Apple hat sich entschieden, seine neuen KI-Funktionen zunächst nicht nach Europa zu bringen. Als Grund nennt das Unternehmen die Vorschriften des Digital Markets Act (DMA) der Europäischen Union, durch die Privatsphäre und Sicherheit der Nutzer:innen gefährdet werden könnten.
„Wir sind besorgt, dass die Interoperabilitätsanforderungen des DMA uns dazu zwingen könnten, die Integrität unserer Produkte in einer Weise zu beeinträchtigen, die die Privatsphäre und Datensicherheit der Nutzer:innen gefährdet“, so Apple in einer Stellungnahme, die unter anderem Bloomberg vorliegt.
iOS 18 in der EU auch ohne iPhone-Mirroring
Die Europäische Union hat Apples Betriebssysteme iOS und iPadOS auf die Liste der Produkte und Dienstleistungen der Großtechnologie gesetzt, die von den neuen strengen DMA-Regeln der Europäischen Union betroffen sind. Damit ist das Unternehmen verpflichtet, diese Plattformen weiter zu öffnen. So musste Apple zum Beispiel alternative App-Stores auf dem iPhone und andere Browser als Standardanwendung zulassen.
Apples nun angekündigter Rückzug aus der Bereitstellung einiger iOS-18-Funktionen in der EU, wie Apple Intelligence, iPhone Mirroring, mit dem das iPhone bequem vom Mac aus gesteuert werden kann, sowie Shareplay Screen Sharing, bedeutet, dass Verbraucher:innen in allen 27 EU-Ländern vorerst keinen Zugang zu diesen Funktionen des Unternehmens haben werden. Mit der neuen Screen-Sharing-Funktion ist es möglich, den Bildschirm eines iPad oder iPhone auf ein anderes Gerät zu übertragen und dieses für den technischen Support fernzusteuern.
Apples KI-Funktionen, die der Hersteller Apple Intelligence nennt, wären in der EU, darunter Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien, im Herbst zunächst ohnehin nur in amerikanischem Englisch verfügbar gewesen. Die Nutzerzahl in der EU wäre daher vermutlich ohnehin recht gering ausgefallen.
Apple und EU wollen gemeinsam Lösungen erarbeiten
Trotz der Unsicherheiten, die durch die EU-Auflagen entstanden sind, will Apple versuchen, gemeinsam mit der EU-Kommission eine Lösung zu finden, um die Funktionen doch noch in die EU zu bringen, teilte das Unternehmen mit.
Was genau die Bedenken von Apple auslöst, ist unklar. Das KI-Paket Apple Intelligence umfasst unter anderem Upgrades für Siri, Genmoji, die Verwaltung von Benachrichtigungen und die Möglichkeit, Texte zu paraphrasieren und zusammenzufassen.
Laut Apple soll die erste öffentliche Beta von iOS 18 mit Apple Intelligence – in den USA – im Laufe des Sommers zur Verfügung gestellt werden. iPhone Mirroring und die erweiterte Shareplay-Funktionalität will Apple bereits am Montag, dem 24. Juni 2024, in einer neuen Entwickler-Beta ausliefern. Allerdings noch nicht in der EU.
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EU unzufrieden mit Apples DMA-Implementierung
Zwischen der EU und Apple dürfte es in den nächsten Wochen zu weiterem Streit kommen. Denn EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager sieht erhebliche Probleme bei Apples Umsetzung der neuen europäischen Regeln für große Onlineplattformen.
In einem Interview mit dem US-Sender CNBC sagte Vestager, dass die Untersuchung von Apples DMA-Umsetzung noch nicht abgeschlossen ist. Gleichzeitig machte sie deutlich, dass es „eine Reihe von Problemen“ gebe. „Ich finde sie sehr ernst.“