
Das flache Aircar kann die Flügel vollautomatisch einklappen. Als Flugantrieb dient ein Heck-Propeller. (Foto: Klein Vision)
Die „Aircars“ des Herstellers Klein Vision besitzen ab sofort ein Lufttüchtigkeitszeugnis. Nach 200 erfolgreichen Starts und Landungen sowie über 70 Stunden in der Luft hat die slowakische Luftfahrtbehörde dem Flugauto das Zertifikat nach den Richtlinien der Europäischen Agentur für Luftsicherheit (EASA) ausgestellt. Dieses bescheinigt dem Sportflitzer mit Flügeln einen Zustand, der einen sicheren Flugbetrieb erlaubt, und ist die entscheidende Voraussetzung für die generelle Flugzulassung. Der Haken: Wer das Gefährt fliegen will, braucht einen Pilotenschein. CNN berichtete zuerst.

Sind die Flügel eingefahren, ist das Aircar nur noch ein Sportwagen. (Foto: Klein Vision)
Fährt und fliegt: Das Aircar
Das Flug-Fahrzeug flog bereits letzten Sommer die 90 Kilometer weite Strecke von Bratislava zum Unternehmenssitz in Nitra. 35 Minuten brauchte es dafür. Laut Hersteller kann das Aircar bis zu 1.000 Kilometer zurücklegen und 160 Kilometer pro Stunde schnell fahren. Die maximale Flughöhe beträgt 5.490 Meter (18.000 Fuß). Der 1,6-Liter-Antrieb stammt von BMW, besitzt 160 PS und läuft mit herkömmlichen Benzin. Sein Verbrauch entspreche dem eines herkömmlichen Autos, schreibt Klein Vision. Zwei Passagiere mit einem Gesamtgewicht von unter 200 Kilogramm dürfen in dem 1.100 Kilogramm schweren Gefährt Platz nehmen. Das Umwandeln zum Flugzeug – im Speziellen das automatische Ausfahren der Flügel – dauere zwei Minuten und 15 Sekunden. Landen und Starten kann das Flugauto auf Gras und Asphalt, dazu braucht es eine 300 Meter lange Start- und Landebahn.
30 Jahre – eine Vision
„Die AirCar-Zertifizierung öffnet die Tür für die Massenproduktion von sehr effizienten fliegenden Autos,“ sagte der slowakische Designprofessor Stefan Stein dem Sender CNN. Das Modell dürfe nun in der EU offiziell verkauft werden, es gebe auch schon Interessenten, so der Gründer.
Klein verfolgt diesen Meilenstein schon seit 30 Jahren. 2015 erfuhr der 60-Jährige eine gefährliche Schlappe: Der damaligen Prototyp bekam in der Luft Probleme. Klein sprang mit einem Fallschirm ab, der Wagen stürzte ab. Er erarbeitete daraufhin mit sieben anderen Spezialisten in rund 100.000 Stunden Arbeit das Aircar.
Fliegende Autos: Das Wettrennen läuft
Seit 1917 Glenn Curtiss mit dem Curtiss Autoplane wenige hundert Meter absolviert hat, versuchen findige Ingenieure, Auto und Flugzeug miteinander zu vereinen. Das holländische Startup Pal-V verfolgt den Weg eines Hubschrauberautos und strebt ebenfalls für dieses Jahr die EASA-Zulassung an. Das Basismodell soll 300.000 Euro kosten. Auch der chinesische Elektroautohersteller Xpeng arbeitet an Luftautos. Das 140.000 Euro teure Flugfahrzeug soll 2023 in Serie gehen. Parallel arbeiten Unternehmen an Flugtaxis. So stellte Hyundai mit Uber einen entsprechenden Prototypen vor. Auch Volocopter und Lilium haben Luftfahrzeuge entwickelt.

Im Inneren herrscht das Flugzeug-Design vor. (Foto: Klein Vision)