VW ID 3 Facelift im Test: Die Fehler der Vergangenheit wurden korrigiert
Vor gut drei Jahren wurde in der Wolfsburger Autostadt der erste VW ID 3 ausgeliefert. Schaut man sich die Zulassungszahlen an, so rangiert der VW ID 3 auch heute noch auf den vordersten Plätzen – sowohl deutschland- als auch europaweit.
Das ist durchaus bemerkenswert, denn die erste Generation des „Volks-Elektroautos“ beziehungsweise „Golf des Elektroauto-Zeitalters“ war weit entfernt vom perfekten Elektroauto: Der von Hartplastik dominierte Innenraum war freundlich ausgedrückt eine Zumutung, die Ladeleistung bestenfalls durchschnittlich. Auch die Software hatte hier und da ihre Macken. In Summe wirkte der ID 3 schlichtweg unfertig.
Mit dem Facelift möchte Volkswagen die Fehler der Vergangenheit nun korrigieren – und das ist den Wolfsburgern gelungen.
VW ID 3 Facelift: Kleine Änderungen, große Wirkung
Wenn man das erste Mal vor dem VW ID 3 Facelift steht, fällt einem direkt auf, dass irgendwas anders ist. Die Modellpflege wirkt deutlich dynamischer als ihr Vorgänger. Das liegt vor allem daran, dass VW die Front neu gestaltet hat – etwa die Lufteinlässe. Zudem ist die schwarze Leiste unter der Windschutzscheibe verschwunden. Das sind nur Kleinigkeiten, aber sie sorgen dafür, dass der ID 3 nicht nur schicker aussieht als sein Vorgänger, sondern auch noch einen minimal besseren cW-Wert von 0,263 hat.
Wirklich spürbar aufgewertet wurde derweil der Innenraum. An der grundsätzlichen Anordnung der unterschiedlichen Displays und Bedienelemente hält VW zwar fest, aber die Materialien sind deutlich hochwertiger. So sind die Türinnenverkleidungen mit aufgeschäumtem Kunststoff versehen, beim Armaturenbrett und Lenkrad kommt Kunstleder zum Einsatz. Lediglich von den Klavierlackelementen, auf denen schon durch bloßes Ansehen Fingerabdrücke auftauchen, konnte man sich in Wolfsburg nicht trennen.
Standardmäßig verfügt der ID 3 jetzt über ein zwölf Zoll großes Display (leider noch immer ohne beleuchtete Touchslider) und auch bei der Software wurde nachgebessert. Das zeigt sich unter anderem in der optimierten Ladeplanung und der Möglichkeit, bestimmte Software-Features (ACC Abstandsregeltempomat, Zweizonen-Klimaanlage etc.) als Functions-on-Demand zu buchen. Und ach ja, Plug&Charge unterstützt der ID 3 jetzt auch.
VW ID 3 Facelift: Vorerst bleibt es bei 2 Batteriegrößen
Auch bei der Modellpflege des VW ID 3 bleibt es für den Moment bei zwei Batteriegrößen: 58 und 77 Kilowattstunden. Die Systemleistung beläuft sich bei beiden Varianten auf 150 Kilowatt (204 PS), nur bei der Reichweite (435 Kilometer vs. 575 Kilometer im WLTP-Zyklus) und der Ladeleistung (120 Kilowatt vs. 170 Kilowatt) gibt es Unterschiede. Und natürlich beim Preis. Das 58-Kilowattstunden-Modell startet bei knapp 40.000 Euro, für den größeren Akku werden 7.600 Euro mehr fällig.
Die Preise beziehen sich natürlich auf die Basisversion. Wer eine etwas schickere Lackierung, dynamischere Felgen, ein paar Ausstattungspakete und die Wärmepumpe im Konfigurator ankreuzt, kann gleich nochmal 9.000 Euro obendrauf packen.
Für einen gut ausgestatteten VW ID 3 mit 77-Kilowattstunden-Batterie werden somit am Ende zwischen 55.000 und 58.000 Euro fällig. In Anbetracht dessen, was das Fahrzeug bietet, geht der Preis vollkommen in Ordnung, aber von einem „Volks-Elektroauto“ kann definitiv keine Rede mehr sein.
VW ID 3 Facelift: Reichweite und Ladeleistung
In puncto Verbrauch und Reichweite gibt es beim Facelift des ID 3 keine Überraschungen. Unser Testwagen mit 77-Kilowattstunden-Batterie brachte es im Stadtverkehr auf rund 16 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, auf der Autobahn bei zügiger Fahrweise stieg der Verbrauch auch mal auf 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Will heißen: Innerstädtisch und auf der Landstraße sind zwischen 420 und 500 Kilometer möglich, auf der Autobahn rund 350 Kilometer. Da gibt es überhaupt nichts zu meckern.
