Wird Gitlab das neue Github?
Nachdem die Übernahme von Github durch Microsoft bekannt wurde, hat vor allem ein Unternehmen davon profitiert: Gitlab. Denn tausende Entwickler und Firmen zogen ihre Repositories auf Gitlab um. Unter dem Hashtag „movingtogitlab“ explodierte die Anzahl der Tweets von Nutzern, die bestätigten: „Ich bin umgezogen.“
Gitlab selbst hat auf Twitter das Phänomen bestätigt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren auf Gitlab zehn Mal so viele Github-Projekte importiert worden wie üblich. Der Spitzenwert lag bei 15.000 Projekten, das sind 35 Mal so viele Projekte wie vorher.
Wie unterscheidet sich Gitlab von Github?
Diese Frage kommt aktuell häufig auf: Was sind die Unterschiede zwischen Github und Gitlab? Grundlegend hat Gitlab gegenüber Github sogar einige Vorteile: Auf Gitlab können beispielsweise beliebig viele private Projekte mit beliebig vielen Entwicklern kostenlos gehostet werden. Bei Github muss dafür bereits bezahlt werden.
Alle Unterschiede findest du hier: Github vs Gitlab – Vor- und Nachteile auf einen Blick
Außerdem ist Gitlab im Kern ein Open-Source-Projekt. Auf Hacker-News wird derzeit Kritik laut, dass Gitlab kein richtiges Open-Source-Projekt sei, da der Teil des Codes, der auf einem Enterprise-Modell basiere, proprietär sei. Trotz allem ist dieser Code öffentlich einsehbar.
Der direkte Vergleich zeigt, dass die Plattform von Github kein Open-Source-Projekt ist. Dennoch gibt Github an, die weltweit größte Open-Source-Community zu haben. Hier stellt sich die Frage, warum Open-Source-Projekte ihren Code nicht auf den entsprechenden Open-Source-basierenden Plattformen veröffentlichen wollen.
Darum ist Github bislang größer als Gitlab
Laut Gitlab verwenden über 100.000 Organisationen diese Plattform. Dass Github deutlich stärker verbreitet ist, wird deutlich, wenn wir uns die Github-Statistiken anschauen: 1,5 Millionen Organisationen bei 67 Millionen Repositories kann Github verbuchen. Ein möglicher Grund dafür ist auch der offensichtlichste: Github gibt es länger. Während Github 2008 an den Start gegangen ist, gibt es Gitlab erst seit 2011. Zu diesem Zeitpunkt hatte Github bereits die 2-Millionen-Repository-Marke geknackt.
Es kommt am Ende wie so oft nicht unbedingt darauf an, wer welche Features zu welchem Preis anbietet, sondern wer der Größte ist. Der große Unterschied an Nutzerzahlen zwischen beiden Git-Anbietern lässt sich nicht damit begründen, dass Gitlab viel schlechter oder teurer ist – im Gegenteil. Am Ende wollen viele Entwickler, dass ihre Projekte möglichst häufig gefunden werden. Das ist natürlich bei Github mit der deutlich größeren Community eher gegeben.
Kann sich Gitlab gegen Github behaupten?
Trotz der Größe von Github hat Gitlab einige große Organisationen auf seiner Seite. Darunter Bayer, die Nasa oder auch Sony. Bereits vor der Microsoft-Übernahme haben einige Unternehmen zu Gitlab gewechselt. Darunter beispielsweise Debian oder auch Gnome.
Seitdem die Microsoft-Übernahme bekannt geworden ist, steigt die Zahl der importierten Github-Projekte rasant an. Schaut man sich die Reaktionen auf Twitter an, bestätigen diese den Trend. Viele Entwickler wollen ihre Daten nicht bei zentralen großen Unternehmen lassen und sprechen sich für mehr Dezentralität aus.
Auch der Bitcoin-Core-Entwickler Wladimir van der Laan hat eine negative Meinung zur Microsoft-Übernahme. Er sieht die Zukunft von Github ähnlich düster wie die des ehemaligen Microsoft-Unternehmens Codeplex.
Wie könnte die Zukunft von Gitlab aussehen?
Ein derart großer Anstieg an importierten Github-Projekten kurz nach Bekanntwerden der Microsoft-Übernahme spricht in erster Linie für Kurzschlussreaktionen vieler Entwickler. Es könnte aber auch darauf hinweisen, dass viele bereits vorher mit dem Gedanken gespielt hatten, zu Gitlab zu wechseln. Microsoft hätte somit jetzt den entscheidenden Grund geliefert.
Doch ob Gitlab jetzt ein nachhaltiges und starkes Wachstum bevorsteht, bleibt abzuwarten. Es spricht vieles dafür. Auf der einen Seite scheinen viele bereits vor der Microsoft-Übernahme über einen Wechsel nachgedacht zu haben. Microsoft könnte Gitlab nun in die Karten spielen und vielen Entwicklern die Entscheidung für den richtigen Git-Anbieter abnehmen.
Denkbar ist zum anderen aber auch, dass durch die Microsoft-Übernahme bislang eher kleinere Entwickler einen Wechsel vorgenommen haben. Größere Organisationen können einen derartigen Schritt nicht in zwei Tagen gehen. Aber die Anzahl der Unternehmen, die letztendlich umziehen wird, könnte für Gitlab entscheidend werden. Hier behalten wir die Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaten im Blick.
Wird Gitlab das neue Github?
Zum jetzigen Zeitpunkt kann das weder mit einem einfachen Ja oder Nein beantwortet werden. Der Unterschied in der Anzahl an Organisationen ist zwischen Github und Gitlab noch gewaltig. Klar ist auch, dass Microsoft hier eine wichtige Rolle spielen wird: Was sind deren Pläne für Github? Microsoft muss jetzt den eher negativ gestimmten Github-Nutzern zeigen, dass sie es besser machen können als bei Codeplex oder Skype. Schafft Microsoft das nicht, hat Gitlab eine große Chance, sich gegen die restliche Konkurrenz wie Bitbucket durchzusetzen und Githubs derzeitige Rolle als Marktführer zu übernehmen.
Passend zum Thema: Schneller Git-Einstieg: Alle wichtige Befehle in der Übersicht
Zur Betrachtung der anderen Seite (was ist da zwischen MS und GitHub und warum muss MS GitHub hegen, wie es ist) ist noch dieser Artikel empfehlenswert: https://www.golem.de/news/github-uebernahme-ein-super-deal-fuer-microsoft-und-den-rest-1806-134769.html
Gitlab selbst bezeichnet sich als „open core“ –> https://about.gitlab.com/2016/07/20/gitlab-is-open-core-github-is-closed-source/?source=techstories.org