Wie Huawei bei der Ausgrenzung chinesischer Minderheiten hilft

Systematische Überwachung mithilfe von Huawei? (Foto: Shutterstock)
Die Präsentationen waren bis vor Kurzem offen auf Huaweis Website einsehbar: Über 3.000 Powerpoint-Folien aus den Jahren 2014 bis 2020 mit detaillierten Beschreibungen, wie der Tech-Konzern chinesischen Kunden bei der technischen Ausrüstung von Umerziehungs- und Zwangsarbeiterlagern sowie der Mitarbeiterüberwachung unterstützte. Die Washington Post ließ einige der Folien übersetzen und veröffentlichte die brisanten Ergebnisse.
Systematische Überwachung von Minderheiten
Laut Washington Post lobte sich das Unternehmen mit seinen Produkten als „das Fundament des intelligenten Gefängnisses“, wie es wohl auf einer der Folien hieß. Das bedeutet: vernetzte Kerkertüren, Überwachungskameras mit Gesichtserkennung sowie Cloud-Hosting der Lagerorganisationen.
Viele der Produkte werden scheinbar in der Region Xinjiang eingesetzt, die bekannt ist für die Besiedelung mit der muslimischen Minderheit der Uiguren. Die chinesische Regierung ist in der Vergangenheit mehrfach der Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Uiguren angeklagt worden. Angehörige der Minderheit werden verfolgt, ausgegrenzt und in Lager geschickt, um sie entweder zum Arbeiten zu zwingen oder sie von ihrem Glauben abzubringen.
Eines der Produkte, die Huawei offenbar an entsprechende Kunden lieferte, war beispielsweise eine Gesichtserkennungssoftware, um flüchtige Uiguren zu erkennen. Huawei selbst dementierte stets, jemals Technik nach Xinjiang geliefert zu haben.
Huawei unterstützt auch Mitarbeiterspionage
Doch Huawei überwachte für seine Kunden nicht nur Minderheiten. Der Konzern half auch zahlreichen Unternehmen bei der Überwachung ihrer Mitarbeiter. Dafür kam laut der Washington Post eine Software zum Einsatz, die anhand der Skelettstruktur Alarm schlägt, sobald Mitarbeiter nicht an ihrem Arbeitsplatz sind oder sich mit ihrem Smartphone beschäftigen.
Offensichtlich hat Huawei die wichtigste Währung für den internationalen Markt vergessen: Vertrauen!
Dass chinesische Firmen gnadenlos jeden technischen Unfug der westlichen Welt kritiklos kopieren und dazu noch darüber hinaus perfektionieren, ist eine Binse. Jetzt sind die Chinesen komplett indigniert, dass der Westen dieses Verhalten nicht honoriert, sondern massiv ablehnt. Die Reaktionen der chinesischen Führung spricht Bände und kommt dem Westen mit den oberlehrerhaften Formeln in bester Parteimanier, was noch mehr Ablehnung provoziert. Da nützt auch der Hinweis darauf, dass „der Westen“ eigentlich nichts anderes macht, wenig.
Für Huawei wird es schwierig, diesen Vertrauensverlust jemals wieder aufzufüllen. Und das gilt auch für viele andere chinesische Hersteller. Huawei muss im Westen einen komplett anderen Weg gehen, als den, den es in China geht.