Gorillas, Uber und Co: Studie zeigt, welche Plattformunternehmen faire Arbeitgeber sind

Lieferando, Wolt und Co: Wer abends durch eine größere Stadt Deutschlands läuft, dürfte immer wieder Fahrradkuriere mit auffälligem Logo an sich vorbeiflitzen sehen. Sie sind Teil der sogenannten Plattformökonomie, bekommen also über eine Onlineplattform Aufträge erteilt, die sie dann ausführen.
Einer Studie der europäischen Kommission zufolge haben 2018 rund sechs Prozent der Erwerbstätigen mindestens ein Viertel ihres Einkommens durch Plattformarbeit verdient, seither hat die Branche noch einmal einen deutlichen Aufschwung erlebt.
Längst ist allerdings auch klar: Die Menschen, die sich beispielsweise bei Wind und Wetter aufs Fahrrad schwingen, um Spülmittel, Klopapier oder Pizza auszuliefern, sehen sich teils mit prekären Arbeitsbedingungen konfrontiert. Welche Plattformanbieter ihre Beschäftigten überwiegend fair behandeln und bei welchen Unternehmen dringend Handlungsbedarf besteht, zeigt nun ein Bericht von Fairwork.
Gorillas, Uber und Co: So werden Unternehmen auf Fairness untersucht
Hinter der Organisation Fairwork stehen Forschende der Technischen Universität Berlin, der Universität Oxford, der XU Exponential University und des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Gemeinsam untersuchen sie in mehr als 20 Ländern die Arbeitsbedingungen der Plattformökonomie, beschäftigen sich also mit Dienstleistungen, die auf eigens dafür eingerichteten Onlineplattformen vermittelt werden.
Bewertet werden die untersuchten Unternehmen dabei in fünf Kategorien: Bezahlung, Arbeitsbedingungen, Transparenz von Verträgen, Management-Prozesse und Mitbestimmungsmöglichkeiten der Mitarbeitenden. Als Basis für die Punktevergabe von eins bis zehn dienen Gespräche mit den Anbietern und rund sechs bis zehn Mitarbeitenden pro Plattform. Dabei gilt laut den Forschenden: Nur Aussagen, die sich auch durch Fakten belegen lassen, fließen in die Bewertung mit ein.
Für den nun zum zweiten Mal erschienenen Deutschland-Bericht hat das zuständige Team insgesamt zwölf Unternehmen unter die Lupe genommen, die sogenanntes Gigworking, also online vermittelte Arbeit vor Ort, anbieten. Neben Personalvermittler Zenjob und den Lieferdiensten Wolt, Lieferando, Flink, Getir, Amazon Flex und Gorillas wurden die Mobilitätsdienstleister Freenow und Uber untersucht. Außerdem sind mit Careship und Betreut.de zwei Plattformen im Ranking vertreten, die Betreuungsdienstleistungen anbieten, via Helpling werden Reinigungskräfte vermittelt.
Fair oder nicht fair: Wie Plattformen abschneiden – und was sich 2021 verändert hat
Am besten schneidet am Ende der Untersuchung die Plattform Zenjob ab, aber auch Wolt, Lieferando und Flink liegen im oberen Bereich des Rankings. Gorillas, Freenow und Uber belegen hingegen die untersten Ränge. Während Uber schon 2020 das Schlusslicht bildete, konnte sich beispielsweise Lieferando um einige Punkte verbessern. Player wie Wolt und Flink sind dagegen neu im Ranking.
Im Bericht von Fairwork werden einzelne Unternehmen detaillierter vorgestellt, hier zeigt sich beispielsweise, dass Gorillas bei Arbeitsbedingungen – dazu gehört beispielsweise die Sicherheit am Arbeitsplatz –, Management-Prozessen und der Repräsentation von Beschäftigten keinerlei Punkte bekommen hat.
Insgesamt habe sich 2021 einiges in der Plattformökonomie verändert, heißt es im Bericht – und das nicht nur durch den Markteintritt neuer Anbieter. Auch das Engagement der Beschäftigten habe beispielsweise merklich zugenommen, auch wenn es beispielsweise bei Gorillas merklichen Widerstand von der Unternehmensseite gab.
Fairwork zeigt, dass bei einigen Unternehmen Verbesserungen bei der Fairness wahrnehmbar sind. „Bei der Lieferung von Lebensmitteln und Lebensmittellieferungen haben zum Beispiel Wolt und Flink externe Prüfer zur Überwachung der Arbeitsplatzbedingungen eingeführt.“ Und: „Lieferando war die erste Plattform in unserer Studie, die damit begonnen hat, Arbeitnehmer fest einzustellen. Andere Plattformen wie Flink folgten diesem Beispiel.”
Klar wird aus dem Bericht aber auch, dass sich die Bedingungen von Plattform zu Plattform noch stark unterscheiden. In der Pressemitteilung zum Report heißt es dementsprechend: „Insgesamt müssen die Plattformen noch viele weitere Schritte unternehmen, um menschenwürdige Arbeitsnormen zu erfüllen“.