Über das Joint Venture Siro steigt das halb-staatliche Automobilunternehmen Togg in die Batteriefertigung ein. Das zu gleichen Teilen zwischen Farasis und Togg verteilte Unternehmen soll die Batterien entwickeln und produzieren, die in den Togg-Modellen zum Einsatz kommen. Parallel bauen die Partner ein Batteriewerk in Gemlik im Nordwesten der Türkei. Siro soll dort ab 2022 chinesische Zellen in Batteriemodule packen und montieren. Im nächsten Schritt folge die Zellfertigung vor Ort, schreibt Farasis in einer Pressemitteilung.
Große Pläne mit Siro
Die türkische Seite denkt schon weiter. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Bilisim Vadisi, dem türkischen Silicon Valley, soll langfristig auch Zellen und Module für andere Hersteller fertigen. Außerdem sollen die Produkte für andere Anwendungen auf dem Plan stehen, etwa Energiespeicherlösungen für Fotovoltaik. Daher planen die Partner das Entstehen eines Forschungs- und Entwicklungszentrums am Stammsitz Bilisim Vadisi. Das Ziel sei, entsprechende Forschungskapazitäten auszubauen, sagt Togg-Chef Gürcan Karakaş.
Zunächst steht aber die Produktion der Modelle im Vordergrund. Nach dem SUV plant das Unternehmen, eine Limousine herauszubringen. Ein Kombi, ein größeres SUV und ein Van folgen. Das erste Auto der Firma soll im vierten Quartal 2022 vom Band laufen. Während der Verkauf zunächst zeitgleich in Deutschland starten sollte, sagen die neuen Pläne einen Verkaufsstart anderthalb Jahr später voraus.
2 Modelle des Togg-SUV angekündigt
Kunden dürfen laut Herstellerangaben zwischen zwei Batterieversionen des E-SUV wählen, die eine Reichweite von 300 beziehungsweise 500 Kilometern sicherstellen. Die Ladezeit auf 80 Prozent liege bei „weniger als 30 Minuten“. Das Management der Batterie soll „State of the Art“ sein und sie soll über einen Hochvolt-Speicher sowie eine Flüssigkeitskühlung verfügen. Zwei Antriebsformen plant Togg: Eine bietet einen Heckantrieb mit 147 Kilowatt, die andere stellt eine Allrad-Variante mit insgesamt 294 Kilowatt dar.
Vom Saab zur Serie
Das Nationalauto-Projekt von Recep Tayyip Erdogan begann 2015 mit dem Kauf der Saab-9-3-Plattform. Den Prototypen sah man ihre Herkunft stark an: Der Cadillac BLS lief von Saab-Bändern und glich den neuen Modellen. 2019 zeigte Erdogan schließlich die ersten echten Prototypen, die er von Pininfarina und dem türkischen Stardesigner Murat Günak gestalten ließ. Außerdem stellte der türkische Präsident den ehemaligen Bosch-Manager Gürcan Karakaş als Chef des Projektes vor. Rund ein Jahr später schlossen Karakaş und der ebenfalls von Bosch stammende Sebastian Wolf einen Vertrag ab. Wolf war seinerzeit Europachef von Farasis und versprach Zellen aus einer neuen Fabrik in Bitterfeld-Wolfen. Im Oktober 2020 unterzeichneten der chinesische Produzent und das Auto-Startup eine Absichtserklärung, um eine gemeinsame Batteriefertigung in der Türkei aus dem Boden zu stampfen. Wolf ging im Sommer 2021 zu VW, um für den Marktführer Batteriefabriken zu bauen. Der ehemalige BASF-Batteriechef Stefan Bergold übernahm.
Farasis bleibt stabil
Nachdem es Berichte über angebliche Qualitätsprobleme gab und parallel Partner Daimler seine Hände in viele andere Richtungen ausgestreckt hat, kommt der Zulieferer offensichtlich wieder zur Ruhe. Dennoch ist es auffällig, dass von dem geplanten Standort in Bitterfeld keine Rede mehr ist. Selbst im eigenen Beschreibungstext erwähnt das Unternehmen zwar die beiden Werke in China sowie die geplante Gemeinschaftsfabrik in der Türkei, von Deutschland ist aber keine Rede mehr. Der letzte Stand war, dass man „zu gegebener Zeit“ seine strategischen Überlegungen zu dem Standort bekannt geben werde. Das kann genauso gut heißen, dass Farasis die Pläne Wolfs, dort zu entwickeln und zu fertigen, fallen lässt.