Einen Tag nachdem VW-Chef Herbert Diess’ Führungsposition nach einem internen Machtkampf bestätigt wurde, kündigte er während einer internen Videokonferenz Pläne zum massiven Um- und Ausbau des Hauptwerks in Wolfsburg an, um Tesla Paroli bieten zu können. Das Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide soll ab Mitte 2021 in Betrieb gehen und bis zu 500.000 Autos vom Band laufen lassen; zudem plant der Elektroautopionier, dort die angeblich größte Batteriefabrik der Welt zu bauen.
VW will Wolfsburger-Stammwerk gegen Tesla-Fabrik in Grünheide positionieren
Laut einem Bericht des Spiegels wolle VW die Rahmenbedingungen im Stammwerk so gestalten, dass der Konzern mit Tesla mithalten und „vielleicht an der ein oder anderen Stelle auch überholen“ könne.
Laut Diess soll am Hauptsitz des Konzerns in wenigen Jahren ein neues Elektroauto mit verbesserter Batterietechnik und modernerer Software entstehen. Außerdem plane der VW-Chef, die Produktionszeiten seiner Elektrofahrzeug radikal zu senken. So sollen E-Autos künftig innerhalb von zehn Stunden produziert werden – womit VW sich an Teslas Plänen orientiert. Zurzeit nehme die Produktion eines ID 3, das im sächsischen Zwickau gefertigt wird, rund 20 Stunden in Anspruch.
Das für den Wolfsburger Standort vorgesehene neue Elektrofahrzeug wurde schon am Montagabend im VW-Aufsichtsrat beschlossen, so der Spiegel. Es solle „informierten Kreisen zufolge in niedriger bis mittlerer sechsstelliger Stückzahl produziert werden“. Ferner solle das Volumenmodell „mehrmarkenfähig“ sein, was bedeuten dürfte, dass die Basis des Modells womöglich nicht nur für Fahrzeuge mit VW-Logo genutzt werden soll, sondern auch für die weiteren Marken des Konzerns. Der Produktionsstart soll voraussichtlich 2025 oder 2026 erfolgen.
Neues VW-Elektromodell für den Standort Wolfsburg
Für das neue Elektromodell in Wolfsburg hatte sich zuletzt vor allem der Betriebsrat-Chef Bernd Osterloh eingesetzt. Er beklagte schon länger die unzureichende Auslastung des Stammwerks. Von der ursprünglichen Planung, dort eine Million Autos zu bauen, sei VW derzeit weit entfernt. Laut Osterloh erschwere die Corona-Pandemie die Produktion, weshalb 2020 in Wolfsburg weniger als 500.000 Fahrzeuge gefertigt würden. Aber auch ohne Corona hätte man im Stammwerk weniger als 700.000 Einheiten produziert. Erst ab einer Auslastung in dieser Höhe kommen man „auf einen grünen Zweig“, so der VW-Betriebsrat-Chef. Mit dem kommenden Elektromodell könnte das gelingen.
Diess bekräftige ferner, die Fixkosten zu senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie hätten gezeigt, dass einige Wettbewerber in diesem Bereich schlanker aufgestellt seien. Bis 2023 wolle der Konzern seine Fixkosten um fünf Prozent reduzieren, so der vorläufige Plan.
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