Google hatte sich mit der ersten Version der Pixel Buds nicht sonderlich mit Ruhm bekleckert. Die 2017 vorgestellten Bluetooth-In-Ear-Headphones saßen alles andere als komfortabel im Ohr und tendierten zudem dazu, herauszufallen. Außerdem waren die Ohrhörer miteinander per Kordel und darin liegendem Kabel verbunden, wodurch die Ohrstöpsel gegen Apples Airpods regelrecht altbacken anmuteten. Für die zweite Generation der Pixel Buds haben sich Googles Entwickler erneut ans Reißbrett gesetzt und sie von Grund auf neu entwickelt. Das Resultat kann sich sehen lassen, perfekt sind sie jedoch nicht.
Pixel Buds: Mentos für die Ohren
Der Ersteindruck der neuen Pixel Buds ist hervorragend: Der mattierte Ladecase aus Kunststoff fühlt sich durch seine abgerundete Form hochwertig an und liegt zudem gut in der Hand. Die Größe entspricht in etwa die des Airpods-Cases. Das Aufklappen der Hülle erfolgt über einen hochwertigen Federklappmechanismus, der den Deckel beim Schließen mit einem satten Schnappgeräusch zuklappt. Der Case dient wie bei True-Wireless-Buds anderer Hersteller als Ladestation, mit dem die Stöpsel fünfmal nachgeladen werden können, um so eine Laufzeit von 24 Stunden zu erhalten. Der Nachladeprozess geht ziemlich schnell vonstatten. Laden lässt sich die Hülle – und damit auch die Pixel Buds – entweder per USB-C-Kabel oder kabellos.
Die Ohrstöpsel werden im Case mit Magneten arretiert, sodass sie beim Öffnen nicht gleich herausfallen – im Unterschied zu den Surface Buds lassen sie sich mit zwei Fingern leicht herausziehen und in die Ohren befördern. Die Buds unterscheiden sich optisch von den Airpods oder anderen True-Wireless-Earbuds, denn sie besitzen keinen aus dem Ohr ragenden Stab, die komplette Technik mitsamt Mikrofonen und Sensoren hat der Hersteller, wie auch Samsung bei seinen Galaxy Buds Plus, in das im Ohr sitzende Gehäuse gepackt. Optisch muten sie aufgrund ihrer Farbe und abgerundeten Form ein wenig wie Mentos an.
Im Ohr sitzen die Pixel Buds bombenfest und sind wegen ihres geringen Gewichts von etwas über fünf Gramm (konkret: 5,3 Gramm) pro Stöpsel dennoch kaum spürbar. Die nahezu ideale Passform für jedes Ohr realisiert Google mittels unterschiedlichen Silikon-Aufsätzen, die im Lieferumfang beiliegen. Durch einen kleinen Silikonbügel werden die Stöpsel zusätzlich im Ohr arretiert, wodurch sie auch beim Joggen oder anderen Aktivitäten nicht aus den Ohren fliegen können. Sie eigenen sich übrigens auch durch eine IPX4-Zertifizierung zum Sporttreiben – zum Schwimmen sind sie nicht geeignet.
Easy peasy: Kopplung der Pixel Buds mit dem Android-Smartphone
Dank Fast-Pair-Funktion erfolgt die Einrichtung ähnlich komfortabel wie bei Apples Airpods: Bei entsperrtem Smartphone öffnet ihr den Ladecase, schon werden die Pixel Buds erkannt und der Pairingprozess startet. Dieser komfortable Kopplungsvorgang funktioniert mit Android-Geräten ab Version 6.0. Besitzt ihr ältere Androiden oder ein iPhone, müsst ihr zum Verbindungsaufbau auf den rückseitigen Knopf des Ladecases drücken.
Je nach Android-Smartphone erfolgt während der Kopplung die Installation der korrespondierenden App, über die sich unter anderem auch die Firmware aktualisieren lässt. Über die App könnt ihr außerdem den Ladestand der Buds und des Cases einsehen sowie einen Signalton auf die Stöpsel absetzen, falls ihr sie nicht auf Anhieb finden solltet. Dafür müssen sie aber mit dem Smartphone verbunden sein. Bei Googles Pixel-Smartphones ist die Installation der App nicht erforderlich, hier sind die Funktionen in die Bluetooth-Einstellungen des Systems integriert. Gefunkt wird übrigens via Bluetooth 5. Praktisch: Beim Verbinden der Pixel Buds mit dem Smartphone wird in einer Benachrichtigung sowohl der Akkustand beider Stöpsel, bei Pixel-Geräten auch die des Ladecases angezeigt. Die Akkulaufzeit der Buds liegt laut Google bei um die fünf Stunden, im Test meldeten sie sich jedoch teilweise schon nach vier Stunden mit einem Audiosignal, dass sie wieder in das Ladecase zurück wollen.
Pixel Buds: Komfortable Steuerung
Was während der Nutzung im Alltag gefallen hat, ist die Steuerung über die berührungsempflindlichen Außenseiten der Stöpsel. Kurzes einfaches Tippen während des Musik- oder Podcast-Hörens stoppt oder startet die Wiedergabe. Ein Doppel-Tap lässt euch zum nächsten Track springen, ein dreimaliger Tap bringt euch zum letzten Song oder Eintrag der Playlist zurück. Die Lautstärke kann über Wischbewegungen nach vorne und hinten angepasst werden. Anrufe annehmen oder ablehnen geht ebenso per Doppel- respektive Dreifach-Tap. Ein Langdruck auf eine der Stöpsel aktiviert den Assistenten oder liest euch neue Nachrichten vor. Im Vergleich zu Sennheisers Momentum TW 2 (Test) sind die Gesten leicht zu erlernen und schnell einzuprägen. Ändern lassen sie sich nicht.
