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Kommentar

Hype-Netzwerk Threads: Ist das wirklich schon alles?

Die Euphorie war groß, als das Meta-Netzwerk Threads Mitte Dezember endlich auch in der EU verfügbar wurde. Millionen User strömten auf die Plattform – jeder ist dabei. Das wars leider bisher aber auch. Ein Kommentar mit einer großen Portion Enttäuschung und einer Prise Hoffnung.

3 Min.
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Das Logo des sozialen Netzwerks Threads (Symbolfoto: Rafapress/Shutterstock)


Wisst ihr eigentlich, was passiert, wenn ihr den Repost-Button bei Threads länger gedrückt haltet? Natürlich wisst ihr das. Diese Information stellte wahrscheinlich den ersten viralen Erfolg auf der Plattform dar – nicht zuletzt, weil er wie mit der Baggerschaufel vom Algorithmus sicher in jede Timeline geschippt wurde. Immerhin war es ein Thema, an dem sich zahlreiche User beteiligten, untereinander diskutierten, sich austauschten – um sich am Ende sogar daran abreagierten.

Denn wer sich in den vergangenen Wochen mal ausführlich auf Threads umgeschaut hatte, bemerkte bisher an nutzerwertigem Inhalt, Meinungsaustausch und Diskurs oder gar Inspiration nur wenig. Stattdessen verbrachten Millionen User ihre Zeit damit, ihre Followerschaft auf der nächsten Plattform energisch anzuzüchten – folgst du mir, folge ich dir – oder mit dem Versuch, durch sinnlose Postings und Reaktionen die eigene Reichweite schnell zu vergrößern.

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Meine persönlichen Beobachtungen beim Scrollen durch das Tagwerk einiger Influencer von morgen brachten Highlights hervor wie „mögt ihr auch Mettigel?“, „seid ihr auch so schlecht im Kopfrechnen?“, Screenshots vom angeblichen Kontostand oder historische Fotos von Diktatoren, versehen mit der Aufforderung „bitte nur falsche Kommentare!“ Richtig wäre im letzten Beispiel übrigens „Adolf Hitler“ gewesen.

Wofür steht Threads?

Der Start war bemerkenswert: Anfang Juli wurde Threads in rund 100 Ländern der Welt zugänglich gemacht und wuchs mit mehr als 100 Millionen Accounts innerhalb von fünf Tagen sogar schneller als ChatGPT. Zweifellos galt die neue Plattform nicht nur als Rekord-Schachzug aus dem Hause Meta, sondern vor allem als der neue große Konkurrent zum immer weiter dahinscheidenden X (geb. Twitter). Doch der graue Alltag ließ nicht lange auf sich warten. Bereits nach zwei Wochen waren die Nutzerzahlen rückläufig, erste kritische Stimmen vermissten wertige Inhalte, Spam-Attacken und Bot-Accounts vergraulten auch hier bereits die ersten User.

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Ähnlich wie bereits in den USA zeigt sich auch in Deutschland nach verhältnismäßig kurzer Zeit, dass der große Hype vorbei zu sein scheint. Auch hierzulande sind die Trends nach einem durchaus spektakulären Start keine positiven mehr. Und wenn es nicht gerade um die Allmacht des Repost-Buttons geht, zeigen sich auch immer mehr User sichtlich unzufrieden mit der Entwicklung der Plattform. Wofür steht Threads? Was ist anders, was ist besser? Welche Art Content sollen wir hier künftig untereinander anbieten? Diese wichtigen Fragen bleiben bisher unbeantwortet.

Verbockt es nicht! Es liegt an uns!

Jedes soziale Netzwerk kann nur so gut sein wie die User, die es zu einem Netzwerk machen. Wie sagt man so schön: Der Saal wurde gemietet, das Orchester wurde bestellt, tanzen müssen wir selbst. Allen Teilnehmer:innen, die eine große Zahl an Followern hinter sich wissen, muss auch daran gelegen sein, spätestens jetzt der Plattform mit nutzwertigem Content ein neues Gesicht zu verleihen. Eines, das sich vielleicht sogar bewusst von der überzeichneten Welt von LinkedIn und Instagram abgrenzt und wieder auf wirkliche Interaktion setzt. Interaktion, die allerdings nicht wie zu den Hochzeiten von X in Geltungsdrang, Bashing und Diffamierung ausartet.

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Eine Hausordnung für Themen muss es dabei gar nicht geben. Vom Business-Content, über Gaming-Tipps oder zukunftsgewandte KI-Debatten, bis hin zum Feiertagsposting – alles ist erlaubt. Nur vernetzt euch wieder nachhaltig miteinander, sprecht und diskutiert in euren Communities und Themenblasen, teilt eure Leidenschaft – anstatt immer nur auf Senden zu stellen.

Threads hat noch immer alle Chancen und Optionen, ein besseres X zu werden. Oder vielleicht auch etwas völlig Neues. Es liegt an uns!

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Kommentare (2)

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Dominik

Meta steht doch was KI angeht gar nicht so schlecht dar. Aber einfach nur eine Plattform in den Ring zu werfen und die User mal machen zu lassen ist definitiv auch eine verpasste Chance. Das man am Anfang viel „Mausi folgt mir und ich euch zurück“ Zeug sieht weckt in der Tat irgendwelche komisches Vibes und wäre schnell automatisiert dem Gar aus zu machen.

Ich denke mit mehr Fokus auf Themen und Diskussionen zu News sowie dahingehenden Algorithmen als auch entsprechenden Infos für die User wofür die Plattform gedacht ist, hätte der Start weniger holprig verlaufen können.

Aber vermutlich muss sich ein Konzern inzwischen wie so viele andere auch, vor allem mit Bürokratie herumschlagen.

Julia Birkefeld

Ich bleibe bei X. Es ist schön dort :-)

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