Ein iPad mit macOS wird es nie geben – warum das ist eine gute Nachricht ist
„Ich habe mein Macbook durch ein iPad ersetzt“ so oder so ähnlich lauten zahlreiche Titel von Youtube-Videos aus den vergangenen Jahren. Spätestens seitdem Apple iOS besser auf den großen Bildschirm angepasst und in iPadOS umbenannt hat, haben viele iPad-Besitzer:innen (und wir bei t3n auch) derartige Experimente gewagt.
Dass Apple seine Tablets über die Jahre mit immer stärkeren Prozessoren ausgestattet hat, mag diese Vorhaben weiter befeuert haben. Am Ende kommt es jedoch immer auf dasselbe hinaus: Das iPad kann einen Mac nicht ersetzen. Die Software wird der starken Hardware nicht gerecht, echte Pro-Apps gibt es kaum. Und wann läuft endlich macOS auf dem iPad?
Das iPad steht für „einfach”
Ich frage mich, ob das wirklich sein muss. Denn nur weil auf einem iPad nicht macOS läuft, bedeutet das nicht, dass man mit dem Gerät nicht arbeiten kann. Dieser Text ist zum Beispiel auf einem iPad entstanden. Für meinen Job könnte ich es problemlos komplett benutzen. E-Mail, Slack, Browser. Alles kein Problem. Sogar (rudimentäres) Multitasking ist möglich. Mein Macbook möchte ich damit aber gar nicht ersetzen. Aus ganz einfachen Gründen.
Das Macbook steht für mich persönlich für Arbeit. An dem Gerät verbringe ich täglich acht Stunden. Darauf sind alle meine Apps installiert und Daten hinterlegt, die ich für meinen Job brauche. Außerdem sind Keyboard und Touchpad schon eingebaut, auf einen Touchscreen kann ich am Laptop verzichten. Im Vergleich zum iPad und iPhone bin ich auf dem Macbook außerdem freier unterwegs. Ich kann Apps auch aus dem Internet installieren und muss nicht immer im App-Store danach suchen. Das vermisse ich am Tablet allerdings nicht.
Denn das iPad ist für mich ein Synonym für „einfach“. Apps installiere ich (zumindest ab Werk) direkt aus dem App-Store. Brauche ich sie nicht mehr, sind sie mit zwei Fingertipps wieder gelöscht. Beim Mac ist das rückstandslose Entfernen von Programmen aber oft eine Wissenschaft für sich. Entweder hat man tiefe Kenntnisse der Systemstruktur oder man benötigt Software, um Software wieder zu löschen.
Das ist nur ein Beispiel. Insgesamt ist die Bedienung sehr einfach. Meine Kinder können das Gerät genauso einfach benutzen wie ihre Großeltern. Am Mac müssten alle zunächst lernen, was der Unterschied zwischen Taskbar, Finder und Launchpad ist. Überhaupt gibt es in macOS nur wenige Touch-freundliche Schaltflächen. Die kleinen Buttons zur Interaktion mit Fenstern müsste man erst mal treffen. Würde Apple das System aufs iPad bringen, bräuchte man also zwingend Tastatur und Maus. Das ließe die Preise in die Höhe steigen. Ein Tastatur-Cover kostet beim Hersteller schließlich 300 Euro. Mindestens.
macOS fürs iPad wird es nie geben
Zum Glück sind das aber nur hypothetische Gedanken. macOS fürs iPad wird es in den kommenden Jahren kaum geben. Das unterstrich Apples Software-Chef Craig Federighi kurz nach der WWDC 2024 bei der Live-Aufnahme des Podcasts The Talk Show von John Gruber erneut. (Bei der WWDC 2018 hatte Federighi die Frage nach einer Zusammenlegung von damals noch iOS und macOS mit einer großen „No”-Folie in seiner Präsentation vom Tisch gefegt.)
Für das Unternehmen stehen dabei allerdings wohl andere Gründe im Vordergrund, als ein einfach zu bedienendes Tablet im Angebot zu haben. Es geht dabei auch ums Geld. Bei jedem Kauf einer iPad-App im App-Store wird das Unternehmen beteiligt. Außerdem: Warum sollten Nutzer:innen künftig noch zwei Geräte kaufen, wenn auch eines ausreicht? Wirtschaftlich wäre das für Apple also nicht clever.
Immerhin können Kund:innen auch sparen. Denn wie eingangs erwähnt, gibt es abgesehen von Triple-A-Games nur sehr wenige Anwendungen, die insbesondere die Leistung der neuen Pro-iPads voll ausreizen. Für Bürohengste wie mich gibt es deswegen keinen Grund, beim teuersten Apple-Tablet zuzugreifen. Mir würde auch ein iPad 10 oder Air genügen. Nur weil ich technisch neugierig bin, habe ich im vergangenen Jahr die kleinste Version des iPad Pro mit M1-Chip als Refurbished-Version gekauft. Das neue iPad Pro mit M4 lacht mich zwar mit dem dünnen Gehäuse und dem OLED-Display an. Ich wüsste aber gar nicht, was ich mit einem mindestens 1.200 Euro teuren Tablet anfangen sollte.
Diese Geräte lohnen sich nur für Nutzer:innen, die entweder aus Prinzip das beste und neueste wollen, was Apple zu bieten hat, oder genau wissen, worauf sie sich einlassen. Denn einen Mac kann das iPad nicht ersetzen.