Im vergangenen Frühjahr hat ein Forschungsteam um Xiulin Ruan von der Purdue University im US-Bundesstaat Indiana das – laut eigenen Angaben – weißeste Weiß der Welt vorgestellt. Es kann 98,1 Prozent des einfallenden Sonnenlichts reflektieren und damit zugleich damit versehene Objekte abkühlen.

Während das schwärzeste Schwarz, Vantablack und seine Nachfolger, bis zu 99,995 Prozent des Lichts absorbieren kann und Objekte damit nahezu unsichtbar macht, senkt das weißeste Weiß die Temperatur von Objekten im Vergleich zur Umgebungstemperatur um bis zu 4,5 Grad ab.

Wer damit etwa sein Hausdach bestreicht, könnte auf einen Gutteil der Klimaanlagenleistung verzichten – und so eine Menge Energie einsparen, wie es von Ruan und seinen Kolleg:innen hieß. Es gab dabei nur ein Problem: Um diesen Grad der Kühlung zu erreichen, musste die aufgetragene Farbschicht mindestens 0,4 Millimeter dick sein.

Was für Hausdächer wenig herausfordernd ist, machte das weißeste Weiß für andere Anwendungen, die präzise Anforderungen an Größe und Gewicht haben, unbrauchbar, wie Ruan in einer Mitteilung erklärt. Daher haben die Forscher:innen jetzt ein optimiertes weißestes Weiß vorgestellt, das dünner aufgetragen werden kann und dadurch leichter ist.

Kamen bisher Bariumsulfat-Partikel als Beimischung zum Einsatz, setzen Ruan und sein Team jetzt auf hexagonales Bornitrid als Pigment. Diese Substanz wird normalerweise in Schmiermitteln eingesetzt. Damit gelang es den Forscher:innen, mit einer nur 0,15 Millimeter dünnen Farbschicht einen Reflexionsgrad von 97,9 Prozent zu erreichen.

Die neue Farbe wiegt damit 80 Prozent weniger als ihr Bariumsulfat-Pendant. „Dieses geringe Gewicht öffnet die Türen für alle Arten von Anwendungen“, so George Chiu von der Purdue University. So könnten zum Beispiel die Außenflächen von Autos, Zügen oder Flugzeugen damit gekühlt werden.

„Ein Flugzeug, das an einem heißen Sommertag auf dem Rollfeld steht, müsste seine Klimaanlage nicht so stark laufen lassen, um den Innenraum zu kühlen, was große Mengen an Energie spart“, so Chiu. Einen weiteren Einsatzbereich sieht Experte in der Raumfahrt.

Die wichtigste Frage aber ist natürlich, ob und wo man diese Farbe kaufen kann. Aktuell so Ruan, sei man in Gesprächen über eine Kommerzialisierung. Noch gebe es ein paar Hürden zu meistern, aber es gehe voran. Konkrete Angaben machte Ruan derweil nicht.

Von der Wirkung ihrer Farbe zeigten sich die Purdue-Forscher:innen aber überzeugt: „Die Verwendung dieser Farbe trägt dazu bei, Oberflächen zu kühlen und den Bedarf an Klimaanlagen erheblich zu reduzieren“, so Ruan. Das spare nicht nur Geld, sondern reduziere auch den Energieverbrauch, was wiederum die Treibhausgasemissionen senke.

Im Gegensatz zu anderen Kühlmethoden strahlt diese Farbe die gesamte Wärme in den Weltraum ab, wie Ruan betonte. Das kühle zugleich den Planeten. „Es ist ziemlich erstaunlich, dass eine Farbe das alles kann.“