Bei der Variante mit 58-Kilowattstunden-Akku fällt die Reichweite entsprechend geringer aus. Wer primär kürzere Strecken fährt, dem dürfte aber auch eine maximale Reichweite von gut 360 Kilometern im Alltag problemlos reichen.
Bei der Ladeleistung brachte es unser Testwagen unter optimalen Bedingungen auf etwas über 170 Kilowatt. Allerdings fällt die Ladekurve – wie bei allen ID-Modellen – recht schnell ab, sodass ein Ladevorgang von 5 auf 80 Prozent gute 30 Minuten dauerte. Auch das ist in Ordnung, aber wenn man bedenkt, dass Hyundai und Kia für einen derartigen Ladevorgang weniger als 20 Minuten brauchen, ist die Leistung des ID 3 in dieser Disziplin nur mittelmäßig.
Unterwegs im VW ID 3 Facelift
Was das Fahrgefühl angeht, hat sich bei der Modellpflege nichts geändert. In gemächlichen 7,9 Sekunden geht es von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde, was für ein Auto wie den ID 3 vollkommen ausreichend ist. Das Fahrwerk ist gut und komfortabel abgestimmt – und auch der Geräuschpegel im Innenraum ist angenehm leise. Gerade innerstädtisch nimmt man zum Teil überhaupt nichts von der Außenwelt wahr.
Der ID 3 bietet zwar kein klassisches One-Pedal-Driving, aber dafür passt das Fahrzeug die Rekuperation intelligent an den Streckenverlauf und das Verkehrsgeschehen an. Das macht das Fahren gerade innerstädtisch sehr angenehm. Natürlich trägt dazu trägt auch der hervorragende Wendekreis von gerade einmal zehn Metern bei.
Natürlich kann man den ID 3 aber auch problemlos für längere Strecken nutzen. Mit einem Kofferraumvolumen von 385 Litern eignet er sich zwar nicht unbedingt für den Familienurlaub im Ferienhaus in Italien, aber die meisten anderen Szenarien lassen sich problemlos abbilden. Allerdings sollte man sich dann auch für die 77-Kilowattstunden-Batterie entscheiden.
Was die Sonderausstattung angeht, so empfehlen sich definitiv die Wärmepumpe, das Head-up-Display und das Assistenzpaket „Plus“. Mit letzterem hat man die gängigen State-of-the-Art-Assistenzsysteme an Bord, die auch allesamt erstklassige Arbeit verrichten. Wer häufig nachts unterwegs ist, macht zudem mit den LED-Matrix-Scheinwerfern und dem dynamischen Fernlichtassistenten nichts verkehrt.
Bleibt noch das Thema Software. VW hat sich redlich Mühe gegeben, die Software des ID 3 konsequent weiterzuentwickeln. Das ist den Wolfsburgern auch gelungen. Wir hatten während unseres zweiwöchigen Testzeitraums nicht ein einziges Mal Probleme. Lediglich beim Wechseln zwischen den unterschiedlichen Anwendungen sowie beim Ein- und Auszoomen der Karte lief nicht immer alles flüssig – aber das ist gewissermaßen ein Standard-Feature bei allen deutschen Herstellern, auch im Premium-Segment.
Fazit VW ID 3 Facelift: Warum nicht gleich so?
Letztendlich ist das VW ID 3 Facelift das, was bereits der ursprüngliche ID 3 hätte sein sollen: ein zu Ende gedachtes Elektroauto, das in allen Disziplinen eine gute Figur macht.
Natürlich gibt es hier und da noch Luft nach oben, sei es bei den Klavierlackelementen, dem nicht beleuchteten Touchslider oder der stellenweise etwas hakeligen Software. Aber im Großen und Ganzen ist der VW ID 3 jetzt ein attraktives Elektroauto, bei dem auch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.
Dennoch würde VW gut daran tun, auch den VW ID 3 mit kleinem 45-Kilowattstunden-Akku wieder anzubieten. Denn da der ID 2 voraussichtlich noch bis 2026 auf sich warten lässt und der E-Up bald aus dem Programm genommen wird, fehlt den Wolfsburgern jetzt ein preisgünstiges Einstiegsmodell. Zumal Geschäftskunden seit 1. September 2023 auch den Umweltbonus nicht mehr erhalten.
Ein Tesla Model 3 kostet 42.990€ und ist erst bei einem gut ausgestatteten id3 annähernd vergleichbar. Der id3 ist weiterhin leider vollkommen überteuert.