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Analyse

Das Ende des Internets: Vorhersagen, die (noch) nicht eingetroffen sind

Verbraucht das Internet bald den gesamten Strom von Großbritannien oder spaltet es sich in viele kleine lokale Netzwerke auf? Der Untergang des World Wide Web, wie wir es kennen, wurde schon oft prophezeit, ist aber noch nicht eingetreten.

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Das Internet läuft weiterhin rund. (Bild: Shutterstock / NicoElNino)

Das Internet ist ein fragiles Konstrukt. Zumindest wenn man den Aussagen von einigen Experten glaubt. In der Vergangenheit gab es immer wieder Prognosen, die voraussagen, dass das World Wide Web komplett verschwinden oder sich drastisch verändern wird.

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So könnte das Internet bald die komplette Stromversorgung Großbritanniens verbrauchen oder sich in viele kleinere Netzwerke aufteilen, die nicht untereinander kommunizieren können. Einige Experten haben das Internet bereits vor langer Zeit abgeschrieben und für unwichtig erklärt.

Ein Medientheoretiker und Netzkritiker aus den Niederlanden ist allerdings der Meinung, dass sich das Internet stark verändern könnte. Das Internet, wie wir es kennen, steht vor dem Aus, sagt er aktuell.

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Wir schauen uns Vorhersagen über das Internet an und schauen, was daraus geworden ist.

Das Internet gelangt 2023 an seine Kapazitätsgrenze

Im Jahr 2015 prognostizierte die Daily Mail, dass das Internet in acht Jahren sein Datenlimit erreicht haben wird und es bis 2035 den gesamten Strom in Großbritannien verbrauchen könnte. Demnach würden wir bereits im nächsten Jahr, also 2023, die Kapazität des Internets erreichen.

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Das sagen führende Ingenieure, Physiker und Telekommunikationsunternehmen, die sich laut Daily Mail 2015 getroffen haben, um zu besprechen, wie sie die kommende Krise abwenden können.

Die Voraussage war, dass wenn die Nutzung des Internets weiterhin zunimmt, die Kapazität der Glasfaserkabel 2023 vollkommen ausgereizt sein wird. Das würde dann dazu führen, dass die Internetnutzung eingeschränkt werden muss und Nutzer draufzahlen müssen.

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Um zu verhindern, dass das Internet an seine Grenzen gerät, müssen neue Glasfaserkabel gelegt werden, denn dann können doppelt so viele Daten durch die Leitungen fließen. Das bedeutet allerdings auch, dass das Internet dadurch doppelt so teuer werden wird. Laut Professor Andrew Ellis ist die volle Kapazität der Glasfaserkabel bereits erreicht.

Das Internet verbraucht den gesamten Strom

Zusätzlich gibt es noch eine weitere Bedrohung für das Internet: der hohe Stromverbrauch. „Das Internet verbraucht die gleiche Energie wie die Luftfahrtindustrie – etwa zwei Prozent des gesamten Energieverbrauchs eines entwickelten Landes“, so Ellis.

Die zwei Prozent werden lediglich für Datentransfers verwendet. Wenn man den Verbrauch für Computer, Smartphones, Fernseher und andere internetfähige Geräte dazuzähle, verbraucht das Internet bis zu acht Prozent des Energieverbrauchs.

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Laut Ellis könnte das dazu führen, dass das Internet bis 2035 den gesamten Strom verbraucht, der von Großbritannien produziert wird. „Die Öffentlichkeit muss entscheiden, ob sie ihren kostbaren Windturbinenstrom für Elektroautos oder mehr Internet nutzen möchte“, warnt der Professor.

Allerdings sehen nicht alle die Lage so kritisch wie er. Andrew Lord, Leiter der optischen Forschung bei BT und Gastprofessor an der Essex University, ist der Meinung, dass Forscher eine Lösung für die Probleme finden, bevor das Internet gedrosselt wird oder seinen Geist aufgibt.

„Das Internet wird nicht zusammenbrechen“, sagte er. „Es hat noch viel Bandbreite drin.“ Zum Beispiel schlägt er vor, dass große Server-Farmen Informationen und Daten lokal speichern können, um so die Leitungen zu entlasten.

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Ob uns im nächsten Jahr das Internet um die Ohren fliegt oder gedrosselt wird, werden wir schon bald sehen.

Das Splinternet verändert das Internet, wie wir es kennen

Das sogenannte „Splinternet“ wurde erstmals im Jahr 2010 von der Website The Atlantic ins Spiel gebracht und seitdem viel diskutiert, da es auch heute noch eine valide Theorie ist. Bereits im März 1997 schlugen Marshall van Alstyne und Erik Brynjolfsson vom MIT eine ähnliche Theorie in einem Forschungsbericht vor.

The Atlantic eröffnet mit den Worten: „Das Goldene Zeitalter des Internets neigt sich dem Ende zu. Machen Sie sich bereit für das Splinternet.“ Das Splinternet beschreibt die Zersplitterung des Internets in mehrere kleine Netzwerke, die nur lokal oder für einige Personengruppen zur Verfügung stehen. Oft wird auch der Begriff „Balkanisierung des Internets“ genutzt.

