Ob Maschinen des Menschen Freund oder Feind sind, gehört zur intensivsten ökonomischen Debatte der vergangenen 200 Jahre. Angefangen 1844 mit den frühen Aufständen der Weber über den 1970er-Jahre-Slogan vom „Jobkiller Computer“ bis zur 2013 erschienen populären These der Forscher Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne, die besagt, dass Maschinen bald jeden zweiten Arbeitsplatz obsolet machen würden.
Skeptiker führen einen erbitterten Glaubenskrieg gegen Optimisten, der durch immer neue Studien und Analysen befeuert wird. Dabei scheint ein Grundsatz jedoch unanfechtbar: Durch neue Technologien werden Jobs definitiv verschwinden, jedoch auch neue entstehen. In welchem Verhältnis, darüber scheiden sich die Geister. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat die Debatte nun mit einer Prognose erneut entfacht.
Weniger Buchhalter, mehr Datenanalysten
Laut deren „Future of Jobs“-Report kommt es in den kommenden Jahren zu erheblichen Umwälzungen auf dem globalen Arbeitsmarkt. Demnach sollen bis 2027 weltweit 83 Millionen Stellen abgebaut und nur 69 Millionen Stellen neu geschaffen werden. Das entspräche einem Nettoverlust von 14 Millionen Arbeitsplätzen beziehungsweise rund zwei Prozent aller Stellen, die im Datensatz der Lobbyorganisation erfasst sind.
Laut dem Weltwirtschaftsforum übernehmen KI- und Automatisierungstechnologien immer mehr Routinearbeiten, wodurch Personal eingespart wird. So sollen in der Buchhaltung und der Verwaltung rund 26 Millionen Arbeitsplätze bis 2027 wegfallen, heißt es in dem Bericht. Auch die Stellen von Sekretärinnen und Sekretären, Ticketverkäuferinnen und -verkäufern sowie Kassiererinnen und Kassierern seien betroffen.
Gute Aussichten prognostizieren die Arbeitsmarktforscherinnen und -forscher hingegen für Datenanalystinnen und -analysten, Spezialistinnen und Spezialisten für maschinelles Lernen und Cybersicherheitsexpertinnen und -experten. Das WEF geht binnen der nächsten Jahre von einer Steigerung der Nachfrage bei diesen Jobs von über 30 Prozent aus. Es profitieren Arbeitskräfte, die neue Technologien implementieren und verwalten.
„Die Zeit ist reif dafür, dass Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik diese Transformation entscheidend gestalten und für Zukunftsinvestitionen sorgen, die zu besseren Arbeitsplätzen und Möglichkeiten für alle führen“, erklärt Saadia Zahidi, Managing Director des Weltwirtschaftsforums. Sie legt besonderes Augenmerk auf die Fort- und Weiterbildung der Menschen, damit sie für den Arbeitsmarkt relevant bleiben.
Darin stimmen Forscherinnen und Forscher auf der ganzen Welt ein: „Mitarbeiter und Mitarbeiter müssen sich weiterbilden, die Firmen umschulen“, fordert insofern auch der Ökonom Terry Gregory vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA). „Weg von Routine, hin zu analytischen, sozial interaktiven Tätigkeiten. Das ist die Transformation, die Volkswirtschaften schaffen müssen“, erklärt er weiter.
Test: Übernehmen Maschinen deinen Job?
Beschäftigte können über verschiedene Tools im Netz indessen überprüfen, wie gefährdet der eigene Job ist. Die Website „Will Robots Take My Job?“ gehört dazu. Sie stützt sich auf Daten aus dem oben zitierten Bericht von Frey und Osborne. Anwenderinnen und Anwender können dort den eigenen Beruf eintragen und berechnen lassen, wie wahrscheinlich es ist, dass der eines Tages an Maschinen ausgelagert wird.