Es gibt noch 1.900 Prozesse in japanischen Amtsstuben, bei denen Firmen und Bürger:innen Dokumente auf Disketten, CD-Roms oder Minidiscs einreichen müssen, wie Japans Digitalminister Taro Kono im August 2022 wissen ließ. Kono sagte damals dem Diskettenzwang den Kampf an.
Ministerium hebt Diskettenzwang auf
Die Digitalisierung der Verwaltung scheint sich aber schwieriger zu gestalten als gedacht. Denn erst jetzt, eineinhalb Jahre später, hat das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie die Pflicht zur Einreichung von Dokumenten via Disketten aufgehoben, wie Tom’s Hardware schreibt.
In den entsprechenden Verordnungen sei der Verweis auf physische Medien wie Floppy Disks gestrichen oder durch abstraktere Begriffe wie „elektronische Aufzeichnungen“ ersetzt worden. Ab wann das gilt und ob dadurch der Zwang zur Diskette komplett aufgehoben ist, geht aus den japanischen Quellen nicht hervor.
Widerstand gegen Digitalisierungspläne
Klar ist aber, dass Digitalminister Kono in den vergangenen Monaten einigem Widerstand von regionalen Verwaltungsstellen gegenüberstand. So modern Japan in vielen Dingen erscheint, so veraltet ist laut japanischen Medien die Verwaltung. Stichwort: Faxgeräte – und eben Disketten.
Den Vorstoß, die Verwaltung zu digitalisieren und den Diskettenzwang aufzuheben, erklärte Kono vor eineinhalb Jahren derweil schlicht mit der Frage: „Wo kann man denn heute überhaupt noch Disketten kaufen?“ Eine berechtigte Frage; schließlich hatte mit Sony schon 2011 der letzte große Floppy-Disk-Hersteller deren Produktion aufgegeben.
Floppy Disk noch immer im Einsatz
Noch allerdings kommen die Disketten auch außerhalb Japans in verschiedenen Bereichen zum Einsatz, etwa in der Medizin, bei Flugzeugen oder in der Produktion. Darüber hinaus setzen Künstler:innen oder Enthusiast:innen noch immer auf die 3,5-Zoll-Diskette.
Bei der Boeing 747 werden einige Updates sogar noch immer per Floppy Disk aufgespielt.
Floppy Disk und mehr: Diskettenvertrieb floriert
In den USA versorgt Tom Persky auf der Plattform floppydisk.com Interessierte mit Disketten aller Art. Auf der einen Seite werden dabei gebrauchte Disketten recycelt. Der Großteil des Angebots stammt aber aus großen Chargen nie verkaufter Floppy Disks, etwa aus den Sony-Beständen.
Hunderttausende Disketten hat Persky im Angebot. Ihr Vorteil: Sie seien stabiler und zuverlässiger als USB-Laufwerke, so Persky. Noch verkaufe er Tausende Disketten – pro Monat.
Und zumindest in den nächsten Jahren sei auch kein Ende abzusehen. Die Nachfrage nach Floppy Disks von Fans und aus der Industrie werde bis auf Weiteres anhalten, so Persky gegenüber The Register.