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Israel: Wie ein Videospiel als Fake-News-Quelle missbraucht wird

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel ist es insbesondere auf Elon Musks Plattform X (früher: Twitter) sowie auf Tiktok zu einer wahren Flut an Falschmeldungen rund um den Konflikt gekommen. Im Mittelpunkt steht dabei ein Videospiel aus Tschechien.

Von Jörn Brien
2 Min.
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Arma 3: realistisch anmutendes Kriegsspiel. (Bild: Bohemian Interactive)

Nachdem am 7. Oktober 2023 Terroristen der Hamas in Israel eingefallen sind und auch Zivilpersonen getötet und als Geiseln genommen haben, kursieren in den sozialen Medien zahlreiche Bilder und Videos, die angeblich das Geschehen zeigen sollen. Auch die folgenden Angriffe Israels auf Ziele im Gazastreifen sollen in per X oder Tiktok geteiltem Material zu sehen sein.

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Videogame Arma 3 als Ursprung vieler Fake News

Allerdings erweisen sich viele der Fotos und Videos als falsch – entweder stammen sie nicht von dem Konflikt selbst oder es werden nicht einmal reale Vorfälle gezeigt. Wie schon bei vorherigen Kriegen oder Konflikten spielt das Computerspiel Arma 3 der tschechischen Gameschmiede Bohemia Interactive unfreiwillig eine unrühmliche Rolle.

Denn mehrere Szenen aus dem sehr realistisch wirkenden Open-World-Kriegsspiel wurden in den vergangenen Tagen als echt „verkauft“. Mit Erfolg. Per X geteilte Ausschnitte aus dem Game, in denen etwa Hubschrauber abgeschossen werden, wurden mehrere Millionen Mal angeschaut.

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Gefälschtes von echtem Videomaterial unterscheiden

Sehr zum Unmut des Gamestudios, das Arma 3 im Jahr 2013 herausgebracht hat. Immer wieder versuche das Team seitdem, die anlässlich verschiedener Konflikte in sozialen Medien verwendeten Szenen zu melden und entfernen zu lassen. Wie sich Videospielszenen von echten Videos unterscheiden lassen, hat das Unternehmen eigens in einem Blogbeitrag erklärt.

Dazu gehört etwa, dass die Auflösung des Videogame-Materials sehr gering ist. Die Spielszenen sind eher wackelig und teilweise verpixelt. Außerdem gibt es oft keinen dazugehörigen Ton und die Menschen bewegen sich kaum oder gar nicht. Ebenfalls nicht realistisch sind die Darstellungen von Explosionen oder Feuer und Staub.

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Politiker teilt Videospielausschnitt

Das fällt vielen aber offenbar nicht auf. Auf Tiktok etwa generierte ein Videoschnipsel aus Arma 3, der angeblich eine israelische Offensive zeigen soll, über drei Millionen Views, wie Rollingstone berichtet. Dieses Posting erschien offenbar so realistisch, dass es später von dem britischen Rechtsaußenpolitiker Paul Golding auf X geteilt wurde. Golding löschte das Video immerhin, nachdem er erfahren hatte, dass es sich um eine Falschmeldung handelte.

Andere Fake-Meldungen mit Videomaterial aus Arma 3 stehen allerdings nach wie vor auf X – manche nach Hinweisen aus der Community mit einem entsprechenden Vermerk. Das Löschen ist derweil nicht nach dem Geschmack von Elon Musk.

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Musk: Rüffel aus Brüssel wegen X‑Politik

Diese Politik brachte dem X‑Besitzer einen Rüffel aus Brüssel ein. EU-Kommissar Thierry Breton forderte Musk in einem offenen Brief auf, umgehend auf das Fake-Material – unter anderem aus Videospielen – zu reagieren. Breton drohte auch mit möglichen rechtlichen Schritten, sollte Musk das Problem nicht unter Kontrolle bekommen.

In diesen brutalen Spielen könnt ihr trotzdem pazifistisch sein Quelle: parilov / shutterstock

Kritiker:innen sehen in der von Musk propagierten Politik der angeblich vollen Meinungsfreiheit das Hauptproblem für die rasante Verbreitung von Fake News. So spiegelten die – frei zum Verkauf stehenden – blauen Häkchen auch bei Fake-Kanälen eine gewisse Authentizität vor. Die Regeln zum Umgang mit Fake News wurden abgeschwächt, die entsprechenden internen Teams deutlich verkleinert.

Verdienstmöglichkeit feuert Sensationsgier an

Auch die Möglichkeit, mit Inhalten Geld zu verdienen, wenn sie sich nur stark verbreiten, öffnet Falschmeldungen Tür und Tor. Musk selbst hatte zudem mit seiner – später gelöschten – Empfehlung für zwei Accounts, die nachweislich Verschwörungserzählungen und antisemitische Kommentare verbreitet hatten, für Unmut gesorgt.

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Kommentare (1)

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Gunar Gürgens

Tjo und das wird noch übler werden. Letztens war ja so ein Spiel mit wirklich Hyperrealistischer Grafik in den Medien. Das war alles aus der Perspektive einer Bodycam und das Setting war echt krass und sah sehr sehr gut aus.
Es gab dann sogar Diskussionen, ob das ganze ein Fake wäre, das endgültige Ergebnis der Diskussion habe ich dann nicht mehr mitbekommen. Aber soweit ich weiß, wurde in der Sequenz zwischen Editor und Spielgrafik umgeschaltet.

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