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Derek Tompson, Autor des Atlantic-Artikels, beschreibt es allerdings eher als die Zersplitterung auf verschiedene Geräte. So hat Apple sein eigenes Ökosystem genauso wie Google und Microsoft.

Es geht vor allem darum, dass Nutzer aus diesen Ökosystemen nicht unbedingt auf die Inhalte der anderen Anbieter zugreifen können. So unterstützten iPads in 2010 beispielsweise noch keine Flash-Software, diee von den meisten Online-Videos genutzt wurde.

Diese Form des Splinternets gibt es auch heute noch. So sind zum Beispiel nicht alle Apps, die es in Apples App-Store gibt, auch im Google-Play-Store verfügbar und anders herum. Wer damals ein Windows-Phone hatte, hatte mit Abstand die geringste Auswahl an Apps und damit auch an Inhalten.

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Andere Formen des Splinternets

Das Splinternet kann aber noch weitere Formen annehmen. Oft wird die Zersplitterung in verschiedene geografische Regionen genannt, weil es heutzutage relevanter denn je scheint. Ein Beispiel ist die „Great Firewall“ in China. Hier haben Internetnutzer nämlich keinen Zugriff auf das globale Internet, wie wir es kennen, sondern auf eine zensierte Version.

Laut der Website Basecamp plant auch Russland eine ähnliche eigene Version des Internets, das die landeseigenen Anwendungen und Apps nutzt. Das hätte auch zur Folge, dass Nutzer in abgesplitterten, eigenen Versionen dieses Netzwerks nicht mehr auf das globale Internet zugreifen können, wie wir es kennen.

Mehr als zehn Jahre nach der Voraussage des Splinternets haben die meisten Menschen noch Zugriff auf das globale, freie Internet. Wie sich das in Zukunft entwickeln wird, ist sicherlich fraglich, eine komplette Zersplitterung scheint allerdings unwahrscheinlich.

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Bereits in den 90ern gab es Untergangsvohersagen für das Internet

Eine der wahrscheinlich ältesten Vorhersagen über den Untergang des Internets kam von Robert Metcalfe, dem Co-Erfinder des Ethernet. Im Dezember 1995 veröffentlichte er eine Kolumne in der Zeitschrift Info World. Dort sagte er den Untergang des Internets für 1996 voraus.

Unter anderem heißt es dort: „Fast alle der vielen Vorhersagen, die jetzt über 1996 gemacht werden, hängen vom anhaltenden exponentiellen Wachstum des Internets ab. Aber ich sage voraus, dass das Internet, das erst kürzlich diesen Abschnitt hier in InfoWorld bekommen hat, bald eine spektakuläre Supernova erleben und 1996 katastrophal zusammenbrechen wird.“

Wie wir heute wissen, ist das Internet nicht katastrophal in einer Supernova zusammengebrochen. Einige der Gründe, die Metcalfe für den Zusammenbruch nannte, waren denen von aktuelleren Vorhersagen recht ähnlich.

So sagte er ebenfalls, dass die Knotenpunkte des Internets mit Daten überladen werden, sodass diese nicht mehr verlässlich arbeiten können. Außerdem sei das Flatrate-Modell der Anbieter nicht tragbar, da die Kosten durch höhere Datenströme steigen und die Unternehmen so Verluste einfahren. Zusätzlich würden Hackerangriffe produktive Nutzer aus dem Internet vertreiben.

Metcalfes Vorhersage ist so allerdings nie eingetreten und das Wachstum des Internets hat sich seitdem fortgesetzt. Auch die Kapazität von Knotenpunkten oder Glasfaserkabeln haben wir bisher nicht erreicht.

Wann und ob das jemals der Fall sein wird, steht noch in den Sternen. Dass das Internet ganz von der Bildfläche verschwindet, ist allerdings nur schwer vorstellbar.

Bildergalerie: Krasse Fehlprognosen der Tech-Geschichte

12 krasse Fehlprognosen der Techgeschichte: Auch Experten liegen mal daneben Quelle: Shutterstock/ Andrey_Popov
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Alle Prognosen-Erstellenden schienen offenbar aber keine Ahnung von DNS-Servern oder ähnlichem gehabt zu haben. Dass es Absplitterungen des Internets gibt, zeigt ja aber China, einfach alles auf die Blockliste setzen. Das kommt vielleicht auch irgendwann noch auf uns zu, siehe, wie einige Serienanbieter, die das nicht ganz legal machen, auf die Blockliste gesetzt werden gemäß Copyright. Netzsperren sind ein Ding geworden.
Ansonsten drosselt die Telekom doch bereits seit Jahren das Internet und die Glasfaserkabel reichen nicht aus, oder der Internetanbieter verarscht die Kunden. Alles bereits eingetreten.
Das Internet wird das aber sicher nicht kaputt machen. Und selbst wenn es zu viel Energie frisst, damals war es das Telefon – na und? Technologie kommt und geht, das Internet wird erstmal bleiben, weil die Leute es schließlich nutzen wollen.

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