
Mindestens fünf Mal hat Apple Facebook seit der Ersteinreichung der Gaming-App im Februar 2020 zu Änderungen aufgefordert. Insofern ist das Team dahinter von der nun erfolgten Ablehnung nicht überrascht.
Facebook Gaming überreizt das Konzept einer App
Facebook wollte eine komplette Gaming-Plattform, etwa vergleichbar mit Apple Arcade oder Google Stadia, über eine App auf iPhones zugänglich machen. Die sollte mit einem Portfolio an eigenen Spielen, einem eigenen sozialen Netzwerk und der Möglichkeit des Live-Streamings von Gameplay Nutzer gewinnen.
Mobile Spiele gelten als die umsatzträchtigste App-Kategorie überhaupt und dürften einen erheblichen Teil der 15 Milliarden US-Dollar ausmachen, die der App-Store im vergangenen Jahr an Umsatz generiert hat. So verwundert es nicht, dass sich auch Facebook für den Markt interessiert, den Apple natürlich aus den gleichen Gründen nicht hergeben mag.
Apple-Richtlinien verbieten Apps, die ihrerseits App-Stores sind
Dabei hat Apple die selbst gegebenen Richtlinien des App-Stores im Rücken. Die erlauben es nicht, Apps zu vertreiben, die wiederum ihrerseits App-Stores sind. Genau so stuft Apple nämlich „Facebook Gaming“ ein, was vor allem daran liegt, dass Facebook das Angebot spielbarer Spiele flexibel selbst entscheiden will. Letztlich lägen hinter „Facebook Gaming“ also wieder weitere Apps, die sich der Kontrolle durch den App-Store-Review entzögen.
Abgesehen von der fragwürdigen Motivation, andere Gaming-Plattformen wegzubeißen, um dem eigenen Arcade-Angebot keine Konkurrenz zu machen, ist die Ablehnung von Apps, die eigentlich Stores sind, durchaus im Kundensinn und absolut verständlich. Immerhin hält Apple, und dieser Erfolg steht im Gegensatz zu Skandalen weniger strikt agierender Unternehmen, so die Geräte seiner Kunden von Schadsoftware frei und sorgt für ein Mindestmaß an guter Nutzererfahrung. Jetzt einer App zu erlauben, das Tor auf Kundengeräten für weitere Apps zu öffnen, kann Apple sich offenbar nicht vorstellen.
Apple unter Feuer: App-Store-Richtlinien in der Kritik
Der sich nun anbahnende Konflikt mit Facebook, die von Apple „erwarten, die Ablehnung zu überdenken,“ kommt für Apple zur Unzeit. Das Unternehmen steht nämlich schon wegen einer anderen App-Ablehnung im Fokus der Öffentlichkeit. Wegen einer anderen Verletzung der Richtlinien will Apple auch die E-Mail-App Hey des bekannten amerikanischen Herstellers Basecamp, dessen CTO und Mitgründer ausgerechnet der Ruby-on-Rails-Erfinder David Heinemeier Hansson ist, nicht für den App-Store zulassen.
Heinemeier Hanson hatte sich daraufhin in sehr deutlicher Sprache via Twitter geäußert und dem Unternehmen Mafiamethoden vorgeworfen. Apple-Marketingchef Phil Schiller wies die Vorwürfe zwischenzeitlich zurück und erklärte den Grund für diese konkrete Ablehnung.
Am 17. Juni 2020 hatte sich zudem die EU-Kommission entschieden, zwei unabhängige kartellrechtliche Verfahren einzuleiten. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager will jetzt prüfen, ob die App-Store-Regelung mit dem europäischen Kartellrecht vereinbar ist. In einem zweiten Verfahren soll geprüft werden, ob Apple zusätzlich mit seinen restriktiven Vorgaben zum mobilen Bezahlen gegen das europäische Wettbewerbsrecht verstößt.
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