Frauen in der Chefetage: Neue Studie zeigt, wie es um die Besetzung von Aufsichtsräten und Vorständen steht
Jahr für Jahr erhebt die Initiative Frauen in die Aufsichtsräte, kurz Fidar, wie es um die Geschlechterverteilung in den Aufsichtsräten und den Vorständen großer deutscher Unternehmen steht. Wer lenkt die Geschicke von Dax-Konzernen und ähnlich einflussreicher Wirtschaftsgrößen? Die neueste Erhebung zeigt sowohl Nachholbedarf als auch gute Fortschritte.
Vorstände in Deutschland: 19,3 Prozent Frauenanteil
Die gute Nachricht: Laut Fidar ist der Anteil der Frauen in den Chefetagen so hoch wie noch nie. Allerdings ist „so hoch wie noch nie“ nicht unbedingt gleichzusetzen mit „extrem hoch“ oder „50:50“: Durchschnittlich lag der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 180 untersuchten Konzerne zum Mai 2024 bei 37,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete die Fidar damit immerhin einen Anstieg um zwei Prozentpunkte.
Von den Vorstandsposten waren im Mai 2024 19,3 Prozent weiblich besetzt, verglichen mit der letzten Erhebung stellt das einen Anstieg um einen Prozentpunkt dar. Fidar ergänzt hierzu allerdings, dass im Juni und im Juli noch sechs weitere Frauen in Vorstände eingezogen seien.
Gesetzliche Vorgaben: Drei Unternehmen fallen durch
Dass große Konzerne sich um mehr Frauen in den Chefetagen bemühen müssen, ist seit 2016 gesetzlich festgelegt. Laut Fidar gilt die verbindliche Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten für 104 der 180 untersuchten Unternehmen.
65 der 180 untersuchten Betriebe sind zudem börsennotiert, paritätisch mitbestimmt und haben mehr als 2.000 Beschäftigte. Für sie gilt deswegen auch das sogenannte Mindestbeteiligungsgebot. Das schreibt seit 2022 vor: Gibt es einen Vorstand mit mehr als drei Personen, müssen darin mindestens eine Frau und mindestens ein Mann vertreten sein.
Bis auf drei Ausreißer wurde diese Vorgabe laut Fidar von allen betroffenen Unternehmen eingehalten. Der Finanzdienstleister Wüstenrot & Württembergische, der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer sowie ein Lebensmittelhersteller konnten die gesetzlich vorgesehene Verteilung zum Untersuchungszeitpunkt nicht einhalten. Von Südzucker hieß es dazu in einer Stellungnahme gegenüber der dpa: „Unser aktueller Vorstand setzt sich aus vier Männern zusammen. Zum Ende Januar 2024 ist unsere Vorständin, Helen Arnold, aus dem Vorstand ausgeschieden.“ Man strebe eine Nachbesetzung mit einer Frau an. Ein ähnliches Vorhaben geben Koenig & Bauer an.
Eine Sprecherin von Wüstenrot & Württembergische argumentierte gegenüber der dpa, dass der Vorstand mittlerweile nur noch aus drei Personen bestehe und das Mindestbeteiligungsgebot daher nicht mehr gelte.
Insgesamt verzeichneten 65 der 180 Unternehmen rein männlich besetzte Vorstände, 23 davon legen auch zukünftig die Zielgröße null fest und planen somit nicht, Frauen in den Vorstand zu holen.