
„Eine Show über Nichts“, so wurde Seinfeld seinerzeit häufig beschrieben. Und vermutlich war es genau das, was die Serie so beliebt gemacht hat. Seit Dezember streamt der Kanal Watchmeforever auf Twitch eine KI-generierte Variante der Show, die dieses „Nichts“ erschreckend gut einfängt. Gepaart mit ihrer unendlichen Laufzeit, denn der Stream soll laut Kanal niemals abbrechen, entsteht ein ziemlich surreales Erlebnis.
GPT-3 sei Dank: „Seinfeld“ forever
In der Sitcom „Seinfeld“ sah man 180 Episoden lang eine fiktionalisierte Version des berühmten US-Comedians Jerry Seinfeld, wie er gemeinsam mit seinem Nachbarn Cosmo, seinem Freund George und seiner Ex-Freundin Elaine zwischen seinem Apartment, Stand-up-Auftritten und seinem Stammcafé hin- und herwechselte. Dabei wurde die meiste Zeit geredet – über alles oder eben nichts. Nachprüfbar ist das in Deutschland aktuell übrigens auf Netflix.
Die KI-Version mit dem Titel „Nothing Forever“, über die zunächst Mashable berichtet hat, läuft jetzt bereits seit Dezember letzten Jahres auf Twitch. Auf dem Kanal mit über 7.000 Followern wird sie als „Show darüber, dass für immer nichts passiert“, beschrieben. Wie eine „normale Sitcom, nur eben für immer“.
Das Besondere daran: Dank OpenAIs GPT-3 wird laufend neuer Content für die Show generiert. An pixelig nachgebildeten Schauplätzen der Serie treffen die Hauptcharaktere der Sendung aufeinander und unterhalten sich in sinnentleerten Dialogen miteinander, während hier und da plötzlich ein Lach-Track einsetzt – wie in einer Sitcom eben.
Unendlichkeit passt gut zum Sitcom-Konzept
Zwischendurch setzt KI-Seinfeld immer wieder zu einem kleinen Standup-Programm an, das nicht selten aber auch einfach abrpupt zugunsten eines erneuten Szenenwechsels abgebrochen wird. Die Witze könnte man durchaus als Parodie auf die 90er-Show verstehen. Beispiel gefällig?
KI-Seinfeld: „How do you organize a Space Party? You Planet“, gefolgt von lautem Lachen des Publikums und Szenenwechsel ins Apartment, wo George sagt, man könne doch mal den neuen Italiener um die Ecke ausprobieren. So geht es wohl so lange weiter, bis sich Mismatch-Media, die hinter der Endlos-Sitcom stecken, entscheiden, den Stream zu stoppen.
An Sitcoms und Daily-Soaps schätzen viele ja ohnehin, dass sich über viele Folgen hinweg wenig ändert und die liebgewonnenen Charaktere sich immer wieder in die gleichen Settings begeben und dort nur eben so viel Variation herrscht, dass es unterhaltsam bleibt. So entsteht ein wohliges Gefühl von Zugehörigkeit, ein sicherer Rückzugsort in unsicheren Zeiten.
Es wäre also nicht undenkbar, dass wir zukünftig dank ChatGPT und Co noch ausgeklügeltere KI-generierte Endlos-Shows zu sehen bekommen. Und ganz ehrlich: Wer würde beispielsweise nach 34 Staffeln Simpsons noch sicher einen Unterschied wahrnehmen?
Knapp daneben ist auch vorbei
Vor etwa einem Jahr hatte Netflix auf Youtube eine Video-Reihe veröffentlicht, in der bestimmte Film-Genres komplett von Bots geschrieben wurden. Das Ergebnis ist ähnlich wie „Nothing Forever“: Irgendwie ziemlich dicht dran, aber eben trotzdem auch komplett vorbei am Ziel.
Man kann gut erkennen, welche Kernpunkte die KI als entscheidend für das jeweilige Format wahrnimmt und reproduziert und auf welcher Grundlage bestimmte Dialoge oder Handlungen beruhen. Aktuell wird daraus allerdings ein wilder und surrealer Mix zusammengebastelt, der irgendwie unbehaglich wirkt, dessen schräger Wirkung man sich aber auch schlecht entziehen kann. Zum Glück kann man ja weitergucken – für immer.