Homeoffice: 22-Jähriger führt zwei Vollzeitjobs gleichzeitig aus – Chefs wissen von nichts

Wer zwei Vollzeitjobs gleichzeitig hat, ist in den meisten Fällen über- und in einigen sicherlich unterfordert. Für einen Programmierer aus den USA gilt Letzteres. Der 22-jährige Jason hat zwei Jobs, jedoch nicht etwa, weil er sein Leben sonst nicht finanzieren kann. Vielmehr habe er in einer Anstellung zu wenig zu tun gehabt. Nach einem Jahr stellte er fest, dass er in 10 bis 15 Stunden pro Woche schafft, wofür sein Chef ihm eine ganze Woche eingeräumt hat.
Zunächst habe er gar nicht an zwei Vollzeitjobs gedacht. Vielmehr hat er überlegt, ob er einen Nebenjob oder parallel als Freelancer noch ein paar Projekte annimmt. Doch es kam anders: Da er im Homeoffice arbeitet und sein Vorgesetzter offenbar die Arbeitsleistung nicht nachvollziehen kann, hat er sich für ein weiteres Arbeitsverhältnis als Festangestellter entschieden. Damit er die beiden Jobs gleichzeitig jonglieren kann, trickst er jedoch.
Einerseits gibt er vor, für eine Aufgabe länger zu brauchen als nötig. Oft behält er das Ergebnis noch eine Weile für sich, bevor er es einreicht. Andererseits versucht er, nicht zu kompetent zu wirken, damit er weiterhin einfache Aufgaben zugeteilt bekommt. Einige Arbeiten, wie das Überprüfen der Aufgaben der Kolleginnen und Kollegen, lässt er unter den Tisch fallen. Einige Projekte lehnt er ab mit der Begründung, dass er bereits genug auf dem Tisch habe.
Das US-Magazin Business Insider hat die Story ausgegraben. Jason will anonym bleiben, denn seine Vorgesetzten wissen selbstverständlich nichts von seinen Engagements. Würden sie es wissen, würde ihm wohl eine Kündigung drohen. Zwar ist eine Doppelanstellung in den USA nicht verboten, die Chefs jedoch könnten ihm das Misstrauen aussprechen. Zum Beweis, dass der Programmierer die Wahrheit sagt, musste er entsprechende Belege vorlegen.
Jason hat sein Jahresgehalt damit von 75.000 US-Dollar (rund 69.000 Euro) auf 144.000 US-Dollar (rund 133.000 Euro) verbessert. Die beiden Vollzeitjobs würden nach eigener Aussage zusammen pro Woche 20 bis 30 Stunden benötigen. Damit liegt er immer noch deutlich unter der in den USA gängigen Wochenarbeitszeit. Die beträgt, wie in Deutschland, durchschnittlich rund 40 Stunden pro Woche. Allerdings sind Zweitjobs keine Seltenheit.
USA und Deutschland: Überbeschäftigung nimmt zu
In den USA bezeichnen Expertinnen und Experten dieses Arbeitsmodell als „Overemployment“, in Deutschland wird dafür der Begriff der Überbeschäftigung genutzt. Laut dem Fortune Magazine würden in den USA rund die Hälfte der Arbeitnehmenden in mehr als einem Vollzeitjob arbeiten. In Deutschland trifft das auf jeden Fünften zu. Jedoch habe Corona den Trend befeuert. Auch die Inflation treibe Menschen zu einem Zweitjob.
Auch hierzulande sind Nebentätigkeiten gesetzlich nicht verboten. Jedoch ist es gängige Praxis, in Arbeitsverträgen explizit festzuschreiben, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Vorgesetzten über Nebenverdienste informieren müssen. Jason würde somit nicht nur seinen Arbeitgeber betrügen, sondern im Zweifel sogar vertragsbrüchig werden. Eine fristlose Kündigung wäre in dem Falle hierzulande zumindest rein rechtlich wirksam.
„Einige Arbeiten, wie das Überprüfen der Aufgaben der Kolleginnen und Kollegen, lässt er unter den Tisch fallen. “
Ja ok, wenn er seine Arbeit schlicht nicht vollständig macht, hat er natürlich mehr Zeit. DAS wäre übrigens viel mehr ein Kündigungsgrund.