IW-Studie rechnet vor: 4-Tage-Woche durch Produktivitätsgewinne erst 2048 finanzierbar

Die Vier-Tage-Woche kommt bei den Menschen gut an: Eine Befragung der Hans-Böckler-Stiftung brachte 2023 zutage, dass 81 Prozent der Deutschen sich eine Vier-Tage-Woche wünschen. Knapp 73 Prozent geben an, einer Arbeitszeitverkürzung nur bei gleichem Lohn zuzustimmen. Acht Prozent würden ihre Arbeitszeit auch reduzieren, wenn dadurch das Entgelt geringer ausfiel. Der Wunsch nach einer Arbeitszeitverkürzung ist hoch.
Dementsprechend sind auch die Pilotprojekte der 4-Day-Week-Initiative von großem Interesse. Vor allem hat der zuletzt in Deutschland durchgeführte Testlauf unter 45 Unternehmen über sechs Monate für Aufsehen gesorgt. Ein zentrales Ergebnis: Sowohl der Umsatz als auch der Gewinn der teilnehmenden Unternehmen sind im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben. Die meisten Firmen bleiben dabei.
IW-Gutachten: 4-Tage-Woche ist nicht finanzierbar
Kritik kommt vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). In einem Gutachten hat der Lobbyverein vorgerechnet, dass eine Reduzierung der Wochenstunden von 40 an fünf Tagen auf 32 an vier Tagen einer Verringerung des Arbeitsvolumens um 20 Prozent gleichkommt. Bei einer Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich müsse die Stundenproduktivität um 25 Prozent steigen, damit sie am Ende kompensiert wird.
Weiter rechnet das IW vor: Sofern die Produktivitätsentwicklung der vergangenen zehn Jahre um jährlich 0,93 Prozent fortgeschrieben wird, ist der benötigte Produktivitätsgewinn für eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich für die Gesamtwirtschaft erst im Jahr 2048 erreicht. Dies gelte jedoch nur dann, wenn der gesamte Produktivitätsfortschritt für die Arbeitszeitverkürzung verwendet wird.
4-Tage-Woche: Pilotprojekte nicht repräsentativ
Kritik an der Methodik der Pilotprojekte von 4-Day-Week kommen indes regelmäßig auf. So wird unter anderem bemängelt, dass die durchführenden Unternehmen den Branchenquerschnitt nicht repräsentativ genug darstellen. So sei in Deutschland insbesondere die Beratungs- und Agenturbranche überdurchschnittlich stark vertreten, während Handwerks-, Gesundheits- und Sozialbetriebe nur geringfügig teilgenommen haben.
Dass die Testläufe repräsentativ für die Gesamtwirtschaft sind, kann somit ausgeschlossen werden. Vielmehr vermitteln sie einen Eindruck, wie sich Maßnahmen zur Arbeitszeitflexibilität auf den Geschäftserfolg einzelner Unternehmen sowie die Zufriedenheit der Team-Mitglieder auswirken. Neben Deutschland fanden unter anderem auch Testläufe in den USA, Kanada, Italien, Portugal und Großbritannien statt.