Finanzierungsprobleme: Jedes vierte Startup erwägt Umzug ins Ausland

Stapeln sich in den Büros hiesiger Startups bald die Umzugskartons? Zumindest eine neue Umfrage des Branchenverbandes Bitkom legt das nahe: Demnach lässt der Mangel an Wachstumskapital jedes vierte Startup in Deutschland (27 Prozent) über einen Umzug ins Ausland nachdenken. Im Schnitt benötigten deutsche Startups für die kommenden zwei Jahre 3,2 Millionen Euro. Gleichzeitig gibt nicht einmal jedes fünfte Startup (18 Prozent) an, dass dieser Kapitalbedarf bereits gedeckt ist. Bitkom hat insgesamt 321 Neugründungen aus dem IT- und Internetsektor befragt.
Kleine Millionensummen schwer zu kriegen
Das Ergebnis der Umfrage überrascht insofern, als dass deutsche Startups zuletzt immer wieder mit Rekordfinanzierungen für Aufmerksamkeit sorgten. So hat die Berliner Smartphone-Bank N26 etwa 300 Millionen US-Dollar eingesammelt, der junge Erlebnisanbieter Getyourguide kürzlich sogar 484 Millionen Dollar.
Doch die größte Finanzierungslücke besteht offenbar bei viel kleineren Summen. „Wir haben in Deutschland in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten rund um Startups geschaffen. Gerade die Wachstumsfinanzierung mit ein- oder zweistelligen Millionenbeträgen ist aber unverändert schwierig“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg.
Gründer liebäugeln mit Börsengängen
Der Kapitalbedarf unterscheidet sich der Umfrage zufolge stark nach der Größe der Startups. So fehlen Neugründungen mit ein bis drei Mitarbeitern im Schnitt nur rund 770.000 Euro, bei jenen mit vier bis neun Mitarbeitern sind es dagegen schon 1,3 Millionen Euro und Startups mit zehn bis 19 Mitarbeitern nennen sogar einen Kapitalbedarf von 3,6 Millionen Euro. Am meisten Kapital benötigen Startups mit 20 oder mehr Mitarbeitern, die im Schnitt 10,8 Millionen Euro brauchen.
Zwar sind die befragten Neugründungen laut Bitkom mehrheitlich zuversichtlich, dass sie die gewünschten Summen bald erhalten. Einen Umzug ins Ausland schließen sie allerdings genauso wenig aus wie einen Börsengang. So hält rund jedes dritte Startup (32 Prozent) einen Sprung aufs Börsenparkett in der Zukunft für denkbar, um die Geldprobleme zu lösen.
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Günstigere Mieten im Ausland sind sicherlich verlockend. Außer Acht lassen sollte man jedoch nicht die stressbedingten Faktoren, die ein Umzug in eine fremde Kultur mit sich bringt. Deshalb kann man wohl davon ausgehen, dass die Mehrzahl der genannten 25% der Start-Ups diesen Schritt am Ende wohl eher nicht in Erwägung ziehen.