Konkurrenz für die Banken: Klarna launcht eigenes Girokonto

Schon länger schickt sich der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna an, den Kunden alles rund ums Geld anzubieten. Vom Einkaufen bis hin zum Tracken, Verwalten und Planen der eigenen Ausgaben bringt die Klarna-App alle Finanzaktivitäten an einem Ort zusammen, so ist es das erklärte Ziel. Hinzu kommt jetzt noch ein vollwertiges Girokonto, das das Unternehmen mit schwedischen Wurzeln starten will. Hierfür anmelden kann sich derzeit allerdings noch nicht jeder: Zunächst gibt es eine Beta für eine „begrenzte Anzahl treuer Klarna-Nutzer“. Während dieser Testphase will Klarna Feedback sammeln und das Konto dann schrittweise für sämtliche Kunden in Deutschland ausrollen.
Die Anmeldung erfolgt über die Klarna-App via Self-Service mithilfe eines eigens entwickelten KYC-Verfahren namens Klarna Ident. Eine Videoidentifikation ist möglich, aber dafür interessanterweise nicht notwendig. Ähnlich wie das vereinfachte Instant Shopping von Klarna soll es sogenannte 3-Klick-Geldtransfers geben, die schnelles und einfaches Aufladen ermöglichen. Vom Start weg soll das Girokonto Apple Pay und Google Pay unterstützen. Im Rahmen eines Smart Budgeting lassen sich monatliche Budgets erstellen, wie man das von diversen Banking-Apps insbesondere bei Neobanken kennt. Das Konto wird laut Klarna in Eigenregie realisiert, ohne dass ein spezieller Banking-Dienstleister zum Einsatz kommt – eine Visa-Debitkarte gibt’s in zwei Farben dazu, eine Girocard sucht man dagegen vergebens.
Klarna-Girokonto: 2x Abheben im Monat kostenlos
Bei der Bargeldversorgung zeigt sich Klarna ähnlich großzügig wie andere Neobanken ohne eigenes Geldautomatennetz: Zwei Abhebungen an beliebigen Geldautomaten im In- und Ausland sind kostenlos. Lastschriftzahlungen oder Banküberweisungen sind für alle 36 Länder des SEPA-Raums möglich. Anders als etwa bei Mitbewerber N26 gibt’s für das Konto, das generell ohne monatliche Grundgebühr kommt, Kundenservice nicht nur per Chat, sondern auch per Telefon. Das Konto ist durch biometrische Erkennungsdaten, einschließlich Gesichtserkennung und Fingerabdruck, gesichert und sämtliche Kontobewegungen werden auch innerhalb der App in Echtzeit per Push-Nachricht gezeigt.
Alles in allem ein Angebot, das sich mit Sicherheit für das Unternehmen etwas anders rechnet als ein klassisches Bankkonto. Der Kunde zahlt hier auch mit seinen Daten und seinem Einkaufsverhalten, dessen Analyse Klarna natürlich vor allem deswegen leicht fällt, weil sich das Unternehmen schon länger darum bemüht, einen lückenlosen Service rund um Shopping und Geldausgaben zu realisieren. Doch attraktiv könnte das vor allem für jüngere Nutzer sein, die das alte System von Banken mit Filialen ohnehin nicht benötigen. Laut einer Bitkom-Studie wickeln inzwischen sieben von zehn Bundesbürgern ihre Bankgeschäfte über das Internet ab – Tendenz steigend.
Unterm Strich trifft ein solches Konto vor allem technisch orientierte Banken, etwa Direktbanken, aber auch Neobanken – und nicht zuletzt auch Angebote wie die C24-Bank, deren Erlösmodell ähnlich wie das von Klarna ein etwas anderes ist. Banken und Sparkassen trifft ein solcher Schritt freilich nicht unvorbereitet, denn weder Digitalkonzerne noch Payment-Dienstleister wie Paypal oder Klarna machen einen Hehl daraus, andere Interessen zu verfolgen wie die etablierten Banken. Und weil sie im Gegensatz zur Bankenwelt mit den Kundendaten etwas anzufangen wissen, stehen sie in Sachen Erlösmodell und Potenzial deutlich besser da als die Banken, denen mit abnehmender Filialzahl und fehlenden Zinseinnahmen das Wasser einmal mehr bis zum Hals steht.
Tobias Weidemann