Elektroauto-Leasing: Wann ist ein Angebot wirklich gut?

Beim Tesla Model Y regelt die Nachfrage die Leasing-Rate. (Foto: Haggardous50000 / Shutterstock)
Lange Zeit war es in Deutschland üblich, dass man als Privatperson sein Auto entweder gekauft oder finanziert hat, ganz egal, ob Neu- oder Gebrauchtwagen. Ein Leasing galt dagegen als ein Finanzierungsmodell für Selbstständige und Unternehmen, die die Raten steuerlich absetzen können.
Doch dann kamen die Niedrigzinsphase und die staatliche Förderung der Elektromobilität – und mit einem Mal wurde das Thema Leasing auch für Privatpersonen attraktiv. So gab es den vollelektrischen Smart Fortwo zeitweise für unter 10 Euro im Monat, für einen Škoda Enyaq wurden 160 Euro fällig und selbst einen Audi E‑Tron konnte man sich schon für 289 Euro zulegen. Ohne Anzahlung wohlgemerkt.
Möglich wurde das durch einen ganz einfachen Trick: Bei den Raten wurde stets der staatliche Anteil am Umweltbonus (je nach Modell bis zu 6.000 Euro) als Leasingsonderzahlung eingerechnet. Und obwohl die Verbraucher die Sonderzahlung aus eigener Tasche vorstrecken mussten, wurde ihnen durch geschicktes Marketing das Gefühl gegeben, dass es eigentlich gar keine Sonderzahlung gibt, sondern nur die niedrige Monatsrate.
Genau das rächt sich jetzt. Denn bei vielen läuft dieser Tage das Leasing des Elektroautos aus – und plötzlich kostet der VW ID 3 keine 180 Euro im Monat mehr, sondern 400 Euro. Außer natürlich, man zahlt 6.000 Euro an, die man dann allerdings nicht vom Staat zurückbekommt.
Wer trotzdem wieder ein Fahrzeug leasen möchte, sollte einiges beachten.
Leasingangebote: Auf die Details kommt es an
Jeder von uns kennt die Banner im Internet, die farbenfroh mit einer auf den ersten Blick unglaublich niedrigen Leasingrate werben. Davon sollte man sich allerdings nie blenden lassen, denn in aller Regel sind die Angebote schlichtweg schöngerechnet.
Zunächst sollte man schauen, ob eine Leasingsonderzahlung fällig wird und wie hoch diese ist. Wie sieht es mit der Laufzeit und der Fahrleistung aus? Gern werden da mal 60 Monate und 5.000 Kilometer jährlich kalkuliert. Zudem verfügen die Fahrzeuge häufig über keinerlei Sonderausstattung. Bucht man ein paar Extras dazu und least auf 36 Monate mit 20.000 Kilometern im Jahr, wird aus einer traumhaften Leasingrate häufig ein Albtraum.
In der Gesamtkalkulation darf man zudem die einmaligen Kosten nicht vergessen. Derzeit gibt es beispielsweise einige vollelektrische Modelle zu attraktiven Preisen, allerdings nur in Kombination mit einer kurzen Laufzeit von 24 Monaten. Für die 24 Monate müssen dann aber trotzdem Winterreifen gekauft und Überführungskosten von häufig mehr als 1.000 Euro bezahlt werden. Die tatsächlichen Kosten für das Fahrzeug erhöhen sich so rein rechnerisch schnell mal um 100 Euro pro Monat.
Leasingfaktor als objektiver Maßstab
Um zu beurteilen, wie gut oder schlecht ein Leasingangebot tatsächlich ist, sollte stets der sogenannte Leasingfaktor herangezogen werden. Klassischerweise berechnet man diesen aus monatlicher Rate, Anzahlung, Laufzeit und Bruttolistenpreis. Im Internet gibt es inzwischen zahlreiche Tools, mit denen sich der Leasingfaktor ganz einfach berechnen lässt, etwa den Leasingrechner vom ADAC, der auch noch etwaige Einmalkosten in die Berechnung einbezieht.
Klassischerweise gilt ein Leasingfaktor unter 1,1 als gut, unter 0,9 als sehr gut und unter 0,7 als hervorragend. Bedingt durch die aktuelle Marktlage und Zinssituation hat sich die Skala mittlerweile aber um etwa 0,2 Punkte nach oben verschoben, sodass auch ein Leasingfaktor von 1,0 oder 1,1 noch als sehr gut angesehen werden kann.
Bei Herstellern wie Porsche und Mercedes-Benz findet man in der Regel nur selten Leasingangebote unter 1,0, Audi und BMW sind derweil dafür bekannt, regelmäßig mit guten Leasingdeals auf Kundenfang zu gehen. So bekommt man den BMW i4 derzeit beispielsweise mit einem Leasingfaktor von 0,73, während sich ein Porsche Taycan zwischen 1,1 und 1,4 bewegt.
Leasingschnäppchen? Auf das Timing kommt es an
Beim Leasing entscheidet häufig der richtige Zeitpunkt darüber, ob man ein Schnäppchen ergattert oder nicht. Dazu muss man wissen, dass die Hersteller die Leasingkonditionen durch entsprechende Zuschüsse aktiv steuern.
Bestes Beispiel: Tesla. Das erst kürzlich vorgestellte Model 3 Performance wird derzeit von Tesla direkt mit einem Leasingfaktor von stolzen 1,7 angeboten. Bei einem Kaufpreis von 56.990 Euro und 36 Monaten Laufzeit bezahlt man für das Fahrzeug monatlich 969 Euro. Das Model Y Performance, das sogar 59.990 Euro kostet, ist derweil für 783 Euro zu haben (Leasingfaktor 1,3). Der Grund dafür? Das Model 3 Performance ist brandneu und erfreut sich einer starken Nachfrage, das Model Y muss man vom Hof bekommen.
Und genau so läuft es bei allen Herstellern. Will heißen: Wenn man nicht zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt ein ganz bestimmtes Auto möchte, kann man fast immer irgendein Modell zu guten Konditionen ergattern.