Die Idee, Smartphone-Apps einzusetzen, um festzustellen, ob jemand Kontakt zu einer Person hatte, die mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert ist, stieß in Europa aufgrund der datenschutzrechtlichen Implikationen immer wieder auf Kritik. Jetzt haben 130 Experten verschiedener Fachrichtungen aus insgesamt acht europäischen Ländern eine Lösung vorgestellt, die den Schutz der Privatsphäre mit der Eindämmung der Pandemie in Einklang bringen soll. Das Projekt nennt sich Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing (kurz: Pepp-PT) und verzichtet im Gegensatz zu einigen asiatischen Lösungen auf die Erfassung von Standort-, Bewegungs- und anderen personenbezogenen Daten.
Hinter Pepp-PT stehen mehrere Universitäten, Forschungseinrichtungen, Startups und das Robert-Koch-Institut. Getestet wurde das System außerdem mithilfe von rund 50 Soldaten der Berliner Julius-Leber-Kaserne, wie das Verteidigungsministerium mitteilt. Dabei sollte ermittelt werden, wie genau die Entfernungsmessung des Systems funktioniert, das dafür auf den Bluetooth-Standard setzt. Nach dpa-Informationen hält auch das Kanzleramt den Ansatz für vielversprechend.
Pepp-PT generiert für jede Nutzerin und Nutzer eine Identifikationskennung. Die wird aber nur temporär vergeben, damit eine eindeutige Identifikation vermieden wird. Nähern sich zwei Smartphones, auf denen die Pepp-PT-App läuft, tauschen sie ihre jeweilige Kennung aus. Die werden dann lokal auf dem jeweils anderen Smartphone gespeichert. Ein Cloud-Upload ist aus Datenschutzgründen nicht vorgesehen.
Wird bei einer Nutzerin oder einem Nutzer eine Corona-Infektion festgestellt, können Betroffene die Kennungen ihrer Kontaktpersonen an einen Server übermitteln. Der Server ist dann wiederum in der Lage, diese Personen darüber zu informieren, dass sie in Kontakt zu jemandem standen, der das Virus nachweislich in sich trägt. Wo oder wann der Kontakt stattfand, wird aus Datenschutzgründen nicht gespeichert. Das System soll europaweit funktionieren, dementsprechend also auch über die derzeit geschlossenen Grenzen hinweg.
Das Team hinter Pepp-PT will die App allerdings nicht selbst herausbringen, wie der Spiegel berichtet. Vielmehr soll es Referenzimplementierungen von Backend- und Client-Komponente geben, auf deren Basis dann staatliche Stellen oder auch Startups schnell eigene Apps entwickeln können. Um Inkompatibilitäten zu vermeiden, sollen sich diese Apps jedoch von dem Pepp-PT-Konsortium zertifizieren lassen.
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So wie ich es im Artikel verstehe frage ich mich, ob das überhaupt praktisch funktionieren wird wenn die Teilnahme zum einen freiwillig ist und man zum anderen nicht weiß, um welche Begegnungen es geht und ob die nur flüchtig oder länger waren und wie lange sie her sind.
Aber gut, wenn man den Hinweis hat, dass man einem Infizierten nahe kam und dann selbst Symptome bekommt ist es vermutlich nützlich, wenn man das dem Arzt sagen kann als Hinweis auf die Nützlichkeit eines Tests.
Mir wäre es aber viel zu vage um daraus als persönliche Maßnahme abzuleiten mich in striktere Eigenquarantäne zu begeben.