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Analyse

Fintech-Finanzierung: Kommt jetzt die große Konsolidierungswelle?

In der Fintech-Branche gab es in den vergangenen Tagen eine Reihe von Übernahmen. Steht eineinhalb Jahre nach dem Boom in der Fintech-Finanzierung nun die Marktbereinigung bevor?

4 Min.
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Die wichtigsten Fintechs Europas, ermittelt von einer Fachjury. (Bild: Panchenko Vladimir / Shutterstock)

Firmenkreditkartenanbieter Pliant kauft die Multi-Banking-App Friday Finance, die Kreditplattform Auxmoney übernimmt den niederländischen Konkurrenten Lender & Spender und die Deutsche Bank denkt Gerüchten zufolge über die Übernahme des Neobrokers Scalable Capital nach. In den vergangenen Tagen war einiges los auf dem Fintech-Markt. Kommt jetzt also die große Konsolidierungswelle?

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Alle Startup-Gründer müssen heute mehr überzeugen, um noch Geldgeber zu finden. Insgesamt ist das Volumen der Startup-Finanzierung deutlich gesunken. Laut dem EY-Startup-Barometer hat sich das Gesamtvolumen des vergebenen Risikokapitals an Startups 2023 fast halbiert: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 brach die Summe der Investitionen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 49 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro ein.

Vor knapp eineinhalb Jahren konnten aber insbesondere die Fintechs noch üppige Finanzierungsrunden und Rekordbewertungen verbuchen. Heute ringen viele von ihnen umso mehr mit potenziellen Investoren über eine Anschlussfinanzierung, manche müssen Mitarbeiter entlassen und sehen den Firmenwert dahinschmelzen.

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„Man kann aber nicht pauschal sagen: Der Fintech-Branche geht es schlecht“, meint Christopher Schmitz, der bei der Unternehmensberatung EY den Fintech-Sektor betreut. Es gebe nach wie vor sehr erfolgreiche Fintechs, die auch stark wachsen. „Aber für viele ist das Umfeld sicherlich dramatisch schwieriger geworden, um Finanzierungen ins Haus zu holen.“

Private-Equity-Investoren, die 2021 noch eher auf Fintechs mit schnellem Kundenwachstum gesetzt haben, schauen heute deutlich kritischer auf den Business-Case der Firmen, insbesondere auf deren nachhaltige Profitabilität.

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Klar ist: Die Zinswende wird auch in der Fintech-Branche Gewinner und Verlierer hervorbringen. Bislang ist die große Konsolidierungswelle noch ausgeblieben, auch wenn es mit dem Verkauf von Penta an den französischen Konkurrenten Qonto oder der Übernahme von Kontist durch die dänische Ageras Group im Jahr 2022 bereits größere Deals gab.

„Wir werden noch einige Konsolidierungen sehen, die aber von den Fintechs getrieben werden, die sich bereits gut etabliert haben und nun keine Probleme mit dem makroökonomischen Umfeld haben“, sagt Schmitz.

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Wer unter der Zinswende leidet

Der Blick in die Bankenwelt zeigt derzeit laut Schmitz ein recht positives Bild. „Viele Banken profitieren von der Zinswende und haben zuletzt sehr gute Ergebnisse vorgelegt, weil die Einlagen wieder Geld in die Kassen spülen“, sagt Schmitz. Eine Neobank habe diesen Vorteil aber nicht, da die meisten nicht auf der Zinsseite aktiv seien.

Das erklärt vielleicht, warum einst gefeierte Fintechs mittlerweile auf dem Boden der Tatsachen angekommen sind. So sollen Anteile an der deutschen Neobank N26 zwei Drittel ihres Wertes eingebüßt haben – was man nur weiß, weil Investor Allianz X sie loswerden will. Auch bei der britischen Konkurrentin Revolut schrumpfte die Unternehmensbewertung – im Vergleich zur letzten Finanzierungsrunde um 46 Prozent.

