Der Iran soll Kryptomining zwar zum Teil dazu genutzt haben, um die geltenden Sanktionen bei den Ölexporten zu umgehen. Einer Elliptic-Studie vom Mai 2021 zufolge wende die islamische Republik jährlich rund zehn Millionen Barrel Rohöl – etwa vier Prozent der gesamten Ölexporte – für das Schürfen von Bitcoin und anderen Kryptowährungen auf. Andererseits geht der Staat aber hart gegen illegales Mining vor. Nicht zuletzt, weil das energiefressende Bitcoin-Schürfen zu anhaltenden Stromausfällen führt. Jetzt drehen die Behörden des Landes wegen Problemen bei der Stromversorgung auch autorisierten Kryptominern den Strom ab.
Iran: Kein Strom für autorisierte Kryptominer
Ab Mittwoch, 22. Juni 2022, sollen alle 118 offiziell genehmigten Kryptofarmen keinen Zugang mehr zum Stromnetz haben, wie Techcrunch berichtet. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die in den Sommermonaten stark steigende Nachfrage bei der Stromversorgung bedient werden kann. Insbesondere in den Großstädten wie Teheran dürften in der Sommerhitze die Klimaanlagen auf Hochtouren arbeiten. Einen ähnlichen Schritt hatte der Iran auch im vergangenen Jahr umgesetzt. Damals war das Kryptomining ab September wieder erlaubt worden. Ob das auch in diesem Jahr so ist, ist nicht bekannt, aber möglich.
Dass das Kryptomining im Iran noch immer ein so großer Stromfresser sein soll, ist allerdings etwas verwunderlich. Schließlich ist der Anteil des Landes an der weltweiten Bitcoin-Hashrate von seinem Höchststand im Mai 2021 mit rund 4,5 Prozent auf nur noch 0,1 Prozent im Januar 2022 eingebrochen. Der Kryptocrash der vergangenen Wochen hat zudem auch für einen deutlichen Rückgang beim Stromverbrauch für das Bitcoin-Mining gesorgt. Die maximal vom Bitcoin-Netzwerk verbrauchte Energie hat sich halbiert, wenn man die entsprechenden Daten des Cambridge Centre for Alternative Finance für den Monat Mai 2021 mit denen des aktuellen Jahres vergleicht.
Strukturelle Probleme bei Stromversorgung?
Derweil ist aber ebenso unklar, ob das Kryptomining überhaupt ursächlich für die Probleme bei der Stromversorgung ist. Bevor iranische Behörden im Januar 2021 mehr als 1.600 ohne Genehmigung operierende Miningfarmen geschlossen und dabei etwa 45.000 Mining-Computer beschlagnahmt hatten, soll das Kryptomining nur einen Anteil von zwei Prozent am gesamten Energieverbrauch des Landes ausgemacht haben. Expert:innen warfen der Regierung in Teheran vor, mit dem Vorgehen gegen das Kryptomining von grundsätzlichen strukturellen Problemen bei der Stromversorgung ablenken zu wollen.