iCloud Plus vs. nervige Newsletter: Mehr Privatsphäre für iPhone und Mac
Das Thema Privatsphäre wird bei Apple seit einigen Jahren immer wichtiger. Auch auf der WWDC 2021 gab es aus dem Bereich einige Neuerungen. Das Unternehmen stellte neue Privacy-Features für alle Betriebssysteme und Apps vor. Im Fokus steht, den Nutzern mehr Kontrolle über ihre privaten Daten zu geben und ungewolltes Tracking zu unterbinden.
iCloud Plus: Neue Funktionen für zahlende Kunden
Zahlende Kundinnen und Kunden von iCloud erhalten im Laufe des Jahres mit iCloud Plus Zugriff auf neue Funktionen. Mit dabei werden ein VPN-ähnlicher Dienst, Einmal-Mail-Adressen und unbegrenzter Speicherplatz für Homekit-Sicherheitskameras sein. Bisher ist noch unklar, ob die neuen Funktionen auch für das kostengünstigste iCloud-Abo zur Verfügung stehen.
Neue Mail-Features dürften Marketingabteilungen ärgern
iCloud Plus bietet mit Hide My Email die Möglichkeit, eine zufällige E-Mail-Adresse zur einmaligen Nutzung zu generieren, die eingehende Nachrichten an die Haupt-Mail weiterleitet. Auf diese Weise müssen Nutzer nicht ihre richtige Adresse Unternehmen oder Dienstleistern preisgeben, die sie dann auch nicht weiterverkaufen können. Außerdem wird der User so auch von künftigen ungewollten Mails verschont. Wer also seine E-Mail-Adresse angeben muss und nicht sicher ist, ob der entsprechende Dienst vertrauenswürdig ist, nutzt einfach eine Einmal-Adresse und geht nicht das Risiko ein, zugespammt zu werden. Insgesamt erinnert das Konzept an Sign In With Apple.
Ein weiteres Feature, mit dem Apple wahrscheinlich auf deutlich mehr Füße treten wird, ist Mail Privacy Protection. Dabei handelt es sich um eine Funktion, die in der Mail-App von Apple integriert ist. Sie unterbindet das Tracking unsichtbarer Pixel. Die werden unter anderem genutzt, um auszuwerten, ob der Empfänger eine Mail geöffnet hat, oder sie sammeln andere Informationen. Das macht das Leben besonders für Versender von Newslettern und E-Mail-Marketer deutlich schwerer, denn auf die Weise wird es fast unmöglich, die Öffnungsrate einer Kampagne zu bestimmen.
Um das zu erreichen, routet Apple Daten über mehrere Proxy-Server und lädt die Mail selbst im Hintergrund. So wird nicht nur verschleiert, ob ein Nutzer die E-Mail geöffnet hat und welche IP-Adresse ihm zugeordnet ist, sondern auch, ob der Empfänger die Mail weitergeleitet hat. Der Aufschrei aus dem Ad-Tech-Lager dürfte nicht lange auf sich warten lassen.
Private Relay: Das VPN, das eigentlich kein VPN ist
Auch Private Relay, ein VPN-ähnliches Feature, funktioniert ähnlich. Beim Surfen wird der Traffic über mehrere Proxys geroutet, um so den Ursprung zu verschleiern. So können Websites die genaue Position des Besuchers nicht sehen. Zusätzlich dazu werden die übermittelten Daten verschlüsselt.
Im Kern werden alle Anfragen eines Nutzers über zwei unterschiedliche Internet-Relays geschickt. Eines davon weist dem Nutzer eine anonyme IP zu, die zwar der groben Region des Nutzers, nicht aber dessen genauem Standort zugeordnet werden kann. Das zweite Relay entschlüsselt die Webadresse und schickt den Nutzer auf die angefragte Website.
Aufgrund dieses zweiten „Hops“ spricht Apple selbst bei Private Relay auch nicht von einem VPN. Dazu kommt, dass Nutzer nicht selbst eine Region wählen können, wie das bei herkömmlichen VPN-Anbietern die Regel ist.
Mehr Datenschutz und Privatsphäre
Zusätzlich zu den in iCloud Plus enthaltenen Features wurden noch einige weitere Funktionen vorgestellt. Die Systemeinstellungen von iOS und iPadOS bieten beispielsweise künftig einen Privacy Report. Diese Zusammenfassung zeigt Nutzern, wann und wie oft einzelne Apps auf ihre Standortinformationen, Kontakte, Kamera, Mikrofon oder Fotos zugegriffen haben. In dem Reporting finden sich darüber hinaus Informationen dazu, an welche Domains die entsprechenden Apps die Daten senden, die sie sammeln.
Der Sprachassistent Siri wird in Zukunft Nutzeranfragen in vielen Fällen auf dem Gerät selbst verarbeiten, statt auf Apples Servern. Das führt nicht nur dazu, dass das Risiko der Übermittlung ungewollter Audioaufnahmen an Apple minimiert wird, sondern beschleunigt auch Sprachbefehle und ermöglicht die Funktion auch ohne Internetverbindung.
Wenn man mit Hide My Mail längerfristig die generierten Adressen behält und sichergestellt ist, dass diese nicht wieder an andere Nutzer vergeben werden, werde ich das wohl dauerhaft nutzen.
Ich passe bereits höllisch auf, wo ich meine Mailadresse angebe und nutze notfalls eine falsche oder eine Wegwerfadresse. Doch irgendein Unternehmen, dem ich vertraute, hat wohl meine richtige Mailadresse verkauft und ich werde aktuell mit Spam geflutet. Dabei nutze ich für Registrierungen extra eine Adresse bei einem Provider, der sonst einen guten Spamfilter hat und lasse mir die auf meine eigentliche Adresse weiterleiten. Doch der aktuelle Spam schafft es da irgendwie durch.
Mail Privacy Protection klingt zwar weniger notwendig, aber mich interessiert, wie es technisch funktionieren soll, vor allem das Messen der Öffnungsrate. Wie soll durch das Routen der Anfrage durch verschiedene Server verschleiert werden, dass die Anfrage für genau diese URL (der Trackinggrafik) stattgefunden hat? Mir würde sich das nur erschließen, wenn KI-gesteuert voraussichtlich unsichtbare Grafiken gar nicht erst geladen würden.