Seit Elon Musks Übernahme: Klimaaktivist:innen ziehen sich von X zurück

Seit Elon Musks Kauf von X (vormals Twitter) im Oktober 2022 haben Klimaaktivist:innen die Plattform in großer Zahl verlassen. Das zeigt nun eine Studie der Zeitschrift Trends in Ecology und Evolution.
Die Autor:innen der Studie hatten 380 000 User:innen untersucht, die vor der Ära Musk regelmäßig zu Umwelt- und Klimathemen getwittert hatten. Fast 50 Prozent dieser Nutzer:innen sind seit der Übernahme durch den Tesla-Chef verstummt.
Klimaaktivist:innen verstummen häufiger als Polit-Twitterer
Bei hauptsächlich zu politischen Themen twitternden User:innen, die von der Studie als Vergleichsgruppe hinzugezogen wurden, war der Rückzug in die innere Emigration nicht so deutlich. Fast 80 Prozent der primär politisch interessierten Nutzer:innen waren auch unter Musks Ägide noch aktiv.
Parallel zum Schwund von twitternden Klimaaktivist:innen ist die Zahl der Hassrede auf X im selben Zeitraum gestiegen. Das zeigte eine Studie bereits einen Monat nach Musks Kauf. Auch das Engagement von rechtsgerichteten Akteur:innen sei seit Musks Übernahme gestiegen. In rechten Kreisen ist ein Leugnen des Klimawandels keine Seltenheit.
Technische Umstellungen behindern Crowdsourcing zu Umweltthemen
Neben der veränderten politischen Wetterlage auf X sollen auch technische Umstellungen wie Änderungen an der Anwendungsprogrammierschnittstelle oder Pannen die Arbeit von Klimaaktivist:innen erschwert haben. So sei beim Erdbeben in der Türkei und Syrien im Februar ein Austausch von Informationen via Crowdsourcing schwieriger geworden.
„Die Änderungen seit der Übernahme von Twitter haben wahrscheinlich Auswirkungen auf andere Nutzersegmente, wie z. B. den Bereich der Klimapolitik oder die zukünftige Katastrophenhilfe nach extremen Wetterereignissen“, heißt es in diesem Zusammenhang in der Studie.
Nicht nur Klimaaktivist:innen, sondern auch Wissenschaftler:innen kehren X den Rücken. Laut einer aktuellen Umfrage der Zeitschrift Nature soll die Hälfte der Befragten entweder weniger posten oder den Dienst ganz verlassen haben.
Twitter in Schieflage seit Musks Übernahme
Seit Elon Musks Akquisition befindet sich Twitter aka X im Sinkflug. Der nebenberufliche Tesla-Boss sieht die Plattform als Speerspitze der radikalen Meinungsfreiheit aus libertärer Sicht. Dazu gehört eine neue Moderationspolitik von Hassrede oder mutmaßlichen Fake News. Sogar dem unter seinen Vorgänger:innen gesperrten Ex-US-Präsident Donald Trump gab Musk seinen Account zurück. Der wollte ihn aber nicht mehr.
Im April 2023, ein Jahr, nachdem Musk erstmals sein Interesse an Twitter kommunizierte, legte Pew Research eine Studie zum veränderten Nutzungsverhalten der Plattform vor. Sechs von zehn User:innen hätten demnach nach dem Besitzerwechsel angekündigt, eine Pause einlegen zu wollen. Die weiter aktiven Nutzer:innen twitterten weniger als zuvor.
Im Dezember 2022 prognostizierte Insider Intelligence, dass Z bis 2024 über 30 Millionen User:innen verlieren könnte. Laut New York Times waren im Frühjahr die Einnahmen durch Werbeanzeigen um fast 60 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr gefallen.
Ist zwar konsequent, aber hier zeigt sich das typische Problem von Netzwerken: Die Verteilung auf Mastodon, Bluesky und wie immer dieses Ding von Meta noch mal heißt sorgt dafür, dass insgesamt weniger Reichwete erreicht wird. Metas Twitter-Alternative ist ja auch praktisch kaum noch vorhanden nach dem ersten Hype.