Die Pixel Buds besitzen noch weitere Sensoren: Beim Telefonieren erkennt ein Sensor den Knochenschall und aktiviert die Mikrofone, um Hintergrundgeräusche während Sprechpausen auszublenden. Ein anderer Sensor stoppt die Musik oder ein laufendes Video, wenn man die Stöpsel aus den Ohren nimmt. Beim erneuten Einstöpseln wird der Track automatisch fortgesetzt. Dank Beamforming der Mikrofone ist man beim Telefonieren für den Gesprächspartner außerdem gut zu verstehen.
Darüber hinaus haben die Buds eine Funktion namens „Automatische Klanganpassung“ an Bord, mit der die Lautstärke automatisch basierend auf dem Geräuschpegel der Umgebung optimiert wird. Die Lautstärkeänderungen sind dabei nicht riesig, aber wahrnehmbar. Eine aktive Geräuschunterdrückung haben sie übrigens nicht: Die Pixel Buds besitzen durch die Silikon-Einsätze zwar einen gewissen Grad an passiver Isolierung, Umgebungsgeräusche sind jedoch stets leicht wahrnehmbar.
Pixel Buds mit gutem, neutralem Klang – mit leichtem Rauschen
Während der Passkomfort, die Steuerung und Verzahnung mit Android überzeugen, waren wir mit der Tonqualität nicht vollkommen glücklich. Googles nach eigenen Aussagen „speziell entwickelten“ dynamischen Zwölf-Millimeter-Lautsprecher bieten ein ausgewogenes bis neutrales Klangbild, das vielen zusagen dürfte. Durch die Bauform der Buds – sie besitzen einen Schallkanal, um einen Druckausgleich zwischen Innenohr und Außenwelt zu erzeugen –, kann sich jedoch kein saftiger Bass entfalten. Wer sich beim Musikhören also ein Mehr an Bass wünscht, dürfte mit den Google-Stöpseln nicht glücklich werden. Mich stört das weniger. Ein wenig beheben lässt sich der schwächere Bass zudem bei höheren Lautstärken.
Was mich dafür umso mehr irritiert, ist die Tatsache, dass die Buds bei der Wiedergabe ein leichtes Hintergrundrauschen erzeugen. Das Rauschen ist bei leiser Wiedergabe von Musik oder Podcasts zu hören und wirkt für mich störend – gerade bei einem Produkt, das 200 Euro kostet, erwarte ich so einen Effekt nicht.
Das Rauschen verschwindet zwar seltsamerweise wenige Sekunden nach dem Pausieren der Wiedergabe, es setzt mit dem erneuten Start der Musik oder des Podcasts aber wieder ein. Google hatte versprochen, das Rauschen mit einem Softwareupdate zu eliminieren, jedoch wurde es damit nur ein wenig reduziert, und dass der Hersteller die Buds ab Werk mit leichtem Rauschen verkauft, finde ich enttäuschend. Kein anderer von mir in der letzten Zeit getesteter True-Wireless-Ohrhörer hat „Störgeräusche“ dieser Art von sich gegeben. Zwar soll laut Google nicht jeder Nutzer das statische Rauschen wahrnehmen können, bei einem Produkt dieser Preisklasse wirken die Geräusche dennoch fehl am Platze.
Fazit zu den Pixel Buds: Vieles richtig gemacht
Google ist der zweite Anlauf der Pixel Buds in vielen Punkten richtig gut gelungen. Sie sind top verarbeitet, sie sitzen unglaublich angenehm in den Ohren, sodass sie auch nach Stunden nicht stören. Außerdem gefällt selbst das hochwertige Case und die damit einhergehende kabellose Lademöglichkeit. Außerdem könnte die Einrichtung der Earbuds nicht leichter sein, die so kinderleicht wie die von Apples Airpods vonstattengeht.
Auch die Bedienung per Touch-Oberfläche ist intuitiv und schnell zu erlernen. Praktisch ist außerdem der schnelle Blick auf den Ladestand der Pixel Buds – hier allerdings vor allem in Verbindung mit den Pixel-Smartphones. In Verbindung mit iPhones verhält es sich wie mit Airpods an Android-Smartphones: Smarte Komfortfunktionen gibt es nicht.
Die Akkulaufzeit ist nicht die allerbeste, vor allem wenn man sie mit der von Samsungs Galaxy Buds Plus vergleicht, sie liegt aber dennoch im Mittelfeld.
Der Klang kann generell als gut eingeordnet werden, wäre da nicht das leise, aber störende Hintergrundrauschen, das angeblich nur Menschen mit besonders empfindlichem Gehör wahrnehmen sollen. Wer also sehr gut hört oder einen basslastigen Sound bevorzugt , sollte sich einen Kauf der Buds zweimal überlegen. Mit den neuen Pixel Buds zeigt Google zumindest deutlich, dass der Hersteller lernfähig ist und konstruktive Kritik praktisch umsetzen kann. Nun ist zu hoffen, dass der Hersteller noch das Rauschen behebt und mit der nächsten Generation eine aktive Geräuschunterdrückung integriert, wie etwa Apple sie schon bei den Airpods Pro einsetzt.