
Mit seinem duftbasierten Trinkflaschensystem, das Trinkwasser nur durch Duft-Pods Geschmack verleiht, ist es Air Up in den letzten vier Jahren gelungen, vor allem in vielen Familienküchen Einzug zu halten. In zehn EU-Ländern sowie in den USA bietet das Unternehmen die Trinksysteme bereits an, 159 Millionen Umsatz erzielte man damit 2022.
Jetzt ist das in München ansässige Startup so stark gewachsen, dass man selbst in neue Räumlichkeiten im Münchner Werksviertel, einem ehemaligen Industriegebiet nahe des Ostbahnhofs, eingezogen ist – stolze 3.600 Quadratmeter Fläche im Head Office für insgesamt 140 der mehr als 300 Mitarbeitenden, die in elf Ländern über fünf Millionen Kund:innen betreuen.
Ein solches Büro bei den Mietpreisen in der bayerischen Landeshauptstadt ist in der Tat erstaunlich – und verursacht immense laufende Kosten und Investitionen. Mitgründerin und Chief Evangelist Lena Jüngst erklärt im t3n-Interview, dass man sich daher gut überlegt habe, was der beste Weg fürs eigene HQ ist. „Wir kamen dann letztlich aber zu dem Schluss, dass wir einen gemeinsamen Anlaufpunkt brauchen, der unseren Teamspirit atmet und genug Platz für Workshops, spontane Begegnungen, Kreativität und Fokusarbeit bietet.“
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Bis zu 140 Personen können im neuen Büro Platz finden, doch nicht alle Angestellten kommen regelmäßig dorthin. „Trotzdem ist es uns wichtig, mit einem festen Office eine zentrale Begegnungsstätte und Raum für kreative Entfaltung, Zusammenarbeit und Unternehmergeist zu schaffen. Denn diese gemeinsame Heimat ist natürlich auch identitätsstiftend.“
Workshops und Weiterbildungen – auch für die Remote Kräfte
Man wolle so auch jene Mitarbeitenden, die nicht oder nur selten im Head Office sein können, gezielt abholen – mit regelmäßigen digitalen Workshops zum Thema Mental Health oder Fitness (zum Beispiel Meditation, Resilienz, gesunder Rücken und vieles mehr), Weiterbildungskursen und Team-Events. „Wir arbeiten mit Office Vibe, einem Online-Tool, das ein tiefes Verständnis für die Gefühle der Teammitglieder vermitteln soll“, erklärt Lena Jüngst.
Gleichzeitig habe man sich entschieden, beim Scaleup einen kontinuierlichen Wachstumskurs zu fahren, dabei aber nicht auf den Remote-First-Ansatz zu verzichten. Auch wer einen Blick in die Stellenausschreibungen des Startups wirft, sieht schnell, dass ein Großteil länderspezifisch, aber Remote ausgeschrieben ist. „Wir ermöglichen hybrides Arbeiten und es gibt bezahlte Coworking-Möglichkeiten, je nachdem, wo unsere Mitarbeiter:innen leben.“
Viel Zeit hat man sich für die Planung und Gestaltung der Büroflächen genommen: Um den Mitarbeitenden größtmögliche Flexibilität bei der Gestaltung ihres Arbeitstages zu bieten, wurde das Gebäude für ein kreatives, aber auch konzentriertes Arbeiten in vier verschiedene Noise-Zones (Lärmzonen) aufgeteilt. Heißt: Je nachdem, ob Teammitglieder Orte der Konzentration benötigen, mit Remote Kolleg:innen telefonieren möchten, oder sich zu kreativen Brainstormings treffen wollen, finden sie den passenden Bereich.
Das Herzstück im neuen Office ist der sogenannte Product-Hub. Hier finden sich für die internationalen Talente im Research- und Development-Bereich, darunter Experten aus der Produkt- und Aromaentwicklung, eine Laborküche, ein Hackathon-Areal, eine Küche für Qualitätstests sowie ein Produktfertigungsbereich.
Als Standort für das Head Office sei dabei Berlin für die Gründerin übrigens nie in Frage gekommen: „Nach Berlin oder in eine andere Stadt zu gehen, stand für uns tatsächlich nie zur Debatte. München war offensichtlich genau das Umfeld, das wir als Team benötigt haben, um mit unserem Produkt erfolgreich zu werden und das schafft natürlich Verbundenheit.“
Air Up will nicht die Arbeitsstunden zählen
Auch Ben Curwood, VP People and Culture bei Air Up, sieht einige Punkte, in denen sich das Unternehmen von anderen vergleichbaren Startups oder Scaleups unterscheidet. So verzichte man auf feste und geregelte Arbeitszeiten. Die Zeit für Meetings könne frei gestaltet werden und alle Teammitglieder dürften und sollen ruhig persönliche Blocker für Sport oder den täglichen Spaziergang setzen. „Es geht uns um Freiraum für Individualität, Zeit für sich selbst und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Wird dies nicht überall umgesetzt, müssen wir durch Kommunikation und Coaching nachbessern.“
Diese Flexibilität dürfte in der Tat ein wichtiges Element im Kampf um Fach- und Führungskräfte sein – und Curwood betont, dass das bei Air Up auch gelebt werde und nicht bloß in der Theorie funktioniere. „Ich wünsche mir, dass wir als Führungskräfte maximal flexibel sind. Es geht immer um das Ergebnis, nicht um den Aufwand. Wir zählen nicht die Arbeitsstunden, die er oder sie geleistet hat. Wir managen unser Arbeitspensum und stellen sicher, dass wir unsere vereinbarten Ziele erreichen.“
Dennoch dürfte auch Air Up nicht um die verpflichtende Zeiterfassung herumkommen. Ob das ergebnisorientierte Arbeiten in der Praxis den Mitarbeitenden entgegenkommt, hängt dabei sicher auch von deren Mentalität ab.