Telegram-Chef Pavel Durov schließt sich den Beschwerden bekannter Dienste wie Spotify und Rakuten an, wird dabei aber noch ein Stück radikaler in seinen Forderungen: Durov will den App-Store-Zwang komplett aufbrechen und stellt Apple als Hüter über die iOS-Anwendungen grundsätzlich infrage.
Telegram-Chef wirft Apple Missbrauch eines Monopols vor
In der Beschwerde an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, über die die Financial Times berichtet, wirft Durov Apple vor, ein Monopol aufgebaut zu haben, das Innovationen blockiere und von Apple überdies zur Erhebung von „kolossalen Provisionen von 30 Prozent“ missbraucht werde. Durovs Forderung lautet konsequenterweise, Apple zu zwingen, alternative Bezugsmöglichkeiten für Apps außerhalb des eigenen App-Stores zuzulassen. Alles andere schränke den Wettbewerb in unzulässiger Weise ein.
Als Beispiel führt Durov ein eigenes Vorhaben aus dem Jahr 2016 an. Telegram habe damals vorgehabt, eine Gaming-Plattform für iPhones an den Start zu bringen. Apple habe unmissverständlich klargemacht, dass die App-Store-Regeln eine solche Anwendung nicht zulassen würden. Telegram habe dann die Entwicklung gestoppt, um nicht den Rauswurf zu riskieren, so Durov. Auch Facebook musste seine Gaming-Plattform jüngst aus den gleichen Gründen zurückziehen.
Apple weist Vorwürfe zurück
Apple-Chef Tim Cook setzt solchen Vorwürfen stets die Argumentation entgegen, dass die gleichen Regeln für alle Entwickler gelten würden. Dabei sei Apple in keinem Markt dominant, vielmehr gebe es „heftigen Wettbewerb“ im Smartphone-Markt. Zudem würden auch andere App-Stores ähnlich hohe Provisionen erheben.
Diese Argumentation lässt Telegram-Chef Durov nicht gelten. Immerhin gebe es unter Android grundsätzlich die Möglichkeit, Apps direkt zu vertreiben oder gleich einen eigenen App-Shop zu eröffnen. Das sei auch für iOS und dabei von den ersparten Provisionen, die anderenfalls an Apple gingen, leicht möglich, so Durov. Dabei unterschlägt der Telegram-Chef allerdings, dass auch unter Android nur theoretisch eine völlig freie Wahl des Distributionsweges gegeben ist. Was passiert, wenn einem der Google-Play-Store nebst seinen Diensten verwehrt wird, erlebt seit einem guten Jahr der Smartphone-Hersteller Huawei.
Bei der EU-Kommission dürfte Durovs Beschwerde auf offene Ohren stoßen. Sie hat bereits zwei Untersuchungen eingeleitet, die klären sollen, ob Apple sich mit Blick auf seinen App-Store und die Bezahlmethode Apple Pay wettbewerbswidrig verhält.
Passend dazu:
- Apple lässt Muskeln spielen: Facebooks Gaming-Plattform abgelehnt
- Basecamps Hey-App nutzlos: Apple rechtfertigt drohenden Rausschmiss