Bei Smartphones sind die kleinen Cams, die auf die Gesichter ihrer Nutzenden gerichtet sind, teils wichtiger als die leistungsfähigeren Kamera-Setups, die auf der Rückseite verbaut werden. Wer eine richtige Influencerin oder ein richtiger Influencer sein will, muss sich selbst ins Bild setzen können.
Von wegen eitel: Selfies erfolgen zur Selbstkontrolle
Das scheinen sich auch die Entwickler des James-Webb-Teleskops gedacht zu haben. Der mit hohen Erwartungen gestartete Sternenbeobachter kann sich selbst knipsen. Schon zu Beginn des Kalibrierungsprozesses hatte die Nasa ein Selfie veröffentlicht. Das sah eher mäßig beeindruckend aus:
Nach dem Abschluss des Kalibrierungsprozesses durften wir ein wirklich beeindruckendes Bild aus der Hauptkamera betrachten. Jetzt hat die Nasa gezeigt, dass auch die Selfie-Cam von den Kalibrierungsvorgängen profitieren konnte. Das neuste Webb-Selfie erscheint so perfekt fokussiert, dass es mehr als Grafik, denn als Foto wahrzunehmen ist.
Tatsächlich macht das James-Webb-Teleskop Selfies nicht etwa aus Eitelkeit seiner Entwickelnden. Vielmehr dienen die Selbstporträts der Spiegelanlage dazu, sicherzustellen, dass alle 18 sechseckigen Spiegel an der richtigen Stelle stehen. Eine schnelle optische Prüfung per Selfie kann da hilfreich sein.
Farben eher aus dem Photoshop, denn aus dem Teleskop
Auf diese Weise kann sich die Nasa jederzeit vom ordnungsgemäßen Zustand der 18 Sechseck-Spiegel überzeugen. Damit dürften die Aufnahmen des Teleskops auf Dauer so scharf bleiben, wie wir es heute erstmals sehen durften. Wer nun aber glaubt, James Webb würde die knackigen Farbaufnahmen tatsächlich mit den verbauten Instrumenten schießen, sollte sich diesem Beitrag widmen. Darin zeigen wir, dass die Farben, die wir auf Weltraumaufnahmen sehen, nur zu kleinen Teilen auf Daten und zu großen Teilen auf ästhetischen Fantasien basieren.