Auch junge Finanzunternehmen, die ein sehr selektives Geschäftsmodell haben und stark von der Niedrigzinsphase abhängig waren, geraten jetzt natürlich unter Druck. „Ein gutes Beispiel dafür ist das sogenannte Buy-Now-Pay-Later-Geschäft“, sagt Schmitz. Startups wie Mondu hätten stark von der Niedrigzinsphase profitiert, bekämen jetzt aber  Probleme, „weil die Vorfinanzierung, die letztlich der wesentliche Treiber in diesem Umfeld ist, plötzlich viel teurer geworden ist“, sagt Schmitz.

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Damit steht das Geschäftsmodell unter Druck. Mondu konnte zu Beginn des Jahres  zwar eine Finanzierungsrunde abschließen, musste zuletzt aber Mitarbeiter entlassen. Fintech-Star Klarna musste bei der letzten Finanzierung mit einer dramatisch gesunkenen Bewertung leben – und gewann zuletzt durch die Auslagerung des Kundenservice wieder mehr Flexibilität.

Auch der Markt für Immobilienkredite ist weitgehend zum Erliegen gekommen. „Das Neugeschäft ist fast vernachlässigbar, und ein Unternehmen wie Hypoport, das sehr stark auf die Abwicklung solcher Kredite setzt, hat in diesem Marktumfeld natürlich Probleme“, analysiert der Berater.

Wer von der Zinswende profitiert

Auf der anderen Seite gibt es aber auch junge Finanzunternehmen, die von der Zinswende profitieren. Beispiel Raisin: Die Zinsplattform ist schon lange stark im Zinsdifferenzgeschäft unterwegs – und bietet jetzt ein sehr begehrtes Produkt an. Bereits im Sommer 2021 hatte sich Raisin die B2B-Open-Banking-Plattform Deposit Solutions einverleibt.

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Ganz ähnlich sieht es jetzt bei Auxmoney aus, dessen Geschäfte offenbar so gut laufen, dass sich die Kreditplattform die Übernahme des niederländischen Konkurrenten leisten kann. „Auxmoney ist schon immer ein höheres Risiko eingegangen, als es der Markt typischerweise zulässt. In einem steigenden Marktumfeld hat das Unternehmen dann natürlich Vorteile, weil es seine Risikomodelle gut im Griff hat“, erklärt Schmitz.

Der aktuelle Deal von Pliant oder die Übernahme des KMU-Kreditvermittlers Compeon durch Banking-as a-Service-Anbieter Dock Financial Anfang des Jahres sind Zeichen für die anlaufende Konsolidierung im Markt. Diese Beispiele zeigen, dass Unternehmen mit einer soliden Basis, „also mit einem profitablen Geschäftsmodell und einer sehr starken Private-Equity-Finanzierung, im Markt Chancen sehen und ihr Engagement nicht zurückfahren“, meint EY-Berater Schmitz.

„Sie sind mit einer anderen Strategie unterwegs, als die Unternehmen, die sie übernehmen – und kaufen sich dann den Markteintritt in neue Länder, neue Produktlinien oder neue Geschäftsmodelle ein“, sagt er. Andere zielen mit den Zukäufen vor allem auf das Kundenportfolio der Konkurrenten oder den Zugang zu anderen Vertriebswegen ab.

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Private-Equity-Investoren suchten aber vor allem nach Unternehmen die „Asset light“ sind, die also „quasi kein Balance-Sheet haben und eher softwaregetrieben sind“, sagt Schmitz. Fündig werden sie unter anderem bei sogenannten Reg-Tech-Unternehmen. Das sind Fintechs, die vor allem auf die Einhaltung von regulatorischen Anforderungen wie etwas Geldwäsche-Compliance spezialisiert sind.

„Die prototypische Strategie des PE-Investors ist dann, ein Unternehmen einzukaufen und schrittweise weitere Unternehmen auf dieser Plattform zu integrieren“, sagt Schmitz. So soll die Marktabdeckung vergrößert und eine Wachstumsstory generiert werden.

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