Eine „wahrnehmbare Verlagerung von der Straße auf die Schiene“ und zehn Millionen Nutzer:innen im Juni 2023. Auf den ersten Blick scheint sich das in Deutschlandticket umgetaufte 49-Euro-Ticket seit dem Start im Mai erfolgreich etabliert zu haben.
Deutschlandticket: Erfolg für Fortbestehen wichtig
Das ist auch wichtig für das Fortbestehen des Tickets und der Höhe des künftigen Preises. Denn, wie gut das Angebot angenommen wird, scheint auch darüber zu bestimmen, ob und wie es weitergeht.
Unterstützer:innen dürfte daher freuen, dass Bundesverkehrsminister Volker Wissing das Ticket als „Riesenerfolg“ einstuft, wie Spiegel Online schreibt. Es seien „nahezu eine Million Neukund:innen für den ÖPNV gewonnen“ worden, so Wissing. Zudem sei die Zahl der Abonnent:innen erhöht worden, „die sich fest an den ÖPNV binden“.
Ebenfalls als großen Erfolg bewertet DB-Regio-Chefin Evelyn Palla das Deutschlandticket. Es sei „kostengünstig, ökologisch sinnvoll und digital“, so Palla gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Kritiker: Werbemaßnahme für Stammkunden
Ganz anders sieht das Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn. Das 49-Euro-Ticket sei „eine schöne Werbemaßnahme für bisherige Stammkunden“, so Naumann im Gespräch mit der Rheinischen Post.
Ein großer Teil der sogenannten Neukund:innen seien jene, die den ÖPNV etwa mit Tageskarten oder Einzelfahrscheinen ohnehin schon genutzt hätten. Dass Menschen „in großen Mengen von der Straße in den öffentlichen Personennahverkehr gelockt“ worden wären, sei aber nicht passiert.
Das wiederum sei mit dem 9-Euro-Ticket gelungen. Von dem flexibler nutz- und buchbaren Fahrschein sind über den Sommer 2022 hinweg rund 52 Millionen Exemplare verkauft worden.
49-Euro-Ticket: Tarifsubvention statt Ausbau
Zwar findet auch Naumann, dass das 49-Euro-Ticket für viele Menschen eine deutliche Verbesserung bedeute, weil „die Nutzung des ÖPNV billiger und einfacher geworden“ sei. Aber: „Es wird viel Geld in eine Tarifsubvention gesteckt statt in den Ausbau“, so Naumann in der Rheinischen Post.
Wissing dagegen verteidigte den 9-Euro-Ticket-Nachfolger, insbesondere die Beschränkung auf die Abo-Option. Der Bundesverkehrsminister stellte aber auch klar, dass die weitere Nutzung sich auf den künftigen Preis auswirken könnte.
Finanzierung für 2024 nicht gesichert
Je mehr Abonnent:innen das Deutschlandticket jetzt – und dauerhaft – nutzten, desto günstiger könne es dauerhaft bleiben, so Wissing. Allerdings ist die Finanzierung des Tickets für das Jahr 2024 noch nicht gesichert.
DB-Regio-Chefin Palla schickte in diesem Zusammenhang einen Appell an Bund und Länder. Diese sollten den Preis von 49 Euro möglichst stabil halten, damit das Deutschlandticket weiterhin leistbar bleibe.