dann meine wertvollen 60 Sekunden Lebenszeit vergeudet sind, lade ich dann immer gleich FF oder Chrome runter um mich nicht weiter gängeln zu lassen.
So gewinnt man keine Marktanteile, Microsoft.
Solange der Edge im Wesentliche auf Technik basiert, die nicht von Microsoft stammt, ist alles ok.
Ich würde nur gerne daran erinnern was droht, wenn die Code-Basis mehr durch Entwicklung aus Redmond anwächst. Das letzten Beispiele, die mir dazu einfallen, sind mir zumindest nicht in guter Erinnerung geblieben.
Hatte nicht die EU vor Jahren Microsoft gezwungen, andere Browser problemlos zuzulassen? Da war doch was…