In einem Brief an die eigenen Investoren hat David Einhorn, Chef des Hedgefonds Greenlight Capital, bekannt gegeben, dass er eine Twitter-Beteiligung zu einem Nennwert von durchschnittlich 37,24 US-Dollar pro Aktie übernommen habe. Das berichtet Reuters. Nicht bekannt ist, in welcher Größenordnung Greenlight Twitter-Papiere gekauft hat.
Wegen Shortens von Tesla: Einhorn und Musk sind keine Freunde
Grund für den Einstieg ist nach Einhorns Erläuterungen die von Twitter gegen den Multimilliardär Elon Musk eingereichte Klage. Twitter will den Tesla- und SpaceX-Chef per Gerichtsurteil zwingen, den Dienst für die ursprünglich von Musk angebotenen 44 Milliarden Dollar zu kaufen.
Musk hatte seinen Rückzieher damit begründet, dass der Twitter-Vorstand ihm erforderliche Informationen für die Beurteilung des Geschäfts verweigere. Twitter bestreitet das.
Greenlight-Gründer David Einhorn hat seit Jahren ein angespanntes Verhältnis zu Elon Musk und gehört mit seinem Hedgefonds zu jenen Investoren, die jahrelang darauf gewettet hatten, dass die Tesla-Aktie fallen würde.
Weil Musk stets angegriffen auf das Shorten der Tesla-Aktien reagiert, war es in der Vergangenheit des Öfteren zu Twitter-Wortgefechten zwischen ihm und Einhorn gekommen. Einhorns neuerliche Wette dürfte daher ein Stück weit persönliche Gründe haben.
Einhorn wettet auf Musk-Niederlage
Und um eine Wette handelt es sich bei dem Einstieg von Greenlight bei Twitter tatsächlich, wie Einhorn in seinem Anlegerbrief erläutert. Er schreibt:
„Bei diesem Preis gibt es ein Plus von 17 Dollar pro Aktie, wenn Twitter sich vor Gericht durchsetzt. Wenn Twitter scheitert, glauben wir, dass es ein Minus von etwa 17 Dollar pro Aktie geben wird. Wir erhalten also eine 50:50-Wahrscheinlichkeit für etwas, das mit einer 95 Prozent Wahrscheinlichkeit eintreten sollte“.
Die Annahme von 17 Dollar ergibt sich als Differenz aus dem Einstiegskurs von rund 37 Dollar und Musks ursprünglichem Angebot an die Aktionäre, rund 54 Dollar pro Aktie zahlen zu wollen. Einhorn argumentiert, dass das von Twitter angerufene Gericht im US-Bundesstaat Delaware, gute Gründe habe, Musk zum Abschluss des Kaufs zu zwingen. Immerhin würde ansonsten ein neuer Präzedenzfall geschaffen.
Rechtsprechung laut Einhorn vorhersehbar
Wenn das bedeutendste Wirtschaftsgericht der USA „Musk vom Haken“ lasse, würde es dem Verfahren Tür und Tor öffnen, dass sich Käufer bei Unternehmensübernahmen einfach mal umentscheiden, was schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft haben könnte. Das sei nicht zu erwarten.
Vielmehr habe das Gericht im Laufe der Jahre eine recht verlässliche Rechtsprechung zu Fusionsverträgen entwickelt. „Die daraus resultierenden Präzedenzfälle und das klare Verständnis der vertraglichen Verpflichtungen von Käufern haben in diesem Bereich ein hohes Maß an Vorhersehbarkeit geschaffen“, ist Einhorn sicher.
Steht Musk über dem Gesetz? Dafür gibt es keine Anzeichen
Zwar habe er vor ein paar Jahren halb im Scherz geschrieben, dass „die akzeptierte Realität zu sein scheint, dass Elon Musk über dem Gesetz steht“. Das dürfte indes eine Übertreibung sein.
Musk hat – vor allem wegen seiner scheinbar kaum steuerbaren Impulsivität in Äußerungen und Handlungen – immer wieder Niederlagen vor Behörden und Gerichten hinnehmen müssen. Das nun angerufene Wirtschaftsgericht hatte zuletzt Musks Bitte um eine Terminsetzung auf Februar kommenden Jahres abgelehnt und die Verhandlung auf fünf Tage im Oktober angesetzt.
Der Erfolg von Greenlight Capital erlaubt es Einhorn, derlei waghalsige Wetten einzugehen. Immerhin konnte sein Unternehmen im ersten Halbjahr 2022 um 13,4 Prozent zulegen, während der S&P500-Index im gleichen Zeitraum um 20 Prozent gefallen ist. Zum Twitter-Einstieg meint Einhorn lapidar, dass ihm „das Risiko und die Belohnung“ gefalle.