
Endlich tut sich was auf dem Smartphone-Markt! Nachdem Smartphones nur größere Displays mit Notch oder einer anderen Position des Fingerabdrucksensors erhalten haben, ist die Technik so weit ausgereift, dass Hersteller sich an die Gerätegattung der Foldables, also Smartphones mit faltbaren und flexiblen Displays, wagen. Sowohl Samsung und Huawei, aber auch Motorola, Xiaomi und Oppo haben entweder solche Modelle kurz vor dem Marktstart oder immerhin bestätigt. Die erste Generation kommt im Laufe der nächsten Monate auf den Markt – wie die Smartphones vor zehn Jahren haben die Foldables aber noch einen weiten Weg vor sich, bevor sie ausgereift sind.
Dass sie bleiben, davon sind Hersteller überzeugt: So arbeitet Samsung mindestens seit 2011 an Displays und den speziellen Scharnieren für Foldables, und Huawei hat nach eigenen Angaben drei Jahre an den Falcon-Wing-Scharnieren für das Mate X gewerkelt und viel Geld investiert.
Was soll das überhaupt mit den Foldables?
Die Antworten auf die Frage nach Sinn und Zweck dieser neuen Gerätegattung sind wie bei jedem neuen Produkt vielschichtig. Manche sagen mit Sicherheit „braucht keiner“, andere wiederum halten die ausklappbaren Smartphones oder faltbaren Tablets für grandios. Schließlich lässt sich so ein Gerät mit einem Acht-Zoll-Display locker in der Hosentasche transportieren.

Auch ein „Foldable“: Der Nokia Communicator E90 ist 2007 auf den Markt gekommen. (Bild: Nokia)
In gewisser Weise haben wir einen neuen technologischen Umbruch erreicht, der sich mit dem Wechsel vom Feature- zum Smartphone vergleichen lässt. Die neue Gerätegattung ermöglicht ganz andere Funktionen und Arten, wie wir mit unseren mobilen Begleitern umgehen können. Die großen, faltbaren Displays laden nicht nur zum bequemeren Medienkonsum oder Zocken ein, auch im Businessbereich könnten die aufklappbaren Displays einen Mehrwert bei der Arbeit mit Dokumenten und vielleicht gar Tabellen bieten.
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Bis die Foldables aber den Massenmarkt erreichen, haben die Hersteller noch nachzubessern. Denn die im Sommer auf den Markt kommenden Geräte wecken bei vielen zwar ein starkes Habenwollen-Gefühl, erschwinglich sind sie jedoch mit ihren massiven Preisen von bis zu über 2.000 Euro nicht für jeden. Ein Galaxy Fold oder ein Huawei Mate X ist in erster Linie etwas für Early Adopter mit tiefen Taschen.
Darüber hinaus haben die Foldables von Samsung und Huawei – wie alle weiteren ersten Generationen – ein paar Kinderkrankheiten, die nicht von der Hand zu weisen sind.

Huawei bietet für sein Foldable Mate X eine spezielle Hülle an. (Screenshot: t3n; Huawei)
Das Display ist im Unterschied zu denen von klassischen Smartphones nicht durch gehärtetes Glas geschützt – Corning arbeitet zwar an einer entsprechenden Lösung, die ist aber noch nicht fertig. Durch den fehlenden Schutz neigen die flexiblen Plastik-Displays dazu, leicht zu zerkratzen. Wie Hersteller diesen Umstand bis dahin lösen werden, zeigte etwa Huawei auf dem MWC: Das Unternehmen bietet eine Hülle für das Huawei Mate X an, um den Bildschirm vor Kratzern zu schützen.
Dass eine solche Hülle notwendig ist, deutete sich auf dem MWC 2019 an. Das Mate X, dessen Display nach außen gefaltet wird, wies schon nach wenigen Tagen der Nutzung Kratzer auf dem Screen und sogar leichte Wölbungen an der Faltstelle auf, was für ein 2.000-Euro-Gerät indiskutabel ist. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass es sich dabei noch um Prototypen handelt. Huawei hat noch ein paar Monate Zeit, diese Dinge zu fixen. Bei Samsung dürfte es sich beim Galaxy Fold ähnlich verhalten, jedoch hat das Unternehmen es noch niemandem in die Hände gegeben.

Foldables: Auf dem Foto ist zu erkennen, dass sich auch das Display von Samsungs Galaxy Fold leicht wölbt. (Foto: via The Verge)
Software für Foldables: Android und Tablets

Android bringt nativen Support für Foldables. (Bild: Google)
Eine andere Herausforderung für Hersteller ist die Software: Die bisher angekündigten Geräte setzen mit Android auf ein Betriebssystem, das nicht sonderlich gut für große Displays respektive Tablets optimiert ist. Dessen ist sich beispielsweise Samsung durchaus bewusst, weshalb das Unternehmen im November 2018 eigens ein Software-Development-Kit (SDK) angekündigt hat. Entwickler können damit ihre Apps für Foldables optimieren. Ferner hat Google bereits angekündigt, spezielle Anpassungen für Foldables an Android vorzunehmen, mit dem Inhalte nahtlos zwischen zwei Displays mit unterschiedlichen Diagonalen übernommen werden können. Überdies lassen sich auf dem größeren Display auch mehrere Apps nebeneinander gleichzeitig ausführen. Wie gut das Ganze funktionieren wird, bleibt letztlich abzuwarten.
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Eines ist sicher: Die ersten Foldables werden in diesem Jahr aufschlagen und erst in den nächsten Jahren ihre Kinderkrankheiten überwinden. In den kommenden Jahren dürften wir zudem viele neue Umsetzungen der faltbaren Geräte zu Gesicht bekommen, von denen sich die besten und robustesten Lösungen durchsetzen werden.
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