Dass die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern klafft, ermitteln Organisationen seit Jahren. Das Statistische Bundesamt hat beispielsweise für 2022 eine bereinigte Lohnlücke von 7 Prozent ermittelt. Bereinigt bedeutet, dass Unterschiede etwa im Beruf oder in der Branche bereits herausgerechnet sind.
Unbereinigt gehen die Expert:innen der Behörde sogar von 18 Prozent Lohnunterschied aus. Frauen arbeiten beispielsweise häufiger im Sozialsektor, während Männer häufiger in MINT-Berufen zu finden sind.
Gehaltslücke basiert häufig auf Bewerbungsverhalten
Laut einer neuen Untersuchung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hängt die Verdienstlücke allerdings nicht nur damit zusammen, dass Frauen häufiger in schlecht entlohnten Berufen und Branchen arbeiten. Auch das Bewerbungsverhalten sei ein wesentlicher Faktor für die Gehaltsunterschiede.
Sobald Kandidat:innen derselben Branche, demselben Beruf und ähnlich großen Betrieben auf Stellensuche verglichen werden, wird deutlich, dass sich Frauen seltener als Männer in Betrieben mit höheren Löhnen bewerben, so das IAB. Demnach sei die Bewerbungsquote von Frauen bei Hochlohnfirmen, um mehr als 25 Prozentpunkte niedriger als die der Männer. Bei den Betrieben mit den niedrigsten Löhnen bewarben sich im Mittel beispielsweise rund 55 Prozent Frauen und nur 45 Prozent Männer.
Laut den IAB-Forschern Benjamin Lochner und Christian Merkl erkläre dieses Muster gut die Hälfte der oben erwähnten bereinigten Verdienstlücke, die die Unterschiede im Beruf oder in der Branche berücksichtigt. „Die Analyse zeigt, dass sich Männer und Frauen selbst innerhalb eng definierter Berufe auf Stellen mit unterschiedlichen Eigenschaften bewerben und dass dies einen erheblichen Teil der Verdienstlücke erklärt“, so Christian Merkl.
Die Forschenden erklären den Zusammenhang zwischen dem Verdienst und den Anforderungen unter anderem mit der Flexibilität der Beschäftigten. Höher bezahlte Stellen mit vergleichbaren Tätigkeiten erfordern oft mehr Zugeständnisse bei der Arbeitszeit und der Mobilität. Sieht eine Stelle beispielsweise häufige Dienstreisen oder häufig wechselnde Arbeitsorte vor, belaufe sich der Anteil der männlichen Bewerber auf 65 Prozent.
Laut Lochner und Merkl seien häufig noch immer Frauen stärker als Männer in die Kinderbetreuung eingebunden, was deren Flexibilität deutlich mindert. Der Staat könne durch mehr Kitaplätze die Voraussetzungen für Eltern verbessern. Unternehmen sollten zudem überdenken, welche Form der Flexibilität tatsächlich notwendig ist.
„Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, etwa durch flexiblere Arbeitsmodelle und mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten, sowie eine gerechtere Aufteilung der Sorgearbeit zwischen beiden Elternteilen könnte die individuelle Flexibilität erhöhen, was sich wiederum positiv auf das Bewerbungsverhalten und die Verdienstmöglichkeiten auswirken könnte“, erklärt IAB-Forscher Benjamin Lochner abschließend. Es gibt offenbar noch viel zu tun.
Jetzt ist der Bewerber wieder schuld. Warum denkt man sich so einen Quatsch aus? achja, weil Ausbeutung ja gar nicht schuld der Ausbeuter sein kann, daran sind einzig die Ausgebeuteten schuld, ist klar!