Es soll nicht der Mega-Deal gewesen sein, bei dem Activision Blizzard für fast 69 Milliarden US-Dollar an Microsoft verkauft worden war, der bei Electronic Arts Begehrlichkeiten geweckt hat. Wie das Online-Magazin Puck berichtet, laufen EAs Bemühungen um einen Verkauf oder eine Fusion schon länger, aber seit dem Blizzard-Deal aggressiver.
EA in Gesprächen mit Tech- und Medien-Riesen
Unter den verschiedenen Käufern oder Fusionspartnern sollen vor allem illustre Namen wie Disney, Apple und Amazon gewesen sein. Bei Puck weiß man nicht, welche Unternehmen an einer vollständigen Übernahme von EA interessiert waren und welche eine Fusion anstrebten oder umgekehrt.
Wie die Quellen, die Puck nicht nennt, berichtet haben sollen, soll sich EA im März an Disney gewandt haben, um eine „bedeutungsvollere Beziehung“ aufzubauen, die „über Lizenzvereinbarungen hinausgehen“ sollte. Dann jedoch soll Disney sich entschieden haben, die Angelegenheit zunächst nicht voranzutreiben. Wie Puck weiter berichtet, wird in der Branche schon länger die Idee einer Fusion zwischen EA und ESPN, das Disney teilweise gehört, diskutiert. ESPN ist ein Sportsender, der in den USA rund um die Uhr Sportsendungen ausstrahlt. EA ist mit Sportspielen groß im Geschäft.
EA gibt sich gelassen
Am nächsten an einer engeren Bindung soll sich dabei das US-Kabelnetzunternehmen Comcast befunden haben. Dabei soll das Angebot sogar von Comcast ausgegangen sein. Comcast-Chef Brian Roberts soll den Vorschlag gemacht haben, EA mit NBCUniversal, dem drittgrößten Medienunternehmen der Welt, zu fusionieren. Im Rahmen des Deals wollte Roberts dem Vernehmen nach die Mehrheitskontrolle über das fusionierte Unternehmen übernehmen, die Geschäftsführung aber EA-Chef Andrew Wilson überlassen. Wegen Differenzen über den Übernahmepreis und die künftige Struktur des fusionierten Unternehmens soll der Deal im April 2022 geplatzt sein.
EA will sich nicht zu den Vorgängen äußern und lässt über seinen Sprecher John Reseburg mitteilen:
„Wir sind stolz darauf, aus einer Position der Stärke und des Wachstums heraus zu agieren, mit einem Portfolio von erstaunlichen Spielen, die auf einer starken IP aufbauen, die von unglaublich talentierten Teams entwickelt werden, und einem Netzwerk von mehr als einer halben Milliarde Spielern. Wir sehen eine sehr gute Zukunft vor uns.“
Umbruch in Gaming-Industrie erreicht EA
Klar scheint, dass die Übernahmen im Gaming-Bereich EA offenbar hungrig gemacht haben. So war gerade der Januar 2022 sehr ermutigend für die Gaming-Branche. GTA-Publisher Take-Two kaufte Zynga für 12,7 Milliarden Dollar. Microsoft startete den genannten Activision-Deal. Sony kaufte Destiny-Entwickler Bungie für 3,6 Milliarden Dollar.
Noch im Februar ließ EA durchblicken, dass es selbst gern die ein oder andere Übernahme tätigen würde. Seither haben sich offenbar die Vorzeichen verändert. Nach dem Verlust einiger Lizenzen, allen voran der FIFA-Lizenz für das gleichnamige Spiel, dürfte EA perspektivisch seine „Position der Stärke“ verlieren. Auch die inzwischen zu Disney gehörende Star-Wars-Lizenz wird EA abhandenkommen. Es ist klar, dass die bis 2023 laufende Vereinbarung nicht verlängert werden wird.
Wie Kotaku berichtet, ergreift EA bereits Maßnahmen zur Kostensenkung. So sollen rund 200 Mitarbeitende im Kundendienst ihre Kündigung erhalten haben. Ihre Dienste sollen künftig billigere Drittanbieter aus Rumänien und Indien erbringen.