Anzeige
Anzeige
News

Offener Brief: Auch Internetverwaltung soll Sanktionen verhängen können

Eine Gruppe will ein Internet-Sanktionssystem etablieren, um auf humanitäre Krisen zu reagieren. Das spezielle Vorgehen soll zunächst gegen den russischen Staat erprobt werden.

2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Das russische Internet könnte von der internationalen Internet-Community teilweise ausgeschaltet werden. (Grafik: Coffeemill/ Shutterstock.com)

Ein offener Brief fordert vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs die Entwicklung eines gezielten Internet-Sanktionssystems, das berichtet The Register. Unter den Unterzeichner:innen finden sich neben (ehemaligen) Icann-Verantwortlichen auch Hacker-Legende Jeff Moss, (Ex-)EU-Abgeordnete und Internet-Expert:innen. Vorausgegangen ist die Ablehnung des Icann, Russland vom Internet zu trennen. Die Internetverwaltung argumentierte, diese Maßnahme sei zu einschneidend, treffe auch die Bürger:innen und sei insgesamt so nicht umsetzbar. Die ukrainische Regierung hatte den Internet-Bann gefordert.

Brief fragt Internet-Governance: Wie soll man auf Krisen reagieren?

Anzeige
Anzeige

Die Autor:innen sind der Meinung, die Internet-Governance-Community habe einen Reifegrad erreicht, um sich Gedanken mit dem Umgang mit Krisen machen zu können. Sie wollen in dieser Gemeinschaft eine Diskussion über angemessene und durchführbare Internetsanktionen anstoßen. Zunächst geben sie jedoch der Forderung der Ukraine eine Absage: Die vorgeschlagenen Sanktionen gingen zu weit und würden der Zivilbevölkerung schaden. Das ukrainische Ministerium für digitale Transformation hatte den Entzug der Domains .ru und .su sowie deren kyrillischen Entsprechungen und das Abschalten der Rootserver gefordert.

Bestehende Kontrollmechanismen ausweiten

Allerdings gäbe es gut etablierte Mechanismen, die man bereits erfolgreich gegen Spam, Malware, Phishing und Cyberangriffe anwende. Die Verfasser:innen finden, „dass diese ausgereiften Mechanismen leicht erweitert werden können, um bestimmte IP-Adressen und Domainnamen sanktionierter Einrichtungen zu übermitteln.“ Ziel sei, das russische Militär, die Propagandaorgane und „alle Einrichtungen mit doppeltem Verwendungszweck“ einzuschränken und gleichzeitig die Zivilbevölkerung davon auszunehmen.

Anzeige
Anzeige

Sanktionen sollen über Listen koordiniert werden

Die Sanktionen sollen verhältnismäßig, wirksam, durchführbar und umkehrbar ausfallen und „nicht zu weit gehen“, wünschen sich die Autor:innen. Sie schlagen dafür die Einrichtung eines sogenannten Multi-Stakeholder-Mechanismus vor, wie er bereits für Hacking-Angriffe angewendet wird. So setzt das NSP-Security-Forum (NSP-SEC), das in dem Brief als Beispiel genannt wird, auf eine Mailingliste für die Interaktion zwischen den Internetdienstleistern. Darüber verfolgen die Akteur:innen Exploits und kompromittierte Systeme und dämmen ihre Wirkung ein. Ähnlich könnten nach Beratung und Beschluss sanktionierte IP-Adressen und Domainnamen auf einer Liste veröffentlicht werden, und die teilnehmenden Unternehmen könnten dann entscheiden, ob sie die Sanktionen befolgen.

Anzeige
Anzeige

Gründung einer Multi-Stakeholder-Plattform

Die Unterzeichner:innen rufen dazu auf, sich an dem Aufbau einer entsprechenden Plattform zu beteiligen und zu diskutieren, ob die IP-Adressen und Domains des russischen Militärs und seiner Propagandainstrumente sanktioniert werden sollten – und wie. Das soll als Grundlage dienen, um in Zukunft „rechtzeitige Entscheidungen von ähnlicher Schwere und Dringlichkeit“ zu fällen.

Prominente Verfasser:innen

Unterzeichnet haben den Brief der konservativ-liberale EU-Abgeordnete Bart Groothuis aus den Niederlanden, Bill Woodcock, Geschäftsführer der Internetorganisation Packet Clearing House, der nicht-geschäftsführende Icann-Direktor Ihab Osman, der ehemalige deutsche Abgeordnete der Piratenpartei im Europäischen Parlament Felix Reda, der ehemalige Icann-Mitbegründer und Ex-CEO Mike Roberts, Hackerikone und Def-Con-CEO Jeff Moss, der niederländische Internetforscher Niels ten Oever (The Internet Health Report), die Sicherheitsexpertin und Tor-Mitentwicklerin Runa Sandvik aus Norwegen sowie der stellvertretende Geschäftsführer der Electronic Frontier Foundation, Kurt Opsahl.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare (1)

Community-Richtlinien

Hel

Na klar:
Noch mehr Zensur…

Es ist aber nicht alles nur schwarz und weiss, ganz im Gegenteil.
Aber, es macht ja alles so schön einfach, gelle…

Und China lacht sich Einen.

Was ist nur aus der guten alten Meinungsfreiheit geworden?

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige